Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig, der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (4. Mose 6,24-26)
Bekannte Worte. Wir hören sie am Ende vieler Gottesdienste. Mit dem sogenannten „Aaronitischen Segen“ werden wir häufig in unseren Alltag „entlassen“.
Der heutige Sonntag trägt den Namen „Trinitatis“. Sie merken, darin versteckt sich das Wort „Trinität“ – „Dreifaltigkeit“. Wir beten zu dem einen Gott. Doch dieser hat nicht nur eine Gestalt. Vielen anderen Kulturen fällt es schwer, das zu verstehen. Man wirft dem Christentum häufig vor, dass wir gar nicht an einen Gott glauben, sondern an drei. Dreifaltigkeit ist nicht leicht zu verstehen oder zu erklären.
Trotzdem will ich einen Versuch starten. Der Psychoanalytiker Siegmund Freud ist mit der These bekannt geworden, dass auch wir Menschen aus drei „Teilen“ bestehen: Dem „Ich“, dem „Über-Ich“ und dem „Es“.
Das Über-Ich ist unsere Moral. Unsere Werte, die wir gelernt haben. So verhält man sich, so nicht. Alles einfach, wäre da nicht das Es. Denn das Es sind unsere Bedürfnisse. Verborgene Wünsche, die sich nicht an Regeln orientieren. Diese beiden Teile in uns stehen manchmal im Konflikt.
Und in der Mitte – da ist das Ich. Die Mitte, die zwischen den beiden anderen Teilen vermittelt. Abwägt, wann folge ich Regeln und wann meinen Bedürfnissen. Drei Teile und trotzdem würde man niemals von drei Personen sprechen. Diese Teile gehören zusammen, gehören zu uns.
So stelle ich mir die Dreifaltigkeit vor. Verschiedene Formen des Wesens Gottes. Der Schöpfergott, der manchmal weiter entfernt scheint und doch da ist. Jesus, in dem Gott uns so nah ist, wie niemals vorher. Und der Heilige Geist, der uns umweht und manche Flamme in uns zum Lodern bringt.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was das alles mit dem Aaronitischen Segen zu tun hat. Wenn Sie ihn sich genau anschauen, dann ist auch er dreiteilig. Und auch er beschreibt unterschiedliche Teile, wie Segen für uns aussehen soll.
Behütet sollen wir sein. Gott soll sich uns wohlgesonnen zuwenden. Aber auch Vergebung steckt darin, denn nichts anderes bedeutet es, wenn Gott sein Angesicht aufrichtet.
Eine große Verbindung gibt es aber: die Liebe zu uns und der Segen, der uns begleitet. Und das Wissen: Gott ist da. Mal allzu menschlich. Mal als leiser Hauch. Oder da, wo wir es gar nicht erwarten.
Moment der Stille und der Fragen
Wir nehmen uns heute einen persönlichen Moment in der Stille, um all unsere Wünsche und Bitten, alles was uns Sorgen macht und wovor wir Angst haben, vor Gott zu bringen:
Was hat Ihnen in der letzten Zeit gutgetan?
Wofür wollen Sie danken?
An welche Menschen denken Sie gerade besonders?
Wovor haben Sie Angst? Was bereitet Ihnen Kummer?
Nehmen Sie sich eine kleine Auszeit.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Rebecca Lackmann