Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Johannes 8,12)
Unter normalen Umständen, also wenn es genauso laut auf dem Uniklinik-Campus gewesen wäre wie sonst, unter normalen Umständen hätte ich es wahrscheinlich gar nicht gehört. Drei Mitarbeitende saßen im Freien und unterhielten sich und als ich vorbeikomme, höre ich, wie einer sagt: Am einfachsten ist es doch, wenn man immer die Wahrheit sagt.
Ich wollte schon vorbeilaufen ohne mich einzumischen, aber das habe ich dann doch nicht geschafft, bin also einen Schritt zurück, habe die drei Jungs angegrinst und gesagt: Genau! Klasse. Die Wahrheit ist immer gut!
Der, der das gesagt hatte, grinst zurück und sagt: ja, ne? Die Angst ist nämlich eine dunkle Macht – Ich habe keine Angst! Hast du Angst?
Puhh, habe ich Angst? Spontan wollte ich sagen: nein, aber im Moment ist die Gemengelage auch für mich nicht ganz so durchsichtig und ich habe gespürt, doch, ich habe auch Angst, aber weniger um mich, als um andere, sorge mich, ob ich womöglich mit zur Verbreitung dieses schrecklichen Virus beitrage, ob…
Ich war also nicht ganz so schnell und dann auch ein wenig verhalten mit meinem „Nein“, aber da erklärt mir der Mitarbeiter schon: Ich habe KEINE Angst. Wovor denn? Das hier ist doch noch nicht das Ende, das hier ist es noch nicht, da kommt doch noch mehr… Ich will noch ins Licht!
Die anderen beiden grinsen ein wenig schief, so, als fühlten sie sich unwohl, ich schaue kurz irritiert. Dieser Mitarbeiter hat mich nicht erwischt, das nicht, aber auf eine so direkte Art erinnert und in die Hoffnung gerufen angesichts dieser angespannten Zeit, angesichts der Sorge, wie es mit oder noch viel besser ohne Corona weitergehen soll, dass ich mich schließlich von ihm ganz getröstet abgewandt habe.
Ich will noch ins Licht! Das hier ist es doch noch nicht!
Und ich denke an Jesus, der uns alle eingeladen hat, ihm zu folgen, weil er das Licht der Welt ist.
Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt,
der wird nicht wandeln in der Finsternis,
sondern wird das Licht des Lebens haben.
So hat er gesagt, so glaube ich das.
Und ich spüre, wie es hell in mir wird, wie die Hoffnung in mir wächst, wie ich lächle, wenn ich an diesen Mitarbeiter denke, der es mitten am Tag hat Ostern werden lassen, weil:
Das hier ist es noch nicht! Da kommt noch mehr und ich ergänze: ja, weil Christus von den Toten auferstanden ist, ist der Tod besiegt, leben wir schon jetzt in seinem Licht.
Amen.
Friederike Seeliger
Danke 🙏
Ich habe den Text an meine Taizégruppe weitergeleitet!
Ich vermisse die Gemeinschaft im Gebet und die Gesänge bei Kerzenschein …aber mein Glaube an „das Licht“ hat Bestand in allen Lebenslagen.
Hoffentlich bleiben alle gesund ❣️
Ingeborg Manderscheid- Feld
Wie wunderbar! Danke!