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Die Freiheit nehm‘ ich mir!

Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2. Korinther 3,17)

Freiheit ist ein hohes Gut. Da sind wir uns sicher einig. Freiheit ist in aller Munde: „Die Freiheit nehm‘ ich mir“ – ein Werbeslogan für eine Kreditkarte. Von welcher Freiheit sprechen wir eigentlich? Geht es um die Freiheit shoppen, konsumieren zu können, egal, was auf dem Konto liegt? Geht es um die Ungebundenheit von Verpflichtungen, die Freiheit von Gesetz und Regeln? Geht es um die persönliche Freiheit, ohne Rücksicht auf andere? Ist das Freiheit?

„Von der Freiheit eines Christenmenschen“ lautet der Titel einer Schrift Martin Luthers. Er schreibt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Mit diesem zunächst widersprüchlich klingenden Satz macht er uns deutlich, wie uns der Geist Jesu Christi Freiheit schenkt. Zunächst ist jeder von uns so frei, dass wir niemand anderen brauchen, weder Priester noch Heilige, der uns mit Gott in Verbindung bringt. Durch Jesus ist Gott für uns unmittelbar hörbar, erfahrbar. Und was erfahren wir?

Jeder von uns ist ein von Gott geliebtes Kind, wertvoll, einmalig. Es ist nicht nötig, sich zu beweisen, Besonderes zu leisten, aus der Menge hervorzuragen. Versagen, körperliche Schwäche, Armut ist kein Grund zur Scham vor Gott oder zur Ausgrenzung. Gott kennt uns, wie wir sind, vergibt und erbarmt sich unser, ganz ohne unser Zutun. Gott hält uns immer in seiner Hand. Ein Christenmensch ist frei von all diesen menschengemachten Maßstäben.

Doch die Freiheit der Kinder Gottes bringt den Christenmenschen gleichzeitig dazu, sich für den Mitmenschen verantwortlich zu wissen und sich um Gottes Schöpfung zu kümmern. Ja, der Geist Jesu Christi macht uns so frei, dass wir uns die Freiheit nehmen, uns zu sorgen und zu kümmern, auf dass alle Menschen in Freiheit leben.

Henny Dirks-Blatt