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Die Fridays for Future-Bewegung macht mir Mut

Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und nimmt doch Schaden an seiner Seele? (Matthäus 16,26)

Das Klima ist in aller Munde. Schon wieder erreichten die Temperaturen im Sommer Rekordmarken und der Klimawandel ist auch bei uns in den Extremen spürbar: Zu wenig Wasser bei großer Hitze, zu viel Wasser bei Starkregen und Hagel im Hitzegewitter…

Schülerinnen und Schüler gehen auf die Straßen. Vor wenigen Wochen, zeitgleich mit dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund, trafen sich 40.000 junge Menschen in Aachen. Sie waren aus unterschiedlichen europäischen Ländern angereist, um gemeinsam am schulfreien Freitag zu demonstrieren. Weltweit fordern Jugendliche ein Umdenken und endlich weitreichende Konsequenzen im politischen Handeln. Sie machen darauf aufmerksam, dass wir nicht mehr länger so weiterleben können, als würde es uns nichts angehen, was auf den anderen Kontinenten dieses Planeten geschieht.

Wir alle zusammen tragen die Verantwortung und wir haben nur diese eine Erde. Ein Narr ist jener, welcher weiterhin nur bis zu den Grenzen seiner eigenen Nation zu denken bereit ist und der auch in Osaka stur und unbeeindruckt geblieben ist. Ein Narr ist, wer nur in seine eigenen Scheunen wirtschaftet, koste es, was es wolle. So wie der reiche Kornbauer im Gleichnis Jesu, der dann am Ende doch keinen Nutzen hat von seinem reichen Vorrat.

Egozentrisches Denken und Handeln, wie das des Kornbauern, hat weltweite Konsequenzen: Wenn wir möglichst preiswerte Kleidung einkaufen möchten, dann müssen wir auch wissen, dass dafür andere Menschen sehr schlecht bezahlt werden und keine Chance bekommen, aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen. Wenn für die Produktion bestimmter Lebensmittel, die sowieso schon knappen Wasservorräte in manchen Ländern verschwendet werden, dann nehmen wir in Kauf, dass unser Konsum konkrete Folgen für das Klima weltweit hat.

Mir machen diese jungen Menschen der Fridays for Future-Bewegung Mut, die sich weltweit für eine gemeinsame Zukunft stark machen. Ist das doch ein erster notwendiger und hoffnungsvoller Schritt für ein Umdenken in unserer Konsumgesellschaft. Wir bekommen ja nicht nur die Folgen eines Klimawandels im Wetter zu spüren, sondern zunehmend auch die Folgen eines Klimawandels im menschlichen Umgang miteinander, die Folgen einer Lebenseinstellung, die nach dem Prinzip lebt: „Was gehen mich die anderen an?“ und „Du musst schauen, wo du bleibst!“

Das Klima wird rauer in unserer Gesellschaft, was sich inzwischen ja auch in der Sprache niederschlägt. Es wird gepöbelt und hate speech (Hassrede) ist keine Seltenheit mehr im Netz. Wir beklagen einen Mangel an Mitgefühl und respektvollem Umgang miteinander und spüren, dass unsere Seele schon längst Schaden genommen hat.

Das Motto der ökumenischen Friedensdekade, die vom 10. bis 20. November stattfinden wird, ist daher in diesem Jahr sehr bewusst gewählt und lautet: „friedensklima“. Das Thema Frieden und Klima werden in Verbindung gebracht: Der Klimawandel verschärft die bereits bestehenden Konflikte und Kämpfe um Wasservorräte und um fruchtbaren Boden.

Der Klimawandel im Umgang miteinander wird durch radikale Stimmungsmacher vorangetrieben. Sie schüren Ängste und säen Misstrauen und Zwietracht. Was da aufkeimt bedroht den Frieden unserer demokratischen Gesellschaft und gipfelte zuletzt in der Ermordung des Politikers Walter Lübcke. Das Plakat für die diesjährige Friedensdekade zeigt eine Wetterkarte, in deren Zentrum es die stilisierte Friedenstaube nicht leicht hat, auf Kurs zu bleiben zwischen einer Warm- und Kaltfront, wo sich ja bekanntlich nicht selten ein Sturmtief zusammenbraut.

Wir Christinnen und Christen tragen eine Verantwortung für diese Welt. Wir sind gerufen in die Nachfolge dessen, der sein Kreuz auf sich nahm (Matthäus 16,24-26). So stellen wir nicht länger uns selbst und unsere persönlichen Wünsche und Bequemlichkeiten in den Mittelpunkt, sondern Gottes Auftrag an uns: Uns einzusetzen für Frieden, Gerechtigkeit und für die Bewahrung seiner guten Schöpfung. Denn was hilft es uns, wenn wir weiterhin unsere Scheunen füllen und dabei doch immer nur noch mehr Schaden nehmen an unserer Seele?

Susanne Gutjahr-Maurer

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