Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. (1. Mose 2,15)
„Früher war alles besser!“ Dieser Satz ist natürlich Blödsinn, aber früher war vieles anders. Zum Beispiel gehörten zu Urlaubsfahrten mit dem eigenen PKW stets insektenverschmierte Scheiben. Das Getreide auf dem Feld, an dem wir wohnten, war so hoch, dass wir uns darin als Kinder verstecken konnten und an den Rändern wuchsen Korn- und Mohnblumen und Margeriten. Es gab viele verschiedene Schmetterlingsarten und reichlich Raupen. Deutlich weniger Menschen als heute besaßen ein eigenes Auto. Heute stehen vor manchem Einfamilienhaus bis zu drei Autos.
Anfang Mai titelten viele Zeitungen „Eine Million Arten vor dem Aussterben – Sehr viele Pflanzen und Tiere könnten für immer verschwinden“. Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates ist alarmierend. Unzählige Arten von Tieren und Pflanzen sind bereits für immer verschwunden. Viele Lebensräume sind nicht mehr intakt.
Es verwundert nicht, dass das Zeitalter, in dem wir leben, als Anthropozän bezeichnet wird. Das bedeutet, der Mensch ist zum wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde geworden. Und das heißt nicht weniger als: Der Mensch richtet die von ihm beherrschte Erde zu Grunde. Der Mensch beutet die Ressourcen der Natur grenzenlos aus. Vermüllte Meere, verseuchte Flüsse, Monokulturen auf Landwirtschaftsflächen, immenser Fleischverbrauch, Abholzung von Wäldern, Erderwärmung, schmelzende Eisflächen… die Aufzählung nimmt so schnell kein Ende. Wir setzten die Zukunft unserer Erde aufs Spiel.
Das haben unter anderem die jungen Menschen erkannt, die regelmäßig freitags für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens protestieren. Es geht Greta Thunberg und den vielen jungen Menschen darum, auf eine Klimapolitik der Länder zu drängen, die sich ernsthaft für den Klimaschutz und damit für die Zukunft auf diesem Planeten einsetzt.
Und was heißt das nun für uns? Als Christinnen und Christen sind wir dem göttlichen Auftrag zum Bebauen und Bewahren der Erde verpflichtet (Genesis 2,15). Es geht darum, die Erde so zu kultivieren, dass sie ein für alle Menschen bewohnbarer Lebensraum ist. Im Alten Testament finden sich Texte, die gerade den schonenden Umgang mit Ressourcen fordern: „Aber im siebten Jahr soll das Land dem Herrn einen feierlichen Sabbat halten; da sollst du dein Feld nicht besäen noch deinen Weinberg beschneiden“ (Levitikus 25,4).
Wir stehen in der Verantwortung, sorgsam mit der göttlichen Schöpfung umzugehen. Es betrifft uns alle. Und jede und jeder kann einen Beitrag leisten. Freilich nicht, ohne auf bestimmte Annehmlichkeiten und schlechte Gewohnheiten zu verzichten. Weniger Autofahren, das Rad nehmen und stolz sein; Wildblumenwiesen einsäen und freuen; den Kreuzfahrtkatalog ins Altpapier werfen; Schottersteine dem Gleisbau der Bahn überlassen und nicht der Vorgartengestaltung; To-Go-Artikel im Supermarkt liegen lassen und die Ananas selbst schnippeln; wählen gehen und nicht behaupten, das hätte keinen Sinn; Kindern und Enkeln ein gutes Vorbild sein; weniger Fleisch konsumieren; Kleidung tauschen oder secondhand kaufen, statt dem Trend der „Fast Fashion“ zu erliegen; das Buch in der Buchhandlung im Stadtteil bestellen, statt unterbezahlte Paketdienstfahrer durch die Gegend zu schicken; und so weiter und so fort.
Es gibt viel zu tun und einiges zu lassen – also los!
Nele Winkel
Danke für diese klare Ansage!