Manche von Ihnen werden dieses Krankenhaus, die Huyssens-Stiftung in Huttrop, kennen – sei es durch Besuche bei Angehörigen oder Bekannten oder durch einen eigenen Krankenhausaufenthalt als Patient*in. Seit ihrer Gründung im Jahr 1854 ist die Huyssens-Stiftung Teil der Altstadtgemeinde bzw. lag und liegt auf ihrem Gebiet. Am 1. Weihnachtstag, 25. Dezember, wollen wir deshalb in der Kapelle des Krankenhauses einen gemeinsamen Weihnachtsgottesdienst feiern.
Als zweitältestes Krankenhaus in Essen – nach dem St. Elisabeth-Krankenhaus – wurde sie seinerzeit vom ehemaligen Essener Bürgermeister H.A. Huyssens der damaligen Evangelischen Gemeinde in Essen gestiftet. Errichtet wurde das ursprüngliche Gebäude auf der Südseite des heutigen Hauptbahnhofes (an der heutigen „Freiheit“). Die dort beginnende Huyssenallee erinnert noch daran.
Schon in den ersten Jahren wurde das Krankenhaus erweitert, bis die zur Verfügung stehenden räumlichen Gegebenheiten endgültig zu klein geworden waren. 1934 wurde der Neubau an der Henricistraße begonnen; 1936 wurde das deutlich vergrößerte zweite Haus eröffnet. Gemeinsam mit den Evangelischen Krankenhäusern Steele und Werden bildet es heute die Evangelischen Kliniken Essen-Mitte, kurz KEM. Während der inzwischen 170 Jahre seines Bestehens ist das Huyssensstift aber immer auch ein Teil der Altstadtgemeinde gewesen.
„Das hätte ich nicht erwartet: ein so großer Raum – der wirkt ja wie eine richtige Kirche!“ – So und ähnlich reagieren viele Menschen, wenn sie das erste Mal die Kapelle in der Huyssens-Stiftung betreten. Tatsächlich ist die mitten im Hauptgebäude des Krankenhauses gelegene Kapelle ein bemerkenswerter Ort.
Der traditionsreiche und in den letzten Jahren sehr bedacht und stimmig renovierte Raum bietet 140 Besucherinnen und Besuchern Platz. Der wöchentliche evangelische Gottesdienst wird am Sonntag gefeiert; die katholische Messe findet am Donnerstagnachmittag statt. Auch zwischendurch ist die Huyssens-Kapelle ein gern und oft aufgesuchter Raum. Viele Patientinnen und Patienten, Angehörige und Mitarbeitende nutzen die Gelegenheit, um hier innezuhalten und die Atmosphäre des Raumes auf sich wirken zu lassen: sie empfinden diesen Andachtsort immer wieder neu als Ruhe- und Kraftraum angesichts ihrer Arbeit und ihren Anforderungen, ihrer Sorgen und Belastungen.
Manche älteren Gemeindeglieder haben eine schon längere Geschichte mit der Huyssens-Kapelle. Mitunter berichten Menschen: „Hier bin ich getauft worden!“ – „Meine Eltern (oder Großeltern) sind hier konfirmiert (oder getraut) worden!“
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die meisten Kirchen Essens zerstört waren, wurde sie von der Altstadtgemeinde (zu der bis 1957 auch noch die Erlöserkirche im Südviertel gehörte) als Gottesdienststätte mitgenutzt. Sie hatte – mitten im Krankenhaus gelegen – den Krieg glücklicherweise weitgehend unbeschadet überstanden; die Fensterglasbilder waren rechtzeitig vor den ersten Luftangriffen aus- und später wieder eingebaut worden.
Die – wie das gesamte Krankenhaus – 1936 vom damaligen Regierungsbaumeister Conradi (aus Wuppertal-Elberfeld) fertiggestellte Kapelle vermittelt einen ruhigen und einladenden Eindruck. Eine besondere Wirkung erzielen die zwölf bunten, von C. Bringmann, Coburg, gestalteten Glasfenster, die bei Sonnenlicht wunderbar zur Geltung kommen. Auf ihnen sind sechs Trost- und Orientierungsworte Jesu und sechs Geschichten aus den Evangelien dargestellt – unter anderem die vom Barmherzigen Samariter, vom Verlorenen Sohn, das Kinderevangelium, Heilungen, die Sturmstillung, Kreuzigung und Auferstehung.
Ein Schmuckstück ist auch die ebenfalls originale Walcker-Orgel mit zwei Manualen und zwanzig Registern, eine Spende der Firma Krupp: Die farbig ornamentierten Orgelpfeifen befinden sich – auf sogenannten Schwalbennestkonsolen eingefügt – im linken und rechten oberen Altarraum.
Wie jede Architektur ist auch dieser Kapellenraum ein „Kind seiner Zeit“. Während der nationalsozialistischen Diktatur errichtet, zollte er dem damaligen Ungeist seinen Tribut. In der Deckengestaltung waren neben christlichen Symbolen, auch Hakenkreuzsymbole integriert. Diese Mahnmale eines schlimmen Irrwegs sind inzwischen entfernt worden. Historiker interpretieren die Gestaltung der Huyssens-Kapelle als eine Art Kompromiss-Produkt zwischen Vertretern der sogenannten „Deutschen Christen“ und denen der Bekennenden Kirche, die unter den Pfarrern der damaligen Altstadtgemeinde in der Mehrheit waren.
Herzlich sind alle Interessierten eingeladen, den Gottesdienst am 1. Weihnachtstag, 25. Dezember, um 10 Uhr in der Huyssens-Kapelle zu besuchen! Die Kapelle befindet sich im 1. Stock des Gebäudes. Es ist eine Premiere – ein gemeinsamer Weihnachtsgottesdienst der Krankenhausseelsorge und der Altstadtgemeinde. Altstadt-Pfarrer Ulf Steidel und ich werden ihn gemeinsam gestalten.
Uwe Matysik
Lieber Bruder Matysik! Ich freue mich über Ihren aufschlußreichen Beitrag zur Kapelle des Huyssenstiftes als zweitältestes Krankenhaus Essens-vielen Dank. Ich schreibe Ihnen als langjähriger Pfarrer der Pauluskirche Essen-Heisingen. Paul Dietzsch ist der Architekt unserer schönen Burgkirche von 1907 mit abstrakten Kirchenfenstern aus neuester Zeit.Es lohnt sich sie zu besuchen. Paul Dietzsch ist der bauausführende Architekt des Huyssenstiftes. Ich bin 2016 dort erfolgreich operiert worden und bin so diesem Haus und allen Mitarbeitenden dort zu Dank verpflichtet. Herzlich Ihr Dr.Eckhard Schendel aus Heisingen.