Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. (1. Mose 18,10)
Viele Besuche haben wir alle in diesem Jahr sicher nicht bekommen. Und jetzt steht das Weihnachtsfest kurz bevor, doch trotz vorher versprochener Lockerungen dürfen wir nur im kleinsten Kreis feiern. Jede*r von uns wird dazu ganz persönliche Einschätzungen haben. Wir alle empfinden es anders – der jeweiligen Lebenssituation entsprechend. Viele sind traurig und dabei wissen wir doch letztendlich alle, dass wir gerade unsere Liebsten nicht gefährden möchten. Manches lässt sich ja auch aufschieben und nachholen, so wie wir es in den letzten Monaten immer wieder getan haben.
Was aber wird nun aus unseren Weihnachtsvorbereitungen in diesem Jahr? Ich persönlich bin der Meinung, dass jede*r so viel Weihnachtliches in die Wohnung bringen sollte, wie es ihn und ihm ums Herz ist, ganz egal, ob nun noch jemand zu Besuch kommt oder nicht. Wenn wir schmücken, dann tun wir das doch zuerst einmal für uns selbst, so denke ich.
Und vielleicht tun wir es ja auch für den, der sich da auf jeden Fall ankündigt und der uns ganz bestimmt auch in diesem Jahr besuchen möchte, den kein Lockdown daran hindert wird: unser Gott! Und so wie von jedem Besuch, den wir normalerweise erwarten, so dürfen wir auch von ihm erhoffen, dass er uns etwas mitbringen wird und sozusagen nicht mit „leeren Händen“ kommt.
So wie damals vor langer Zeit, als er –allerdings unangekündigt – Abraham und Sara in Mamre besuchte. Plötzlich stand „er“ vor ihm, Abraham wusste es sofort, als er in die Gesichter der drei Fremden schaute. Schnell bittet er Sarah, eine köstliche Mahlzeit für die Gäste zuzubereiten. Und dann „überreichen“ die Fremden Abraham ihr Geschenk in Form einer wunderbaren Ankündigung: Wenn sie in einem Jahr wiederkommen, wird die hochbetagte Sara endlich ihr so lang ersehntes Kind bekommen haben. Sara hört diese Nachricht am Zelteingang. Aus ihrem tiefsten Inneren dringt ein Lachen: Wie soll das gehen in meinem Alter?
Der Fremde fragt Abraham, warum seine Frau gelacht hat: „Ist denn irgendetwas für Gott unmöglich?“ Auch Sara erkennt nun in ihm den Gottesboten. Sie hat Angst, fühlt sich ertappt und streitet ab, gelacht zu haben. Gott selbst ist es, der ihr erwidert: „Doch, du hast gelacht!“ Aber er verurteilt sie deshalb nicht. Sie braucht keine Angst zu haben. Er wünscht ihr nur, dass sich ihr Zweifeln in Freude verwandeln kann.
Die Verheißung geht in Erfüllung. Gott hält, was er verspricht.
Sarah wird schwanger und nach neun Monaten erklärt sie fröhlich und dankbar: „Gott hat dafür gesorgt, dass ich lachen kann. Alle, die davon hören, werden mit mir lachen“ (1. Mose 21,6). Sie schämt sich nicht mehr, sondern lacht für alle sichtbar und glücklich.
Und Gott lacht zurück. Der Sohn erhält den Namen: Isaak, der bedeutet: „Gott hat gelacht.“ Gottes Lachen kommt mit diesem Kind in die Welt. So wie Gottes Frieden mit dem anderen Kind in die Welt kommt, mit „Jesus“, dem „Retter“.
Viele Parallellen lassen sich zwischen diesen beiden Geburtsgeschichten ziehen, auch wenn die jeweiligen Mütter Sara und Maria kaum unterschiedlicher sein könnten. Aber beide nehmen an, was ihnen aufgetragen wird, und Gott begleitet sie in allem beziehungsweise stellt ihnen Menschen an die Seite, die sie stärken. Und am Ende stehen jeweils die Freude über das Kind und der Glaube, dass es ein Gottesgeschenk ist.
Das ist für mich das Wichtigste an Weihnachten: das Spüren der zärtlichen, Hoffnung und Freude bringenden Gegenwart Gottes in unseren Häusern und Wohnungen. Und trotz oder gerade während des Lockdowns können wir diese Gegenwart, dieses Geschenk miteinander teilen, indem wir aneinander denken, schreiben, telefonieren, uns digital treffen und so in vielfältigster Weise miteinander verbunden sind.
Anders als sonst sicherlich. Aber vieles ist möglich.
Wir beten:
Du unser Gott, du möchtest, dass wir uns freuen können, und deshalb besuchst du uns. Du kennst uns, du bist immer für uns da und hörst uns zu. Wir dürfen Dir alles sagen, unsere Ängste, unsere Sorgen und wofür wir dankbar sind. Du weinst mit uns und du lachst mit uns. Wir bitten dich, lass uns Sorgen miteinander teilen. Und schicke Du Hoffnung zu den Kranken und Verfolgten. Amen
Sabine Grüneklee-Herrmann