Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jesaja 66,13)
Gott, wie eine liebende, tröstende Mutter, Gott, wie ein hilfloses und schwaches Kind. Das sind beides Bilder, die unsere Vorstellung von Gott, vom Göttlichen, wohl um diese Tage jedes Jahr aufs Neue in Erstaunen versetzen. Und beides sind Bilder, die uns von Gott als der Liebe wie kaum andere erzählen können.
Vielleicht denken Sie an Situationen, in denen Sie Ihre Kinder als Mütter oder Väter, als Großmütter oder Großväter getröstet haben, als sie vielleicht hingefallen waren oder abgelehnt worden waren; oder als sie größer wurden und den ersten Liebeskummer hatten. Vielleicht erinnern Sie sich, wie Sie selbst als Kind auf den Schoß Ihrer Mutter, Ihres Vaters oder eines anderen nahen Menschen gesessen haben. Vielleicht sind selbst die Gefühle von Geborgenheit, die sich da in Ihnen ausbreiten, noch heute nachzuspüren. Vielleicht haben Sie sich dieses Gefühl aber auch nur sehnlich erwünscht und es doch entbehren müssen.
Trostbedürftig sind wir auch als Erwachsene immer wieder. Da sind Abschiede von lieben Menschen zu bewältigen. Wer kann uns trösten? Da sind Niederlagen, Scheitern und Enttäuschung zu verkraften. Wie kann da Trost aussehen?
„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“, heißt es in der Jahreslosung. Das weist uns auf den Gott der Liebe hin, mütterlich, fürsorglich, uns bedürftigen Menschen zugewandt. Das weist uns auch auf Jesus hin und seinen Weg der Liebe. Der begann selber bedürftig und trostlos im armen Stall von Bethlehem, wurde zum Weg der Liebe und der Tröstung, weil er sich den Kranken und Hoffnungslosen zuwendete. Und für diesen Liebesweg scheute er auch den Tod am Kreuz nicht. Auferstehungserfahrungen, die Christinnen und Christen zu allen Zeiten machten, waren immer auch Erfahrungen von Trost, den sie fanden in den dunkelsten Stunden ihres Lebens.
„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“ haben wir in der Adventszeit in der Kirche gesungen. Wir schauen auf Jesus und werden hier und da selber zu Tröstenden: Begleiten die Nachbarin in ihrer Trauer um den Ehemann, hören der Flüchtlingsfrau zu, wenn sie von der traumatischen Geschichte ihrer Flucht und ihrem Heimweh erzählt, halten aus, wo andere den Scherbenhaufen ihrer gescheiterten Ehe hinter sich lassen müssen oder den gemeinsamen Alltag mit ihren Kindern darüber verlieren.
Gott – wie eine tröstende Mutter! An diesem Bild hat sich das ganze Volk Israel vor dreitausend Jahren in hoffnungsloser Situation in der Verbannung festgehalten und getröstet. Vielleicht finden auch Sie darin einen Zugang zu Gott – durch Ihre Herzenstür.
Friederike Wilberg