„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Johannes 16,33b).
Schon seit einem Jahr leben wir nun mit einer Angst, die wir zuvor nicht kannten: der Sorge, sich mit Covid-19 anzustecken oder unbewusst einen anderen Menschen zu infizieren. Manch einer ist selbst an diesem Virus erkrankt oder hat sogar einen Angehörigen oder eine Freundin verloren.
Aber auch andere Sorgen belasten uns: Die einen bangen um ihre Arbeitsstelle und damit um das dringend nötige Einkommen, die anderen wissen nicht, wie sie ihre Angestellten bezahlen sollen. Kinder vermissen ihre Freunde und Großeltern; Lehrer sorgen sich um Schüler*innen, die zuhause nicht die Zuwendung erfahren, die sie brauchen, und keine guten Möglichkeiten zum Lernen haben. Alleinstehenden fehlt es an Kontakten – vor allem auch an körperlicher Nähe. Dazu machen uns andere Krankheiten, Streit, Ablehnung und Einschränkungen zusätzlich das Leben schwer. Wie können wir bei so vielen Problemen und Sorgen noch zuversichtlich auf das Morgen schauen?
Mir fällt dazu immer wieder ein Satz Jesu ein. Kurz vor seinem Abschied hat er zu seinen Jüngern gesagt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Johannes 16,33b). Dieser Satz macht mir Hoffnung! Er zeigt mir zunächst: Jesus kennt das irdische Leben. Er hat selber Angst und Enttäuschung, Verrat und körperliche Schmerzen, ja den Tod, erlebt. Daran haben wir uns in den Wochen der Passionszeit erinnert.
Und dennoch: Jesus lebt voller Zuversicht und Gewissheit. Er ruft uns zu: „Seid getrost!“ Denn Jesus weiß: Gott ist die Liebe, er lässt uns nicht im Stich. Er macht dem Leiden ein Ende. Er schenkt uns Zukunft und Hoffnung. Jesus lebt im vollen Vertrauen auf Gottes Liebe und Hilfe. Er ist sich sicher, dass Gott mächtiger ist als alles, was uns das Leben schwermacht. Deshalb kann er sagen: „Ich habe die Welt überwunden.“ – denn ich gehöre zu Gott, ich vertraue ihm.
Diese Zuversicht auch im Angesicht von Bedrohung und Not stärkt Jesus. Und es zeigt sich, dass Jesus recht hat mit seiner Zuversicht: Selbst der Tod hat keine endgültige Macht über ihn. Gott ist stärker und er lässt Jesus nicht allein. Er verhilft ihm zu einem neuen Leben ohne Angst und Schmerzen, ohne Leid und Tod.
Mir macht Jesus Mut. Er öffnet mir die Augen, er stärkt meine Hoffnung und Zuversicht. Denn auch wenn wir gerade unsere ganz persönliche Leidenszeit erleben, dürfen wir uns doch getröstet wissen. Ja, wir dürfen sogar Hoffnung und Zuversicht ausstrahlen! Denn durch Jesus wissen wir: Es gibt nicht nur das, was wir im Moment sehen und erleiden. Da ist noch viel mehr – viel Mächtigeres: Gott selbst ist bei uns. Er schenkt uns Zukunft, eine Zeit, in der wir Leid und Sorgen hinter uns haben.
Mit diesem Wissen, dass wir Gott an unserer Seite haben, lässt sich vieles leichter ertragen. So können wir zuversichtlich nach vorne schauen, geduldig sein, auf der Suche nach Spuren von Gottes Liebe! Denn Gott schenkt uns Leben – heute, morgen und in Ewigkeit.
Heike Remy