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Kleines Osterfest

Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,23-24)

Es ist immer ein schlimmer Moment, wenn man auf einmal merkt, dass zwei Seiten, die ein Ganzes ergeben haben, nicht mehr zusammenpassen. Menschen, die sich einmal geliebt haben, merken: es geht nicht mehr. Ein gemeinsames Leben ist nicht mehr möglich. Wenn ein Streit so nachhaltig gewesen ist, dass der Bruch in der Beziehung einfach nicht mehr repariert werden kann. Vielleicht hat man vertraut, dass Gott seinen Segen dazugibt. Aber jetzt ist alles dahin.

Es ist auch ein gefährlicher Augenblick für unseren Glauben, wenn auf einmal das Bild, das wir von Gott haben, nicht mehr stimmt. Der Predigttext für den heutigen Sonntag möchte dennoch unser Vertrauen stärken: Das Vertrauen, dass unser Leben gehalten wird, auch wenn die beiden Seiten immer weiter auseinandergehen. Es möchte das Grundvertrauen zu Gott auf festen Boden stellen, gerade wenn wir noch nicht ausmachen können, wohin die Lebensreise steuert.

In unserem Bibeltext spricht Jesus davon, dass das Weizenkorn erst sterben muss, um Frucht zu bringen. Im Johannesevangelium geht es immer wieder um das Grundvertrauen zu Gott. Ich verstehe es so: Alles, was du zum Leben nötig hast, auch alles, was hält und trägt in den Stürmen des Lebens, das darfst du von Gott erwarten.

Der Satz, den wir zu Beginn gehört haben, bedeutetet für mich aber noch viel mehr. Er zeigt uns, dass aus etwas vermeintlich Schlechtem etwas Gutes entstehen kann. Etwas muss enden, bevor etwas Neues beginnt. Alte Beziehungen, Lebensabschnitte, Zweifel. So schmerzhaft manche damit verbundenen Abschiede sind und so wenig wir verstehen können, was daran gut sein soll: sie führen uns einen neuen Weg entlang, der möglicherweise etwas ganz Wunderbares bereithält.

Mir fällt da immer der Spruch ein: Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

Natürlich, ein leichter, vielleicht manchmal auch zu schnell daher gesagter Spruch. Aber den Grundgedanken finde ich, wie im Predigttext, hoffnungsvoll. Es geht weiter. Es wird gut.

Also: Lätare! Freut euch! Da ist ein Licht am Ende des Tunnels. Lätare ist der Sonntag, der genau in der Mitte der Passionszeit liegt. Man nett ihn auch „das kleine Ostern“. Weil er eben schon ein bisschen Licht in das Dunkle bringt und die Zeichen gutstehen. In die Passionsfarbe Lila mischt sich schon ein kleines bisschen von dem österlichen Weiß.

Und was entsteht daraus? Rosa! Ein kleines rosa Osterfest, dass uns Hoffnung schenkt. Fast glaube ich, sie war selten so sehr gebraucht wie in diesen Zeiten. Und doch, sie ist da. Möge Gott unser Grundvertrauen wachsen lassen, dass wir gehalten durch das Leben gehen – dass wir eine Sache, die uns entglitten ist, so stehen lassen können – dass wir das Leben neu angehen können – oder das Zutrauen bekommen, wieder neugierig in die Zukunft zu schauen.

Es ist fast wie eine kleine Auferstehung, wenn das Grundvertrauen da ist oder wieder neu kommt, wenn man Gott fest an seiner Seite spürt. Und die Möglichkeiten Gottes, die immer größer und weiter ist, als die Aussichten, die wir gerade vor uns haben, mögen uns auf unserem Lebensweg wieder ein Stück weitertragen.

Wir beten:

Guter Gott, das kleine Osterfest feiern wir heute. Hoffnung, nach einer langen Durststrecke. Was für die Passionszeit gilt, bitten wir dich, auch in unseren Alltag einfließen zu lassen. Mach, dass wir Hoffnung in Dunkelheit erkennen. Versöhnung im Streit. Liebe im Hass.

Schenke uns die Sicht für die Dinge, die noch besser werden müssen, damit wir weiter daran arbeiten könne. Aber lass uns nicht die positiven Dinge übersehen, die uns Kraft zum Weitermachen schenken. Amen.

Rebecca Lackmann