Martin Luther hat den Karfreitag einen „guten Freitag“ genannt. Was ist denn gut an Karfreitag? Martin Luther beschreibt es so: „Wir laufen weg vor Gott, wenden uns ab von der Quelle des Lebens und „er läuft uns nach, durch alles Leiden wie durch ein Feuer“. Seit Karfreitag ist alles anders! Denn an diesem Tag hat Gott mit uns nicht nur die Kleider, sondern die Plätze getauscht.
Martin Luther hat es einen „fröhlichen Wechsel“ genannt, was da am Kreuz passiert ist. Am Kreuz vollzieht Gott einen völligen Tausch. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt“ heißt es im Gottesknecht-Lied des Propheten Jesaja (Jesaja 53,5). Jesus Christus nimmt unseren Platz ein. Er hat uns die Sünde nicht nur abgewaschen, so, wie man mal die Fassade reinigen muss. Nein, er ist „für uns zur Sünde geworden, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt“ (2.Kor. 5,21), sagt der Apostel Paulus.
Am Kreuz werden die Plätze komplett getauscht: Jesus Christus nimmt meinen Platz ein, obwohl er dort gar nicht hingehört – damit ich seinen Platz einnehme, obwohl ich dort nicht hingehöre. Martin Luther nennt das, was am Kreuz geschieht, den „seligen Tausch“ zwischen Christus und uns. Mit Worten der Bibel, unserer guten Botschaft heißt das:
* Jesus wurde bestraft, damit wir Vergebung bekommen (Jesaja 53,10/Lukas 23,4).
* Jesus wurde verwundet, damit wir geheilt werden (Jesaja 53,5/1. Petrus 2,24).
* Jesus wurde mit unserer Sünde zur Sünde gemacht, damit wir mit Seiner Gerechtigkeit gerecht gemacht würden (2. Korinther 5,21).
* Jesus starb unseren Tod, damit wir Sein Leben empfangen (Jesaja 53,5/1. Petrus 1,3/Johannes 11,25).
* Jesus ertrug unsere Armut, damit wir an Seinem Reichtum teilhaben (2. Korinther 8,9).
* Jesus ertrug unsere Scham, damit wir an Seiner Ehre teilhaben (Jesaja 53,3/Johannes 5,44).
* Jesus ertrug unsere Ablehnung, damit wir Annahme beim Vater haben (Jesaja 53,3).
* Jesus wurde zum Fluch, damit uns der Segen zuteilwerde. (Galater 3,13.14)
* Jesus hat sein Leben als Schuldopfer gegeben, damit wir von Sklaven der Sünde zu Gotteskindern werden (Jesaja 53,10/Johannes 1,12).
Der „gute Freitag“ betont: Gott lässt nicht ab von uns. Er überwindet in Christus am Kreuz alle Entfremdung und alle Trennung von ihm, dem liebenden, himmlischen Vater. Er wendet sich denen zu, die zweifeln und die verzweifeln. Denen das Alleinsein in diesen quälenden Monaten der Pandemie zusetzt. Die sich Sorgen machen um ihre Angehörigen. Deren Nerven blank liegen, weil sie auf einmal viel zu eng mit der Familie zusammen sind und es immer wieder zu Streit kommt. Denen wendet Gott sich zu.
Er will ihnen zeigen: Ich bin euch nahe. Auch in schweren Zeiten. Deshalb gilt: Heute ist ein guter Tag. Ein guter Kar-Freitag.
Steffen Hunder