Die vergleichende Frage nach Jesus und Sokrates ist für manchen von uns eine sehr neue, aber sie ist bald 2.000 Jahre alt. Die Verteidiger des Christentums im 2./3. Jahrhundert stellten sie schon. Im 20. Jahrhundert fragt Dietrich Bonhoeffer in seinen berühmten Texten, die in „Widerstand und Ergebung“ von seinem Freund Eberhard Bethge gesammelt worden sind, nach Ostern. Er sagt:
„Unser Blick fällt mehr auf das Sterben als auf den Tod. Wie wir mit dem Sterben fertig werden, ist uns wichtiger als wie wir den Tod besiegen. Sokrates überwand das Sterben, Christus überwand den Tod. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod (vgl. 1. Korinther 15,26). Mit dem Sterben fertig werden, bedeutet noch nicht mit dem Tod fertig werden. Die Überwindung des Sterbens ist im Bereich menschlicher Möglichkeiten, die Überwindung des Todes heißt Auferstehung“ (vgl. Dietrich Bonhoeffer: Werke Bd. 8, 368f).
Wir werden in diesem Text einen großen, weiten Bogen schlagen durch die Jahrtausende. Von dem Fragen des Sokrates im 5. Jahrhundert v. Chr. nach der Tugend (areté) zu Jesu Christi Bergpredigt – Ethik der Feindesliebe (agápe) bis hin zur Ethik Dietrich Bonhoeffers und Hans Küngs im 20. Jahrhundert. Weiterlesen