Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. (Matthäus 28,20)
110 Jahre – das ist ganz schön alt. Leicht melden sich da Gedanken wie: verstaubt, marode, veraltet, überholt, für die heutige Zeit unbrauchbar. Stimmt das für unsere Schonnebecker Immanuelkirche? Sie ist hell und sauber, klar und einladend und viele Menschen finden sie – auch heute noch – schön.
Und doch ist sie 110 Jahre alt. Es ist niemand mehr unter uns, der den gesamten Zeitraum überblickt, aber es ist deutlich, dass sich manches verändert hat, sowohl am Bau unserer Kirche wie auch im Gemeindeleben. Und das ist normal und gut so, denn Menschen, Zeiten und Gesellschaften entwickeln und verändern sich. Und wenn Kirche bei den Menschen bleiben will, muss sie sich auch verändern.
Aber dennoch fragen wir uns: Gibt es auch etwas, das durchhält? Einen roten Faden, der sich durch das Leben zieht?
Es ist ja durchaus sinnvoll, dass wir uns auf das Neue ausrichten. Zugleich hilft es, nicht nur in der scheinbar guten, alten Zeit zu schwelgen, sondern offen in die Zukunft zu schauen und das anzugehen, was vor uns liegt.
Und doch wäre es falsch, wenn wir die großartigen Ereignisse, die wir erlebt haben, einfach durch Neues ersetzen wollten. Es würde letztlich unserem Glauben entgegen laufen. Denn das Entscheidende unseres Glaubens ist die Gewissheit: Gott wirkt in der Geschichte; in dem, was sich ereignet, ist Gottes Geist lebendig. Er hält den roten Faden in Händen.
Deshalb ist es geboten, auf das Vergangene zurück zu schauen, weil wir darin das Wirken Gottes entdecken können. Weil wir im Blick auf unsere eigene Lebensgeschichte, auf das, was unser Leben geprägt hat, den Weg erkennen können, den Gott mit uns durch Höhen und Tiefen geht.
Angesichts der Ewigkeit sind 110 Jahre ein sehr kurzer Moment – und doch unendlich wichtig für uns. Gottes Weg mit uns Menschen hat vor tausenden Jahren begonnen. Dieser Weg war manchmal krumm, steinig, mit Fragen und Zweifeln gepflastert, aber er hat immer ins Leben, in eine Zukunft geführt. Das war für Abraham, Mose, Maria, Jesus und all die anderen oft erst im Nachhinein erkennbar.
Gott schreibt seine Geschichte mit uns weiter! Die Zeiten ändern sich, Gott bleibt. Aber er bleibt nicht stehen! Und wir können mutig mitgehen, denn es gilt weiter: „Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ Das ist die feste Zusage auf unserem Kirchensiegel.
Auch der Bergmann, der auf dem Siegel zu sehen ist, gehört nun spätestens am Ende diesen Jahres der Vergangenheit an, aber die Zusage Gottes hat Bestand. Er ist der rote Faden in all den Veränderungen.
Glück auf und Gottes Segen für die nächsten 110 Jahre!
Karin Pahlke