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Gegen die Verhärtung der Herzen

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. (Ezechiel 36,26)

Noch stehen wir am Anfang des neues Jahres: Über 350 Tage liegen vor uns. Das klingt zunächst nach viel. Aber wir wissen ja, wie schnell die Zeit vergeht! Manches ist schon geplant und steht fest im Kalender, etwa Geburtstage, besondere Feiern und Veranstaltungen, Urlaub. Anderes ist noch offen und wird erst im Laufe der Zeit hinzukommen. Ein neues Jahr – mit welchen Gefühlen und Erwartungen gehe ich hinein? Gespannt, gelassen, hoffnungsvoll, skeptisch, unsicher, ängstlich? Eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen.

Doch wie ich es auch empfinde, ich möchte Worte mitnehmen in das neue Jahr. Worte, die gut tun, stärken, tragen. Worte, die Gott an uns richtet, an Menschen, die immer wieder neu nach ihm fragen und ihn suchen. Es sind Worte, ausgesucht von der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen und als Losung über dieses Jahr gesetzt:

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch (Ezechiel 36,26).

Wir bekommen etwas geschenkt von Gott: ein neues Herz und einen neuen Geist. Das klingt in meinen Ohren spontan gut und ermutigend. Es klingt so, als hätte Gott einen Blick auf unsere Erde geworfen und wahrgenommen, was bei uns so alles „abgeht“ in der Welt, in Europa, in Deutschland. Schlagzeilen fallen uns ein. Bilder gehen uns durch den Kopf. Täglich neu gespeist durch die Nachrichten. Nach mehr Frieden, Verständigung, Versöhnung sieht das nicht aus. Geschweige denn nach Achtung vor dem Leben eines einzelnen Menschen und seiner Würde, nach Respekt voreinander und vor den Fremden oder auch dem Fremden. Vieles klingt nach Verhärtung der Herzen, Abschottung, Grenzsetzung, Machtinteressen.

„Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“ – was muss Gott für ein großes, unbeschreiblich großes Herz für uns Menschen haben, dass er diese Worte sagt. Er sagt sie heute zu uns, damals durch den Propheten Ezechiel an die Menschen, die Haus, Hof und Heimat verloren hatten und im Exil lebten. Seit mehr als 2.500 Jahren hören Menschen immer wieder diese Worte Gottes: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“

Das sagt Gott, weil wir Menschen ihm am Herzen liegen. Er hat uns, seine Welt nicht aufgegeben, auch wenn es uns manchmal so scheint und wir zurecht fragen: Wo ist Gott?

Gottes Herz schlägt nach wie vor für Liebe, Vergebung, Hoffnung, Versöhnung. Das sind die „Basics“, die für Leben stehen, für Lebendigkeit, für Freude, für Frieden, für Sinn. Wer wünscht sich das alles nicht für sein eigenes Leben? Wie schwer ist es dem gegenüber doch, in Streit und Feindschaft zu leben. Das verursacht nicht selten Herzschmerz und führt zur Verhärtung des Herzens. Wir kennen das. Wir Menschen sind zu sehr viel Gutem, aber auch zu ganz viel Bösem fähig. Das gehört zu unserem Menschsein.

Wenn Gott uns ein neues Herz und einen neuen Geist schenkt, dann gibt er uns Anteil an seinem Herzschlag, an dem Leben, für das er steht. Wenn Gott uns ein neues Herz und einen neuen Geist schenken will, so lädt er uns ein, unser Ohr auf sein Herz zu legen und auf seinen Herzschlag zu hören. Auf ein Herz, das für Frieden, Liebe und Gerechtigkeit schlägt. Er lädt uns ein und traut es uns zu, unser Herz an seinem zu erneuern. Unseren Geist von seinem Geist beflügeln zulassen.

Und das bleibt nicht ohne Auswirkungen. Es wirkt sich aus – privat, beruflich, in unserem politischen Denken, wie wir miteinander umgehen, Konflikte austragen, uns entschuldigen, nach neuen, begehbaren Wegen suchen oder auch respektvoll Abstand voneinander halten.

Probieren wir es aus im neuen Jahr: ein Ohr auf Gottes Herz. Achten wir auf seinen Herzschlag. Gott gönnt uns Lebendigkeit und Freude und will uns bewahren vor jeder Herzenshärte.

Heiner Mausehund