Denn in ihm leben, weben und sind wir. Wir sind seines Geschlechts. (Apostelgeschichte 17,28)
Diese Worte stammen aus der berühmten Rede des Apostels Paulus in Athen. Als Paulus dort die vielen Götterstatuen sieht, wird er wütend, und er versucht, den Menschen den wahren Gott, unseren Gott, vorzustellen. Gott, der mit seinen Menschen ständig in Kontakt sein will. Der nicht als Statue in einem Tempel angebetet werden möchte. Der möchte, dass wir ihn fühlen und finden können. Der immer da ist. Damals wie heute. Mitten unter uns.
Paulus war Tuchweber von Beruf und deshalb wählt er ein Bild, das ihm gut bekannt ist und mich immer wieder fasziniert: In ihm leben und weben und sind wir. Wir leben nicht nur durch Gott oder von ihm, sondern in ihm. Er ist in uns, bei uns und mit uns. Überall, wo wir sind. Egal, was um uns herum geschieht. Er lässt uns nicht allein. Wir können ihn spüren, in unseren Herzen, in unserer Seele.
Wir weben in ihm und mit ihm und durch ihn. Dieses Miteinander ergibt, so wie das Zusammenspiel von Kett- und Schussfäden in einem Webstuhl, ein haltbares, festes Gewebe, das die ganze Schöpfung wärmt, umhüllt und schützt. Wir weben dieses Tuch des Lebens gemeinsam: Gott ist mit uns.
So leben und weben und sind wir: in ihm und durch ihn und mit ihm. Das gilt damals wie heute, auch in Zeiten der Pandemie. Gott ist uns ganz nah. Ihn können und dürfen wir auch in dieser Zeit ohne Abstand ganz an uns heranlassen und in unser Herz hinein. Seine Liebe bietet Wärme und Schutz zu jeder Zeit.
Paulus erreicht in Athen mit seinen Worten die Herzen von Menschen, die ihn bei sich aufnehmen und zu Mitwebenden werden. Und auch wir sind befähigt und eingeladen, an dem Tuch des Lebens weiter zu weben und seine wärmende und stärkende Kraft, die Freude über Gottes Liebe und unser Miteinander mit allen Menschen zu teilen.
Wir beten:
Gott, du begegnest uns immer wieder mit deiner Liebe, Wärme und Treue und kommst uns ganz nahe. Wir bitten dich, dass auch wir allen Menschen so begegnen können, dass sie von deiner Liebe erfahren. Wir bitten dich, dass sich Gerechtigkeit und Frieden überall auf der Welt durchsetzen können.
Wir bitten dich für alle, die Angst haben und die bedrängt werden, dass sie Hilfe finden. Zeig uns, wie wir helfen können. Wir bitten dich für alle, die müde und erschöpft sind in dieser Zeit der Pandemie, gib ihnen Hoffnung und Mut. Erwärme unsere Herzen und umhülle uns mit deiner Liebe. Amen.
Helga Siemens-Weibring