„Ich bin dann mal weg“, sagte sich Hape Kerkeling vor ein paar Jahren, machte sich auf den Jakobsweg und schrieb anschließend ein Buch darüber. Viele Menschen haben das Buch gelesen, sind dann auf dem Jakobsweg und vielen anderen Pilgerwegen gegangen. Pilgern ist „in“ – und das nicht nur bei gläubigen Menschen. Wer genau hinschaut, entdeckt an vielen Stellen auch in unserer Stadt die Pilgermuschel. Der Jakobsweg beginnt nicht erst in Spanien, Jakobswege gibt es auch hier.
In alten Zeiten begab man sich auf die Pilgerwege, um vielleicht eine besondere Bußleistung zu vollbringen, sich Ablass zu erwerben oder Gott um etwas Besonderes zu bitten. Den Reformatoren war das verpönt, denn sie waren davon überzeugt, dass wir Menschen uns mit unseren Leistungen – und sei es ein vollbrachter Pilgerweg – bei Gott nichts verdienen können. So blieb das Pilgern bis in unsere Zeit eine katholische Angelegenheit und neue Wallfahrtsorte schossen wie Pilze aus dem Boden.
Heute entdecken viele Menschen das Pilgern neu. Sie wollen sich damit nichts bei Gott verdienen und auch keine besondere Buße ableisten. Sie wollen einmal aus dem Alltag aussteigen, zur Ruhe kommen, zu sich selbst kommen, zu Gott kommen. Das Wort „Pilgern“ stammt vom lateinischen Wort „peregrinari“ ab, das man mit „in der Fremde sein“ übersetzten kann. Wer pilgert, geht aus sich heraus, geht damit in die Fremde, um dann wieder zu sich zurückzukehren.
Wer will, kann auf dem Jakobsweg pilgern. Und ich kann mir gut vorstellen, was das für eine beglückende Erfahrung ist, nach Wochen anstrengenden Marsches durch die spanischen Berge endlich in Santiago de Compostela anzukommen. Man muss sich aber nicht auf einen wochenlangen oder mehrtägigen Marsch machen. Es reicht auch ein Tag, es reichen auch ein paar Stunden. Am 14. Juni wollen wir uns in Frintrop auf einen Pilgerweg begeben. Ein paar Stunden werden wir unterwegs sein, immer wieder innehalten an verschiedenen Stationen, still werden, Worte zum Nachdenken hören. Und zum Schluss werden wir in gemütlicher Runde beieinander sitzen und von unseren Erfahrungen auf dem Pilgerweg erzählen. Auch für mich ist das ein Experiment.
Ich gehe einmal mit anderen Augen durch unsere Stadt. Ich nehme wahr, was Menschen vor langen Zeiten geglaubt haben, was unsere Region vor langer Zeit geprägt hat, wie sich unsere Stadt, wir Menschen, unser Glaube gewandelt haben. Ich steige ein paar Stunden aus dem Alltag meines Lebens aus und „bin in der Fremde“, um dann wieder bei mir anzukommen. Und ich freue mich auf die Erfahrung, von Gott auf diesem Weg begleitet zu sein.
Ich freue mich, wenn viele am 14. Juni diesen Weg mit mir mitgehen.
Fritz Pahlke
Veranstaltungshinweise
Wer sich am 14. Juni mit Pfarrer Fritz Pahlke auf den Pilgerweg durch den Stadtteil Frintrop begeben will, kann sich unter Telefon 0201 / 607273 bei ihm anmelden oder eine Mail an pahlke@cne-dsl.de schicken. Es gibt in den nächsten Tagen in Essen noch zwei weitere, ähnliche Angebote:
Zu einem „Pilgerweg für Frauen“ lädt die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland am Montag, 15. Juni, von 11 bis 16 Uhr an den Essener Baldeneysee ein. Die rund sechs Kilometer lange Strecke führt von Werden zum Haus Seeblick nach Heisingen und ist auch für ungeübte Teilnehmerinnen gut geeignet. Informationen sind in der Pressestelle des Kirchenkreises Essen unter Telefon 0201 / 22 05-221, E-Mail info@evkirche-essen.de, erhältlich.
Der Bibelvers „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ ist das Motto für einen abendlichen Pilgerweg durch den Stadtteil, zu dem die Evangelische Kirchengemeinde Schonnebeck am Montag, 15. Juni, einlädt. Die Teilnehmer treffen sich um 18 Uhr an der Immanuelkirche, Immelmannstraße 14, und werden sich dann auf einen rund zweistündigen Weg durch die nähere Umgebung machen. Wer mitgehen will, kann sich bei Pfarrerin Karin Pahlke, Telefon 0201 / 60 72 73, und Ulla Spahn, Telefon 0201 / 21 53 51, anmelden.