In Seiner guten Hand

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33)

Ich werde sterben. Nicht sofort, nicht heute. Und trotz der Bedrohung durch das Corona-Virus und der Tatsache, dass ich als Mann über sechzig, mit Schlafapnoe, dabei auch zur Risikogruppe zähle, lebe ich sehr wahrscheinlich noch, wenn Sie diese Zeilen lesen. Trotzdem habe ich Angst.

„In der Welt habt ihr Angst“, sagt Jesus. Ich werde sterben. Unser Leben ist  – auch ohne das Virus – tagtäglich gefährdet. Mir ist das durch die schwere Krebserkrankung meiner Mutter, die daran nach wenigen Monaten mit nur zweiundfünfzig Jahren verstarb, schon früh bewusst geworden. Und ich erlebe es ja oft in meinem Beruf als Pfarrer, wenn ich Menschen begleite, die sich von einem Angehörigen verabschieden müssen. Weiterlesen

Wie lange dauert Ostern?

Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. (Johannes 21,12)

Vor einer Woche haben wir Ostern gefeiert. Doch was aber bleibt von Ostern in unserem Alltag? Wie lange dauert Ostern? Wahrscheinlich hat uns der Alltag auch über Ostern gar nicht losgelassen in dieser Zeit der Corona-Pandemie, mit den Sorgen, Nöten und Ängsten und eben auch den Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben? Ja, wo ist denn Ostern in der Welt?

Die Auferstehung hat ein kurzes Echo im Tal der Not, der Niederlagen, der Verzweiflung und des Todes, ein Echo, das uns glauben lässt, dass die Welt am Karfreitag einfach stehen geblieben ist. Ist Ostern eine Erfahrung, die sich überhaupt in unserem Leben niederschlagen kann? Weiterlesen

Mit ihm sind wir auferstanden

Mit ihm seid ihr begraben worden in der Taufe; mit ihm seid ihr auch auferweckt durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. Und Gott hat euch mit ihm lebendig gemacht… (Kolosser 2,12-13)

Der erste Sonntag nach Ostern heißt Quasimodogeniti, das heißt übersetzt: wie die neugeborenen Kinder. Wie neugeborene Kinder, so sollen wir in diese Zeit nach Ostern gehen. So sollen wir die frohe Botschaft in uns aufnehmen und verbreiten. Die kommenden Wochen sollen eine Festzeit sein, in der wir die Befreiung der Auferstehung in uns spüren und auf uns wirken lassen sollen.

Schwierig in der Corona-Zeit. In einer Zeit, in der wir Angst haben vor einer noch unerklärlichen, sehr ansteckenden Krankheit. Schwierig in einer Zeit, in der wir nicht nahe beieinander lachen und weinen können; in einer Zeit, in der wir Menschen, die wir lieben, nicht umarmen können und alleine trauern um Menschen, die wir vermissen. Weiterlesen

Ostern wird es nur auf dem Weg

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Können wir in dieses Bekenntnis mit einstimmen: Der Herr ist auferstanden! – oder haben wir da noch ein paar offene Fragen zu Ostern, zur Auferstehung?

Nicht wahr – wir können uns all das ja nicht vorstellen, es gibt keine Beweise, es gibt nichts, was uns sicher machen könnte, dass es da noch eine Wirklichkeit gibt, die wir nicht fassen, nicht begreifen können, eine Wirklichkeit jenseits unseres Lachens und Weinens, unseres Glücks und Leids. Wir müssen das Leben so nehmen wie es ist. Weiterlesen

An Gott glauben, das ist hoffen

Ostern ist das Fest der Hoffnung! Keine irgendwie abstrakte Hoffnung, die nichts mit unserem Leben zu tun hat. Es ist eine trotzige Hoffnung, die ihren Grund in Jesus Christus hat, der sein Leben mit uns teilte bis in den Tod. Dass man die Kraft der Hoffnung darin nicht immer sofort erkennt und versteht, belegen die nachösterlichen biblischen Texte auf berührende Weise: Auch die engsten Freunde erkennen Jesus nicht oder verstehen ihn nicht. Doch der Auferstandene zieht sich nicht zurück, sondern mischt sich ein. Er tritt auf, kommt dazu, geht an der Seite der Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Weiterlesen

Uns allen wird das Leben blühen

Der Engel ging zum Grab, rollte den Stein weg und setzte sich darauf. „Fürchtet euch nicht!“ (Matthäus 28,2+5)

Die Frauen sind auf dem Weg zum Grab. Mit ihnen geht ihre Ungewissheit, die Traurigkeit der letzten Tage und nicht zuletzt die Angst vor dem, was da auf sie wartet. Doch statt des übermächtig erscheinenden Felsbrockens wartet ein Engel auf sie. Er sitzt auf dem Stein, den er soeben zur Seite geräumt hat. Vielleicht hat er das mit leichter Hand getan, vielleicht aber auch mit gehörigem Aufwand, mehrmaligem An-setzen, Stemmen und unter Aufwendung seiner ganzen Kraft. Aber es ist geschafft. Endgültig.

Der Eingang ist frei, lässt die frische Frühlingsluft hinein. Der Stein, der eben noch unüberwindbar schien, liegt auf der Seite, gibt den Blick frei, steht nicht mehr im Weg, liegt nicht mehr zwischen unseren Füßen. Weiterlesen

Luther (1524) und Bach (1724)

Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben ´rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen… (Martin Luther: Christ lag in Todebanden, EG 101, Strophe 4)

Bachs gesamtes Schaffen ruht auf dem Fundament der Reformation. Ohne Luther ist Bach nicht vorstellbar. Bachs Kirchenmusik basiert ganz entscheidend auf dem evangelischen Choral Luthers. Dieser ist einer der wesentlichsten Schöpfungen des Reformators und die Jahre 1523 und 1524 – so kann man in unserem Evangelischen Gesangbuch, auf Seite 1567, lesen und dann mit Mühe und Freude die Lieder aufschlagen – sind die kreativsten Jahre seiner Liedschöpfungen.

Aber nicht nur das Material nahm Bach aus dem Erbe der Reformation, sondern er verarbeitete und gestaltete es in ihrem Geiste. Wenn Luthers Worte und die Worte der Lutherbibel und Bachs Töne sich zu einer Einheit verbinden, dann erfährt man den Reichtum und die Größe Luthers und Bachs. Weiterlesen

Gottes wahre Solidarität wird am Kreuz sichtbar

„Es ist ein Weinen in der Welt, / als ob der liebe Gott gestorben wär. / Und der bleierne Schatten, der niederfällt, / lastet grabesschwer. (Else Lasker-Schüler)

Diese Worte aus einem Gedicht der jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler nehmen Erfahrungen von Menschen auf, Erfahrungen von Leid und Krankheit und Tod, Erfahrungen von Angst und Hoffnungslosigkeit, von Trauer und Schuld. Ja, „es ist ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär“. Erfahrungen, die auch wir in diesen Tagen machen müssen: Tausende Tote weltweit sind zu beklagen, so viel Trauer, so viele Abschiede, die nicht mehr möglich waren, so viel Leid, so viel Not und Hilflosigkeit. Weiterlesen

Symbol der Trennung, Zeichen der Verbundenheit

Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben. (Psalm 22,27)

Der Karfreitag – er ist ein Tag zum Weinen: am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt. Pontius Pilatus ließ ihn hinrichten, aus mehreren Gründen. Zum einen fürchtete er den Aufrührer Jesus, der Unruhe in seine römische Provinz brachte. Zum anderen fürchteten die Geistlichen des Tempels einen Konkurrenten und bezichtigten ihn der Gotteslästerung. Und auch die Kaufleute, die ihr Geld am Tempel verdienten, wollten ihn loswerden,  weil er ihr Geschäft verdarb. Pontius Pilatus ließ ihn kreuzigen und Jesus starb.

Seitdem begleitet uns als Christ*innen das Kreuz –  als Erinnerung an das Sterben. Als Symbol für das, was in unserem Leben schmerzt, woran wir leiden – als Symbol für Trennungen. Der Blick auf das Kreuz macht uns sensibel für die Leidenden am Wegrand unseres Lebens. Zu diesen Leidenden gehören die Opfer des Syrienkrieges, die Toten im Mittelmeer genauso so wie  die Opfer des Corona-Virus. Weiterlesen

Tage unendlicher Liebe

Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. (Matthäus 26,26-28)

Wie oft haben wir diese Worte gehört. Bei jedem Abendmahl verbinden sie uns in besonderer Weise, ganz besonders an Gründonnerstag. Bei seinem letzten Mahl mit den Jüngerinnen und Jüngern hat Jesus einen Raum geöffnet für die Gemeinschaft, einen geschützten Raum. Er schenkt uns die immer wieder zu vollziehende Erinnerung an ihn und sein Leben, er schenkt uns die Gemeinschaft des Teilens und Nähe, er schenkt uns Vergebung und Versöhnung mit anderen, mit Gott und mit uns selbst. Weiterlesen