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Gott wartet auf uns

…und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut! (Genesis 1,31)

So lautet das abschließende Urteil Gottes am Ende seines sechsten Schöpfungstages.
Formuliert haben diese Worte, vor über 2000 Jahren, Menschen, die die Erfahrung des babylonischen Exils gerade hinter sich hatten. Trotz des Exils – oder gerade wegen des Exils – konnten sie erkennen, wie Gott es mit seiner Schöpfung meint.

Und sie haben auch erkannt, dass Gott mit seiner Schöpfung dem Menschen das besondere Geschenk der Freiheit mitgegeben hat. Dieses Geschenk ist Gabe und Aufgabe zugleich, denn die Freiheit zu entscheiden fordert seitdem jeden Menschen neu.

Der zweite Schöpfungsbericht erzählt anschließend davon, dass Adam und Eva in dieser Freiheit vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen haben. Danach erfuhren sie die Härte und herausfordernde Seite der Schöpfung.

Seitdem sind viele Jahrhunderte vergangen, aber die Grundfrage nach dem Lebensmittelpunkt stellt sich bei jedem Menschen je neu. Dabei ist Gottes Haltung über all die Zeiten gleich geblieben: Er wartet auf uns. Er wartet darauf, dass wir uns ihm zuwenden – uns zu ihm wenden, wie es in der jüdischen Tradition heißt und umkehren.

In der christlichen Sprache nennen wir diese Umkehr zu Gott „Buße“. Buße kann dabei die Buße eines Menschen beschreiben, der reuevoll erkennt, dass er oder sie Gott aus dem Blick verloren hat. Buße kann aber auch eine freie Entscheidung zur Umkehr in die Gemeinschaft mit Gott bedeuten.

In der kirchlichen Tradition wurde solch eine Bußzeit in den Verlauf des Kirchenjahres aufgenommen. Seit Aschermittwoch stehen wir in solch einer Bußzeit und morgen, an Palmsonntag, vergegenwärtigen wir Christinnen und Christen uns den Tag, an dem Jesus mit seinen Jüngerinnen und Jüngern in Jerusalem einzog. Sie wollten das Passahfest feiern, das Fest der jüdischen Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft. Am Ende dieses Festes der Befreiung stand Jesu Passion und Tod am Kreuz: Das Fest der Befreiung und der Tod am Kreuz so nah beieinander. Was wie ein Widerspruch erscheint, offenbart sich am Ende als Gottes Heilswerk für uns alle.

In Jesus dem Christus löst Gott alle Fesseln, die uns von ihm trennen. Durch ihn öffnet Gott uns die Augen, was unsere Gabe seit Anfang an bedeutet: Die Freiheit für andere einzutreten, die Freiheit das Unrecht beim Namen zu nennen, die Freiheit dem Schwachen beizustehen und selber befreit Hilfe und Beistand annehmen zu dürfen.

Marion Greve