Blick aufs Wesentliche

Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an. (1. Samuel 16,7)

„Den kenne ich doch – vom Sehen. Jeden Tag geht er hier vorbei. Er hat diese große Tasche dabei und im Winter immer eine merkwürdige Mütze auf dem Kopf. Recht zügig geht er seinen Weg, meist mit grimmigem Gesichtsausdruck. Er muss ein oder zwei Straßen weiter wohnen. Ich finde ihn komisch, nicht wirklich sympathisch.“

Kennen Sie auch solche oder ähnliche Gedanken? Manchmal ist die Überraschung allerdings groß: durch Zufall begegnet man sich, erst ein kurzer Gruß, beim zweiten Mal eine beiläufige Bemerkung und dann sogar ein Gespräch, echt nett und freundlich. Weiterlesen

Gottes Nähe verwandelt uns

Als Mose mit den beiden Tafeln den Berg Sinai hinabstieg, wusste er nicht, dass sein Gesicht einen strahlenden Glanz bekommen hatte, während der Herr mit ihm sprach. (2. Mose 34,29)

In einem wunderbaren Film erwacht ein Familienvater mit einer unübersehbaren Veränderung: über seinem Kopf schwebt ein Heiligenschein. Hell. Unübersehbar. Das Problem ist nur, dass er ihn nicht mehr wegbekommt. Alle Tricks helfen nicht: er bleibt und er leuchtet – weithin sichtbar. Nur durch Mützen oder ähnliches kann er verdeckt werden.

Die Leute im Dorf sind alles andere als begeistert und wissen schlecht damit umzugehen. Unser leuchtendes Beispiel gibt zwar alles, um dieses seltsame Licht wieder loszuwerden – aber nutzen tut es leider nichts. Ohne jetzt den ganzen Film erzählen zu wollen, bleibt doch ein Problem: was ist zu tun, wenn hell über einem und unübersehbar für alle ein Licht leuchtet? Und was sagen die Leute dazu? Weiterlesen

Was uns im Herzen bewegt, das behüten wir

Und es begab sich aber zu der Zeit… (Lukas 2,1)

Kriegen Sie die Weihnachtsgeschichte noch zusammen? Vielleicht haben Sie sie vor langer Zeit einmal auswendig gelernt und sicher schon unzählige Male in der Kirche gehört, wenn sie feierlich am Heiligen Abend aus dem Evangelium des Lukas vorgelesen wird: die frohe Botschaft von der Geburt Jesu.

Die Engländer haben für das Auswendiglernen einen schönen Ausdruck: „learning by heart“ – etwas mit dem Herzen lernen. Darum geht es, wenn wir die Weihnachtsgeschichte hören: dass wir im Herzen von ihr berührt werden. Weiterlesen

Wie die Kinder

Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes! Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. (Markus 10,14-15)

An diesen bekannten Spruch aus dem Markusevangelium musste ich letztens denken, als ich meinen beiden Enkelinnen still und völlig fasziniert beim Spielen auf unserer Terrasse zusah. Sie waren mit ihren Eltern, die (leider) in Österreich wohnen, für ein paar Tage bei uns zu Besuch.

Drei Jahrzehnte nach der Beschäftigung mit den eigenen Kindern ist mir da noch einmal bewusst geworden, wie recht Jesus mit seiner Wertschätzung der Kinder hat. Und deshalb freue ich mich auch sehr, dass wir im Moment in unserer Gemeinde eine hohe Nachfrage nach Taufen haben und fast in jedem Gottesdienst (und auch danach) Kinder taufen. Das ist schön! Weiterlesen

Weihnachten: Geschichten und Symbole, die uns bewahren

„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt!“ lautet eine alte Prophezeiung der Bibel (Jesaja 60,1). Die Weihnachtszeit ist diesmal anders, stiller… Ich persönlich vermisse die fünf lauten Paukenschläge, mit denen alljährlich das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach beginnt. Und ich denke an die Chorsängerinnen und Chorsänger, die warten und hoffen auf eine Zeit, in der sie wieder gemeinsam singen dürfen. An diesem Weihnachten sehne ich mich besonders nach den alten Bräuchen, Geschichten und Symbolen, die uns bewahren. Weiterlesen

Von Scherben, Chancen und Neuanfang

Da liegt sie, die wunderbare Keramikschale, zerschellt in tausend Teile. Die schöne Urlaubserinnerung ein Haufen Scherben. Dabei war sie so stabil, so sicher im Stand, strahlend in ihrer Bemalung, ein echt gutes Stück. Durch eine einzige unvorsichtige Bewegung ist davon nicht mehr viel übriggeblieben. Nun liegen die Scherben auf dem Boden.

Auch im Leben kennen wir Brüche. Vorstellungen, Beziehungen, Lebensgrundlagen geraten ins Wanken und zerbrechen. Nicht selten sagen Menschen: „Ich stehe vor einem Scherbenhaufen.“ Die zerborstene Keramikschale und der Scherbenhaufen des Lebens, was ist zu tun? Zusammenkehren und entsorgen? Weiterlesen

So geht Zahltag bei Jesus

Am Zahltag gab es früher die Lohntüte. Der Arbeitnehmer erschien im Lohnbüro und erhielt den Lohn für seine geleistete Arbeit in barer Münze in einer Papiertüte in die Hand gedrückt. Wenn die daheim wartende Ehefrau Glück hatte, erschien der Gatte dann ohne längeren Umweg in die Kneipe mit dem kompletten Inhalt der Tüte am heimischen Herd – notfalls musste Mutti den Ernährer aber auch am Tresen einsammeln gehen, wenn denn der Monat noch gerettet werden sollte.

Der Lohn für das, was man geleistet hat. Soweit menschliche Zahltage. Bei Gott funktioniert das System Zahltag anders, davon erzählen so einige Beispiele in der Bibel. Denken Sie nur an die Aufregung der Arbeiter im Weinberg, als sie bemerken, dass alle dieselbe Bezahlung erhalten haben – egal, wie viele Stunden sie geschuftet hatten! Das war nach menschlichen Maßstäben doch total ungerecht! Weiterlesen

Wie lange dauert Ostern?

Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. (Johannes 21,12)

Vor einer Woche haben wir Ostern gefeiert. Doch was aber bleibt von Ostern in unserem Alltag? Wie lange dauert Ostern? Wahrscheinlich hat uns der Alltag auch über Ostern gar nicht losgelassen in dieser Zeit der Corona-Pandemie, mit den Sorgen, Nöten und Ängsten und eben auch den Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben? Ja, wo ist denn Ostern in der Welt?

Die Auferstehung hat ein kurzes Echo im Tal der Not, der Niederlagen, der Verzweiflung und des Todes, ein Echo, das uns glauben lässt, dass die Welt am Karfreitag einfach stehen geblieben ist. Ist Ostern eine Erfahrung, die sich überhaupt in unserem Leben niederschlagen kann? Weiterlesen

An Gott glauben, das ist hoffen

Ostern ist das Fest der Hoffnung! Keine irgendwie abstrakte Hoffnung, die nichts mit unserem Leben zu tun hat. Es ist eine trotzige Hoffnung, die ihren Grund in Jesus Christus hat, der sein Leben mit uns teilte bis in den Tod. Dass man die Kraft der Hoffnung darin nicht immer sofort erkennt und versteht, belegen die nachösterlichen biblischen Texte auf berührende Weise: Auch die engsten Freunde erkennen Jesus nicht oder verstehen ihn nicht. Doch der Auferstandene zieht sich nicht zurück, sondern mischt sich ein. Er tritt auf, kommt dazu, geht an der Seite der Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Weiterlesen

In einer WG mit Gott | In Zeiten von Corona #4

Der Herr deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes. (Psalm 27,5) – Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen: denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark. (2. Korinther 12,10) | Herrnhuter Tageslosung für den 20. März 2020

„Mensch sein heißt: als Sterblicher auf Erden sein, heißt: wohnen“ – so der Philosoph Martin Heidegger. Und Antoine de Saint-Exypery meinte: „Vor allem bin ich einer, der wohnt“. Wohnen gestaltet unser Leben: zuerst im Mutterleib, dann in den vielen Wohnungen, die wir beziehen und uns zur Heimat machen und schließlich als Hoffnung, bei Gott eine bleibende Wohnung zu haben nach dem Tod.

Mit unseren Wohnungen verbinden wir Geborgenheit und Schutz, Sicherheit und Intimität. Keine Wohnung zu haben ist schrecklich – denken wir an das Schicksal der Flüchtlinge in aller Welt. In unwohnlichen Häusern leben zu müssen – wie Menschen in Favelas oder unter Brücken – entfremdet von sich selbst und von anderen. Weiterlesen