Ein neuer Blick auf unsere Verwundbarkeit

Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. (2. Korinther 12,9)

Es ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis, die wir aus der Corona-Pandemie ziehen: dass sie uns unsere Verwundbarkeit vor Augen geführt hat und weiterhin zeigt. Jedem und jeder einzelnen, aber auch uns als gesamter Gesellschaft. Wir alle haben diese Verwundbarkeit in den vergangenen eineinhalb Jahren in vielfältiger Weise hautnah erleben müssen:

durch die Angst vor eigener Infizierung, vielleicht durch eigene Erkrankung,
durch die Angst, andere anzustecken,
durch die Sorge um die alten Eltern oder andere Weggefährt*innen,
durch die Trauer um die, die durch das Virus verstorben sind,
durch verstörende Bilder aus anderen Ländern, in denen das Virus noch ganz anders tobt. Weiterlesen

Der verwundbare Gott

Unverwundbar sein – keine Schwäche zeigen. Es ist diese Haltung, die gegenwärtig Regierende wie Putin, Erdogan und Trump demonstrieren. Eine Konzentration auf vermeintliche Stärke und Macht, auf Verteidigung, Mauern und Grenzen. Nur ja keine Schwäche zeigen, keine Unsicherheit zugeben.

Diese Haltung der vermeintlichen Unverwundbarkeit ist es, die mich in diesem Jahr im Zugehen auf das Osterfest beschäftigt. Ein Fest, das darin seine lebensspendende Kraft findet, dass es die Verletzlichkeit, das Leiden, die wunden Punkte im Leben, nicht ausblendet. Weiterlesen

Eine Erneuerung, die gut tut und erfrischt

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. (Ezechiel 36,26)

In meinen Gesprächen erlebe ich häufig, dass sich viele Menschen Sorgen über den Zustand unserer Gesellschaft machen. Und die Nachrichten der letzten Wochen und Monate scheinen ihnen Recht zu geben: Da liegt ein hilfloser Mann in Essen vor einem Geldautomaten auf dem Boden – und die Videoaufnahmen zeigten uns, wie andere Menschen den offensichtlich Hilflosen ignorieren; über ihn hinwegsteigen. Da ist jene heimtückische Attacke in einer Berliner U-Bahn-Station, bei der eine junge Frau hinterrücks die Treppe hinuntergetreten wurde. Da sind die schrecklichen Terrorakte und die Anschläge in Berlin, Brüssel, Nizza.

Was treibt Menschen an, mit Hass und Gewalt das Leben anderer, das Leben von Jungen und Alten zu zerstören? Wie konnte ein gewalttätiger und radikalisierter Mann wie Anis Amri mutmaßlich die Mordtat auf dem Weihnachtsmarkt im Herzen Berlins begehen? Viele machen sich angesichts von Terror und Gewalt zunehmend Sorgen um ihre eigene Sicherheit. Beim Euro, bei der Rente, an den Grenzen – es geht um sichere Straßen, sichere Wohnungen und sichere Lebensverhältnisse. Ist also an der Jahresschwelle zu 2017 plötzlich die Sicherheit das höchste Gebot? Weiterlesen