Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (Jesaja 9,1)
Kommt es Ihnen auch so vor, als seien die letzten Monate noch schneller vergangen als sonst? Jetzt hat tatsächlich schon wieder die Adventszeit und damit auch ein neues Kirchenjahr begonnen. Und wenn wir noch einmal innehalten und zurückblicken…
Ich denke, vor allem ein Datum – der 24. Februar – hat sich bei uns allen eingebrannt. Wer von uns hätte geahnt, dass wohl noch immer keine Aussicht auf ein friedliches Ende dieses Krieges mitten in Europa in Sicht ist? Wer hätte geahnt, dass die Ukrainer*innen nun seit langem buchstäblich im „finstern Lande“ wohnen müssen und neben vielem anderen auch immer mehr von Kälte bedroht sind?
Und wer hätte geahnt, dass auch wir irgendwann zu spüren bekommen würden, wie eng auf der Welt alles miteinander verwoben ist? Wer hätte geahnt, dass es nicht nur gut für das Klima irgendwo auf der Welt, sondern auch bei weitem besser für unsere eigenen Häuser und Wohnungen gewesen wäre, wenn wir viel eher und viel stärker auf erneuerbare Energien vor unserer Haustür gesetzt hätten?
Die Worte des Propheten Jesaja haben den Menschen schon vor etwa 2500 Jahren in schweren Zeiten Mut machen wollen. Schon damals haben sich Menschen mit hineinnehmen lassen in eine neue, eine andere Zukunft. Eine Zukunft, die leichter zu ertragen sein würde, weil Gott versprach, die Menschen zu begleiten, an die Hand zu nehmen. Weil er versprach, sie aus Dunkelheiten herauszuführen – ins Helle, ins Leben.
Auch wir dürfen eintauchen in diese Hoffnungen. Und Advent bedeutet auch in diesem Jahr, dass Gott kommen wird. Dieser Gott, der von Beginn der Welt an, alles Leben unendlich zärtlich in seinen Händen hält. Dieser Gott, der sein Volk treu durch alle Höhen und Tiefen begleitet hat und es bis heute tut. Dieser Gott, der unendlich mitleidet an den Leiden dieser Welt.
Sein Licht der Liebe will in jeden dunklen Winkel dieser Erde scheinen. Sein Licht schenkt Trost und Hoffnung, will heilen, will wachrütteln und aufrütteln. Und sein Licht will geteilt werden, damit es endlich wieder Frieden wird.
Wir beten:
Du, unser Gott, Du kommst in unsere Welt und willst sie hellmachen. Deshalb bitten wir dich: Schenke uns Trost und Zuversicht in diesen Zeiten. Schenke Geborgenheit und Wärme.
Besonders bitten wir dich für alle, die sich um ihr Leben sorgen, die von Krieg und Gewalt bedroht sind, für alle, denen das Nötigste zum Leben fehlt. Schenke ihnen Mut und Hoffnung.
Wir bitten dich, schicke dein Licht überall dort hin, wo Dunkelheit alles Leben zu ersticken droht. Schenke Kraft und Luft zum Atmen. Amen.
Sabine Grüneklee-Herrmann