Jeden Monat einmal teilen wir miteinander im Gottesdienst Brot und Wein. Dieses alte Ritual, dessen Wurzeln noch vor dem Beginn des Christentums liegen, hat für uns besondere Bedeutung. Für dieses Teilen von Brot und Wein in der Nachfolge Jesu gibt es in der Christenheit verschiedene Bezeichnungen. Am geläufigsten ist uns sicher der Begriff Abendmahl. Weitere Namen sind zum Beispiel Eucharistie oder Kommunion. Jede dieser Bezeichnungen betont einen anderen Schwerpunkt dieser Feier.
Wenn wir von Abendmahl sprechen, erinnern wir uns daran, dass Jesus am Abend vor seiner Festnahme durch die Staatsmacht mit seinen Schülern zusammen ein abendliches Mahl festlich und rituell eingenommen hat und dabei mit ihnen Brot und Wein geteilt hat. Nach dem überwiegenden Zeugnis der biblischen Schriften (außer dem Johannesevangelium) geschah dies an einem für die Juden besonderen Abend, dem Seder-Abend. Dieser Abend war und ist für Juden auch heute noch der Auftakt zur Feier des Passafestes.
Bei diesem Fest wird der Befreiung aus Ägypten gedacht. In einer festgelegten Ordnung, hebräisch Seder, wird die Geschichte, wie Gott durch Mose das Volk aus der Sklaverei befreit, verlesen und es werden vier randvoll gefüllte Becher Wein geleert sowie ungesäuertes Brot, Matzen, als Zeichen der damaligen Eile beim Aufbruch, gegessen. Dazu werden unter anderem bittere, in Salzwasser getunkte Kräuter gegessen, als Zeichen der Bitternis der Sklaverei und der damals vergossenen Tränen. Die erste Frage, die jüdische Kinder jedes Jahr den Erwachsenen stellen, lautet „Wieso ist dieser Abend anders als jeder andere Abend?“
Dieser spezielle Sederabend vor knapp zweitausend Jahren, als Jesus mit seinen Jüngern in Jerusalem das Brot brach, war noch einmal anders als alle Sederabende zuvor. Jesus erweitert den Bund Gottes mit Abraham, der am Sinai durch das Blut von Opfertieren geschlossen wurde und in dem er ihm Begleitung, Nachkommen und Land versprach, zu einem neuen Bund, geschlossen im Blute Jesu, in dem selbst die Sünde und die Angst vor dem Tod ihr Ende finden.
Diesen neuen Bund feiern wir Monat für Monat, wenn wir miteinander in der Gegenwart des Auferstandenen Brot und Wein miteinander teilen. Der alte Bund, und vor allem die Erinnerung an die Befreiung aus der Sklaverei, schwingt dabei immer mit, so wie Paulus im 1. Korintherbrief schreibt, „Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte“, so stehen wir miteinander um den Altar und sehen von dort aus auf alle Menschen, als teuer erkaufte freie Menschen, die sich von nichts und niemanden wieder entwerten und versklaven lassen sollen, Menschen, die aufrechten Hauptes durchs Leben gehen und sich selbst vor dem Tod nicht mehr fürchten müssen, weil sie wissen: Ich bin erlöst!
Frank Jager