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Was ist Glück?

„Wer mich findet, hat Leben gefunden und wird von dem Ewigen Freude erhalten,“ so sagt es die Weisheit (Sprüche 8,35).

Was macht ein gutes Leben aus? Sind es die Beziehungen im Alltag, die Ihrem Leben Sinn geben? Oder geht es darum, Zusammenhänge in der Welt zu begreifen? In guten wirtschaftlichen Verhältnissen zu leben? Für mich persönlich gehört zum Glück das Gefühl von Leichtigkeit und Lebensfreude. Aber wo finde ich das? Unser Leben ist oft kompliziert. Unter Umständen manchmal auch tragisch. Chaotisch. Es verlangt uns viel ab. Wo haben da Lebensfreude und Leichtigkeit Raum? Wo hat das in meinem Glauben Raum?

Spannend fand ich, dass es dazu im Buch der Sprüche in Kapitel 8 ein paar sehr erhellende Verse gibt. Darin tritt die Weisheit als weibliche Person auf. Auf Hebräisch heißt sie Chokma, auf Griechisch Sophia. Sie wurde von Gott als erstes Werk geschaffen. Und mit ihr ist etwas in die Welt gekommen: die Lebensfreude. So heißt es in den Sprüchen: „Die Freude war ich Tag für Tag und spielte die ganze Zeit vor ihm“, also vor Gott (Sprüche 8,30).

Die Weisheit hat Freude am Spiel, an der spielerischen Begegnung mit Gott und den Menschen. Sie ist demnach also keine ernste Frau, die stets kluge Ratschläge gibt und sich intellektuell auseinandersetzt, sondern sie scheint lebhaft zu sein, Lebensfreude auszustrahlen, Leichtigkeit – und sie wirkt dabei ansteckend.
Das spricht mich sehr an: So verstanden kann die Weisheit ein guter Gegenpol zu all dem Ernsten und Schweren sein, das uns umgibt. Sie nimmt das Schwere nicht weg, aber sie stellt noch eine andere Perspektive hinzu. Sie ermutigt uns, unsere Wahrnehmung zu verändern.

Und manchmal machen wir dann vielleicht die Erfahrung, dass das Glück uns in unerwartet einfacher Form begegnet, da, wo wir es gar nicht erwarten: ein schönes Musikstück im Radio, der Duft einer blühenden Sommerwiese, eine wohltuende Umarmung. Ein schöner Ausblick vom Gipfel nach einem mühsamen Aufstieg. Gemeinschaft. Vogelgezwitscher am Morgen.

Ich erlebe es in meiner Tätigkeit im Krankenhaus und im Hospiz gar nicht mal so selten, dass solche Glücksmomente selbst in sehr schweren Situationen erlebbar sind und dann zu äußerst kostbaren Momenten werden. Momente, die wieder neu Kraft geben.

Lebensfreude und Leichtigkeit. Das möchte ich gerne mit in diesen Sommer nehmen. Möchte meine Augen offenhalten für das, was mich erfüllt, was mich herzhaft lachen, was mir das Herz aufgehen lässt. Was Leichtigkeit in mein Leben und vielleicht sogar in meinen Glauben bringt. Und damit letztlich auch Tiefe und Erfülltheit – echtes Glück.

Wenke Bartholdi

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