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Über die Gastfreundschaft | Unterwegs #1

Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt. (Hebräer 13,2)

Gastfreundschaft ist eine nicht so stark verbreitete Tugend in Deutschland. Gegenüber früher ist man wohl auch nicht mehr ganz so stark davon abhängig, da früher bei Durchreisenden oftmals nicht so die Möglichkeit bestand, in Hotels oder Gaststätten unterzukommen, wie es heute der Fall ist. Das spiegelt sich in unserer Kultur und in unserem Sprachgebrauch wider. „Wirst du irgendwo gut aufgenommen, musst du nicht gleich wiederkommen“ (deutsches Sprichwort). Diese Grundeinstellung ist mir in Deutschland des Öfteren begegnet.

Wikipedia beschreibt Gastfreundschaft wie folgt: „Die Gastfreundschaft ist die freundliche Gesinnung, die einem Besucher von seinem Gastfreund bei seiner Beherbergung, Bewirtung und Unterhaltung entgegengebracht wird. Das Grundprinzip der Gastfreundschaft seit alters her ist wohl das der Gegenseitigkeit: Man erhofft sich selbst unter ähnlichen Bedingungen gastfreundliche Aufnahme.“ Doch was ist biblisch tatsächlich mit Gastfreundschaft gemeint? Dazu muss man sich die Geschichten der Bibel anschauen.

Abraham, zum Beispiel, beherbergte in vorbildlicher Art und Weise Go􀁁, als dieser in Form von Engeln ihm erschien. Brot wurde gebacken, ein gemästetes Kalb geschlachtet (1 Mose 18). Dabei wusste Abraham überhaupt nicht, wer diese Besucher waren. So eine Gastfreundschaft  war „normal“ und ist auch heute noch in arabischen Ländern gängig. Immer wieder erinnert Gott Israel daran, dass sie als Fremde in Ägypten wohnten. Deshalb sollen sie sich um die Fremden in ihrer Mitte gut kümmern (zum Beispiel 2 Mose 22).

Der Gedanke des Verses aus Hebräer 13 findet sich auch an anderen Stellen des Neuen Testamentes, wie etwa 1. Petrus 4,9: „Seid gastfrei untereinander ohne Murren.“ Oder Römer 12,13: „Übt Gastfreundschaft.“ Das Thema wird immer und immer wieder im Neuen Testament erwähnt. Es ist aber wesentlich breiter gefächert als wir es normalerweise ansehen.

Deswegen schauen wir uns mal die Bedeutung des Wortes genauer an, im ursprünglichen Text Philoxenia, ein zusammengesetztes Wort. Philo bedeutet laut Duden: „Freund, Verehrer (von etwas), Liebhaber, Anhänger; Liebe, Verehrung, Neigung (zu etwas), wissenschaftliche Beschäftigung.“ Xenia oder Xenos bedeutet „Fremder, Kriegsfeind“. Zusammengesetzt kommt nun landläufig das Wort Gastfreundschaft heraus. Im weiteren Sinn ist aber eine freundliche Gesinnung gegenüber Fremden, ja sogar bis hin zu Kriegsfeinden, gemeint. Dieses beinhaltet natürlich auch Gastfreundschaft in unserem deutschen Wortsinn. Aber halt auch viel mehr.

Natürlich sollen wir jemandem, der ein Dach über dem Kopf braucht, wenn wir die Möglichkeiten dazu haben, dieses gewähren. Auch mit einer Mahlzeit dazu. Bei vielen Christen wird man allerdings verbreitet die Meinung finden, dass man nur gegenüber Christinnen und Freunden solch ein Verhalten haben soll. Das wiederum ist biblisch überhaupt nicht zu begründen. Selbstverständlich sollen wir auch gegenüber Glaubensgeschwistern gutes Verhalten walten lassen. Aber der zentrale Punkt ist doch, dass wir andere, die uns fremd sind, auch gut behandeln sollen. Das passt auch besser, um die Misshandelten soll man sich kümmern und habgierig soll man nicht sein.

Wann haben Sie, habe ich das letzte Mal, egal in welcher Art und Weise, Freundschaft gegenüber Fremden walten lassen? Sei es nun im herkömmlichen Sinn, durch Übernachtungsgäste oder Mahlzeiten? Oder durch das Ansprechen und Nacharbeiten von Beziehungen gegenüber Fremden unter uns? Oder einfach nur durch gute Worte gegenüber Menschen, die Ihnen fremd sind? Wann ist das passiert?

Wenn das länger her ist, dann überlegen Sie einmal, wie das in den kommenden Wochen praktisch gelingen kann. Wie können Sie Menschen, die Ihnen fremd sind, Freundlichkeit erweisen? Genau das ist es, was Gott gegenüber uns als Menschen immer wieder tut. Jeden Tag aufs Neue!

Viele von uns brechen in den nächsten Tagen und Wochen auf, in fremde Länder, zu unbekannten Menschen – ich wünsche Ihnen eine erholsame Urlaubs‐ und Reisezeit und dass auch Ihnen gegenüber Gastfreundschaft geübt wird.

Uwe Paulukat / nach einer Predigt von Edwin Boschmann