„Siehe, dein König kommt zu dir, ein
Gerechter und ein Helfer.“ (Sacharja 9,9)
Die Tage der Advents- und Weihnachtszeit und des beginnenden neuen Jahres sind von besonderen Stimmungen und großen Gefühlen geprägt. Die kommenden Festtage und alles, was mit ihnen verbunden ist, werden uns dann doch wieder berühren. Alle Jahre wieder!
Aber in den Texten, Liedern, Bildern, Symbolen und Bräuchen zu Advent und Weihnachten sind sie ja auch verborgen, so wie in einer Flaschenpost aus der Tiefe der Zeiten: Die Hoffnungen und Visionen, die Sehnsüchte und Träume vom gelingenden Leben!
„Wesensbilder des Menschlichen“, denen sich kaum jemand entziehen kann. Selbst in der Kritik oder der Ablehnung des Weihnachtsrummels steckt noch eine Ahnung, wie es sein könnte oder wie es sein müsste … unser Leben … um zu seiner ganz eigenen Wahrheit zu finden. Wenn da nicht alles so pervertiert wäre in Kitsch und Konsum.
Vom Untergang der Welt, vom Warten, von Geburt und vom Neubeginn, von Engelsbotschaften vom großen Frieden, von Verfolgung, Asyl und Rettung, gar von Erlösung reden die Bilder und Texte der Advents- und Weihnachtszeit. Und sie wollen sich erfüllen in der Geburt des neuen Menschen Jesus, in dem Gott die Liebe für immer ins menschliche Herz einschreibt.
„Angst, leg dich schlafen, Hoffnung zieh dich an,
du musst mit mir gehen, schnür die Schuhe fester!
Ich hielt dich lang verborgen, kleine Schwester,
schön bist du geworden,
und ich freu mich dran.“
So drückt es eine Strophe der Dichterin Christine Lavant aus und ich meine, genau darum geht es: Diese Hoffnung soll der König und die Königin deines Herzens werden, Bruder und Schwester, damit der Schrecken, die Angst und der Tod nicht das letzte Wort über dein Leben haben.
Von daher kann in uns ein Wahrnehmungsvermögen erwachsen, dem Ruf der „himmlischen Heerscharen“ zu trauen. Und inmitten einer Kaiser-Augustus- und Herodes-Welt voll von militärischer Gewalt, weltumspannender Gier nach Macht und Geld, den Frieden „der Menschen seiner Gnade“ für möglich zu halten, ja ihn als Auftrag und Ziel zu ergreifen.
Das Zeichen dafür ist das Kind im Stall von Bethlehem, in dem Gott aufs Neue Wege unserer Menschwerdung versucht.
Günther Kern-Kremp