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…dass das Leben siegt: Mein 80. Geburtstag im Heiligen Land

Vom 17. bis 26. Januar haben wir, das waren 22 Reisefreundinnen und –freunde, eine Studienreise ins Heilige Land und nach Jerusalem, die Stadt Gottes, unternommen – und, Gott sei Dank, auch erfolgreich abgeschlossen. Wir wohnten sehr gut im Lutherischen Gästehaus in der Altstadt Jerusalems, mit Blick auf die wunderbare Evangelische Erlöserkirche und die alte Grabes-Auferstehungskirche. Wir haben sechs Stürze ohne Bein-„Bruch“ (= Segen – baruch) überstanden, im winterlichen Regen. Wir haben schöne kalte Tage erlebt, einen sehr warmen Tag in Jericho, dann wieder Tage mit fiesem Schneematsch in Bethlehem und Beit Jala. Mit der uns, meiner Frau Karin und mir, gut vertrauten, liberalen, liebenswürdigen und sehr qualifizierten israelischen Führerin Ruth Eisenstein haben wir Jerusalem, die Stadt Gottes, erkundet.

Was soll ich, mit dem Apostel Paulus, also dazu sagen? Wo anfangen? Unser „Wegweiser“ ist unser lieber Herr Jesus Christus, dem wir vorher und in der jetzt beginnenden Passionszeit nachfolgen wollen im „Frieden des Herrn“.

Unser christlich-palästinesischer Guide Kamal Mukaker aus Beit Jala führte uns am einzigen nichtwinterlichen Tag an die vermeintliche Taufstelle Jesu durch Johannes den Täufer, am Jordan. Dort las ich aus meinem kleinen Konfirmations-Luther-Neuen Testament, das uns in bald 40 Jahren auf allen Studienreisen des Paulusseminars unserer Kirchengemeinde Heisingen begleitete, den ältesten Taufbericht aus dem Beginn des Markusevangeliums vor.

Anschließend fuhren wir weiter nach Jericho, der am tiefsten gelegenen Stadt der Welt. Natürlich sahen wir dort den Baum, auf den der kleine Zachäus geklettert ist, um den vorüber ziehenden Jesus zu sehen (vgl. Lukas 19,1-10). Mancher kennt noch das Lied: „Zwischen Jericho und Jerusalem liegt der Weg der Barmherzigkeit“ (vgl. Lukas 10,25ff). Das war auch der Weg Jesu auf seiner letzten Reise nach Jerusalem. Jericho ist die wichtigste Oase in dem ansonsten kargen Terrain, rund 90 Kilometer südlich des Sees Genezareth und nur 11 Kilometer nördlich des Toten Meeres gelegen.

Bei sommerlicher Temperatur erstiegen wir den Tell-es-Sultan, den Hügel des alttestamentlichen Jericho, mit seinen großen Ausgrabungen. Von unten erblickten wir das Kloster auf dem Berg der Versuchungen, (vgl. Markus 1,1-13par.), auf den neuerdings eine – zu unserer Zeit ganz leere – Seilbahn hinaufführt.

In Jerusalem „weint der Herr“ (dominus flevit), mit dem Blick vom Ölberg auf die Stadt (vgl. Lukas 19,41ff). Auch uns kommen aus ganz anderen Gründen die Tränen, wenn wir an Jerusalem und Israel, an Jerusalem und die Palästinenser denken, wo wir doch alle „Jerusalem Glück und Frieden“ wünschen (vgl. Psalm 122). In der schönen Franziskaner-Kapelle sangen wir das Lied von Schalom Ben Chorin, das er mitten im schrecklichen Zweiten Weltkrieg und all dem schrecklichen Leid und Tod für seine Glaubens-Geschwister 1942 gedichtet hat: „Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt…“, „…dass das Leben siegt“ (Strophe 4).

Das Davidsgrab, das heute eine Synagoge ist, und der darüberliegende Abendmahlssaal auf dem Zionsberg aus der Kreuzfahrer-Zeit lässt uns historisch-kritisch denkende Christen immer wieder die Frage nach der Tradition der Lokalisierungen aufkommen. So wurde hier schon in der Alten Kirche die Feier des letzten Abendmahls, aber auch die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten lokalisiert. Wir können und sollen diese Fragen nicht ausschalten. Für unseren Glauben sind sie allein nicht entscheidend.

„Als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg…“ (vgl. Matthäus 26,30ff). „Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir… Petrus sprach zu ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgern werden, so werde jedoch ich mich nimmermehr an dir ärgern… Wahrlich ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen… Petrus: Und wenn ich sterben müsste, so will ich dich nicht verleugnen…“ Wir hören vielleicht schon in der Melodie der Matthäus-Passion vom „fünften Evangelisten“ Johann Sebastian Bach: „…und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich“(vgl. Matthäus 26,75c). Den Passionsbericht lasen wir ausführlich im Garten Gethsemane.

Dann gingen wir den Leidensweg Jesu mit den 14 Stationen nach, nicht alle in derselben Intensität. Die Grabes- oder, wie die Griechen sagen, Auferstehungskirche zeigte sich nicht in voller Antiökumenizität, weil erstens nicht so viele Besucher da waren und zweitens sich die Konfessionen nicht in der gottesdienstlichen Konkurrenz, wie wir es schon öfter erlebt hatten, begegneten.

Am friedlichsten war es ganz oben bei den äthiopischen Mönchen. Das Wetter
war heiter. Da bot uns Ruth eine einmalige biblische und reich legendäre Schilderung von dem Besuch der Königin von Saba bei dem weisen und reichen König Salomo. Schön, erotisch, unsagbar reich, mit Gold und Weihrauch im Gepäck – so taucht sie in der Bibel auf (vgl. 1. Könige 1-11, besonders Kapitel 10 – lesenwert!). Gina Lolobrigida und Yul Brynner stellten sie klassisch im Film einst dar.

Eusebios, „Vater der Kirchengeschichte“, Erzbischof von Palästina und später Biograph von Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert, informierte uns einst als erster über die Grabeskirche. Im Bestreben, das Grab Christi zu finden, ordnete Konstantin die Zerstörung der heidnischen Tempel an, die von Kaiser Hadrian, dem Feind der Juden im 2. Jahrhundert, dort errichtet worden waren. „Jenen so glücklichen Ort der Aufstehung des Heilandes in Jerusalem glaubte Konstantin auszeichnen und der Ehrfurcht alles würdig zu machen.“ – Eusebios berichtet im „Leben des Kaisers Konstantin“, 3,25-28, fast 3oo Jahre später, über die Endeckung des Grabes wie ein neues „Auferstehungs-Erlebnis“, in Parallele zu Jesu Auferweckung durch Gott, den allmächtigen Vater, nach seinem dreitägigen Begrabensein im 1. Jahrhundert. Konstantin konnte die Stätte selbst nicht besuchen, das tat dafür ausführlich die Kaiser-Mutter Helena. Ihr ging es um ein zweites Wunder: die Entdeckung des Kreuzes-Holzes. Davon berichtete Ruth uns kompetent an Ort und Stelle.

Ebenso kompetent zeigte uns Ruth an der Nachbildung des berühmten Mosaiks von Madaba an der Wand des großen, ausgegrabenen Cardo, der römisch-byzantinischen Hauptstraße Jerusalem, wie die Grabes-Auferstehungskirche in römisch-byzantinischer Zeit ausgesehen hat. Danach hat man Modelle gefertigt. Ungewöhnlich für die Zeit war die Kirche nach Westen und nicht nach Osten ausgerichtet. In der großen Rotunde das Grab, dahinter ein Hof, davor eine fünfschiffige Basilika-Kirche mit Narthex-Eingang und Stufen. Das kann man nach dem Mosaik aus dem späten 6. Jahrhundert rekonstruieren.

Wir bewegen uns rund 1.500 Jahre in der Zeit vorwärts und landen im deutschen Kaiserreich unter Wilhelm II. in Jerusalem. Er ritt 1898 ins erweiterte Jaffa-Tor ein. Er hatte sich für die lukanische Himmelfahrtstradition (vgl. Lukas 24,50ff und Apostelgeschichte 1,1ff) entschieden. Matthäus lokalisiert sie in Galiläa (vgl. Matthäus 28,16ff).Die kaiserliche Auguste-Victoria-Stiftung und die große, herrlich mosaizierte Himmelfahrtskirche sprechen für sich. Pfarrerin Zander erläuterte sie uns. Am Sonntag waren wir alle zum Gottesdienst in der wunderbaren Erlöserkirche versammelt. Pfarrerin Zander predigte über Paulus, unseren Heisinger Namenspatron.

Pfarrer Martin Vogel machte darauf aufmerksam, dass die Erlöserkirche in Jerusalem, in Essen, in Bad Homburg, und ich füge hinzu: auch die Pauluskirche in Heisingen, einem wahren Kirchenbauboom in preußischer Kaiserzeit Wilhem II. und Kaiserin Auguste Victoria entsprossen sind. Es sollte ein kirchlicher Glocken-Dreiklang sein: die römisch-katholische Dormitio-Kirche der Entschlafung Marias auf dem Zionsberg (die dritte kaiserliche Stiftung auf Grundlage der byzantinischen Kirche von Theodosius I., Ende des 4. Jahrhunderts), die Erlöserkirche und die Himmelfahrtskirche bekamen deutsche Glocken aus Apolda in Thüringen, die unter unglaublichen Kosten und Mühen in die Stadt Gottes transportiert worden sind.

Der Kaiser wollte ein Kirchen-Bauprogramm auf der Grundlage des konstantinisch-theodosianischen, christlichen Glaubensbekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel (aus den Jahren 325 und 381; vgl. den Text in EG 854) verwirklichen: In Bethlehem Konstantins Geburtskirche – Wilhelm II. Weihnachtskirche; in Jerusalem Konstantins Grabeskirche – Wilhelm II. Erlöserkirche; und auf dem Ölberg schließlich die Himmelfahrtskirchen Konstantins und Wilhelms II. Und er hat es verwirklicht – wunderbar, wie ich finde. – Ebenso wunderbar ist es, dass Teddy Kollek, Jerusalems berühmtester Oberbürgermeister (gestorben 2007, im Alter von 95 Jahren), den von den Protestanten der Nachkriegszeit geplanten Abriss der Himmelfahrtskirche zu verhindern wusste.

Wenn wir an unseren Aufenthalt in Bethlehem, an Jesu Geburtsort, zurückdenken, dann fällt uns Reisenden sicher als erstes der kalte Schneematsch ein. Dieser Tag verlief daraufhin vollkommen anders als geplant. Unser Führer Kamal war am sommerlichen Jericho-Tag heiter gestimmt. Sie erwarteten ihr erstes Baby. Seine Stimmung am Bethlehem-Tag entsprach dem kalten Schneematsch: seine inzwischen geborene Tochter ist nicht gesund. Wir alle waren mitbetrübt.

Er führte uns zur Geburtskirche und berichtete zunächst über das vorchristlich-hebräische Bethlehem. Auch damals spielte es eine wichtige Rolle. Aber erst Jesu Geburt hat dem winzigen Bethlehem zur weltgeschichtlichen Bedeutung verholfen.

Jakob und seine Familie kamen durch Bethlehem, auch Ephrata genannt. Jakobs Frau Rachel starb bei der Geburt ihres Sohnes Benjamin (= Glückskind). Sie wurde dort begraben (vgl. 1. Mose 35,16ff).

Die wunderbare Ruth-Geschichte ereignete sich ebenfalls dort (vgl. Ruth 1,19f). Ruth und Noomi, ihre Schwiegermutter, kamen nach Bethlehem. Ruth stammte aus Moab im Osten und hatte in eine hebräische Familie eingeheiratet. Als ihr Mann starb, zog sie mit ihrer trauernden Schwiegermutter Noomi in deren Heimatstadt Bethlehem. Dort heiratete sie Noomis Verwandten Boas und wurde so die Großmutter von König David. Der Sohn von Ruth hieß Obed. „Er war der Vater von Isais, welcher Davids Vater ist“ (Vers 17f).

Samuel, einer der größten Propheten Israels, kam nach Bethlehem, um Isais Familie zu besuchen. Er salbte Isais jüngsten Sohn David als Nachfolger Sauls zum König von Israel (vgl. 1. Sam 16).

In späteren Zeiten wurde Bethlehem immer mit dem großen König David assoziiert. Die Erwartung stieg, Gott werde einen weiteren König wie David senden, sagte der Prophet Micha (5,1) voraus: „Und du Ephrata, Bethlehem, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir kommen, derin Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“

Bethlehem, der Heimatort Davids, der von Haus aus Hirte war, wird der Ort der Hirten sein, die in die Stadt Davids gehen sollen, um den neugeborenen Jesus zu sehen, den lang erwarteten Christós-Messias, der von sich sagen wird :“Ich bin der gute Hirte, der sein Leben lassen wird für die Schafe“ (vgl. Johannes 10,11).

Die Hirtenfelder fielen bei uns in das „Schneematsch-Wasser“. Ebenso das Herodion, eine Palast-Festung, die König Herodes sich in der Nähe von Bethlehem bauen ließ. Wir blieben in der sich im Zustand der Restaurierung befindlichen Geburtskirche, vor dem Regen fliehend, und krochen ins Unterirdische zum vierzehnzackigen Stern, der traditionell den Geburtsort Jesu markiert. „In Bethlehem zeigt man nun die Höhle, wo Jesus geboren wurde, und in dieser Höhle die Krippe“, so schreibt schon der größte griechische Theologe Origénes im 2./3. Jahrhundert.

Wintergemäß hielten sich die Besucherzahlen hier in Grenzen. Während wir in einer der Höhlen alle an einem Altar, etwas frierend standen und den Worten von Kamal lauschten, geschah ein kleines Wunder. Der durch Wirtschaftsstudium in USA qualifizierte christliche, griechisch-orthodoxe Palästinenser kehrte in seine Heimat zurück, um für sie zu arbeiten als Guide für Gruppen, vornehmlich aus den USA und aus Deutschland. Der junge, betrübte Vater holte, zu unser aller Überraschung, eine Blockflöte hervor. Er sagte, sicher sich und uns zum Trost: „Das einzige Lied, das ich auf der Flöte begleiten kann, ist: ‚O du fröhliche, o du selige, Gnadenbringende Weihnachtszeit…´. Können wir das nicht zusammen singen?“ Natürlich – wir stimmten das Weihnachtslied hier unter Tage in Bethlehem in der Weihnachtszeit von 2016 in der Zeit politischen Unfriedens an und sangen kräftig alle drei Strophen. Unglaublich!

Anschließend sagte Karin zu ihm: „Wir haben dir soviel zu danken. Wir bitten Dich, geh zu deiner Frau ins Krankenhaus. Wir machen jetzt Plan B.“ Wir hatten Kamal vorher schon gebeten, im Behindertenzentrum in Beit Jala anzurufen, ob wir kommen könnten. Es war möglich, schön. Wir verabschiedeten uns von Kamal und er zog von hinnen.

Das christlich-palästinensische, von Deutschen betriebene und geförderte Zentrum für behinderte Kinder und Jugendliche, Christen und Muslime, heißt „Gate to Life“. Behinderte Menschen waren wegen des Wetters nicht im großen Gebäude. Doch unter kundiger deutscher Führung konnten wir fast alle Einrichtungen im Trockenen (!) besichtigen. Sehr eindrücklich für alle.

Dann fuhren wir im trockenen Bus nach Beit Jala zur Familie Mukaker, die ein Mittagessen für uns vorbereitet hatte. Kamals Tante, auch Reiseführerin, begrüßte uns herzlich und begleitete unser Essen mit unendlich-liebem Redefluss.

Danach kam wieder Unvergessliches: im Schneematsch-Regen suchten wir vergeblich unseren Bus, bis wir ihn kalt und durchgenässt fanden. Nach einem doch recht anders verlaufenen Tag kehrten wir nach Jerusalem zurück und traten den nicht gerade unbeschwerlichen, weil treppenreichen Weg zum Gästehaus an.

Zum Schluss noch zu unserer Exkursion nach Süden und zum meinem 80. Geburtstag. Wir fuhren bei bedecktem, nicht zu kaltem Wetter zum Toten Meer, zur Oase Ein Gedi, wo der köstliche Sauvignon-Rotwein herkommt, und weiter nach Masadá. Dort fegte der Wind mächtig. Ruth Eisenstein führte uns dort, kompetent wie überall. Zu Masadá ist soviel zu sagen, da weiß ich nicht, was denn!? Bei Qumran ist es auch nicht viel anders. Also mache ich es besonders kurz und zitiere andere Leute: Der berühmte israelische Archäologe Yigael Yadin, gestorben 1984, beginnt sein Buch „Masada – der letzte Kampf um die Festung des Herodes“, Hoffman und Campe, Hamburg 1973, mit folgenden Worten: „Der Fels von Masada beherrscht mit seiner düsteren und majestätischen Schönheit die Landschaft am Ostrand der judäischen Wüste. Seine Ostflanke stürzt zum Toten Meer hin 400 Meter in die Tiefe. Dieser Ort war der Schauplatz eines der bewegtesten Abschnitte jüdischer Geschichte“ (S. 11). Jeder mag selbst weiter forschen.

Zu Qumran zitiere ich den 2015 gestorbenen Professor für Neues Testament, Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzenden Eduard Lohse. Er hat 1964 die Texte aus Qumran in Hebräisch und Deutsch herausgegeben (Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt). Die ersten Sätze seiner Einführung lauten: „Die Gemeinde von Qumran entstand in Kreisen der Jerusalemer Priesterschaft, die sich von den herrschenden Oberpriestern trennten, weil diese nicht streng und sorgfältig genug die Vorschriften des Gesetzes befolgten. Der Gründer der Gemeinschaft, der Lehrer der Gerechtigkeit, war selbst ein Priester… Weil er seine Anhänger auf peinliche Innehaltung des Gesetzes, sorgsame Wahrung der Reinheit und Beobachtung … des Festkalenders drängte, kam es zu schweren Auseinadersetzungen mit dem Oberpriester, der fortan nur noch Frevelpriester genannt wurde. Die Gruppe … zog sich in die Wüste am Ufer des Toten Meeres zurück, um hier nach den prophetischen Worten von Jesaja 40,3 den Anbruch der kommenden Heilszeit zu erwarten“ (S. XIII). Auch hier gilt: jeder mag selbst weiter forschen.

Ich komme nun am Schluss zu dem für mich exzellenten Ereignis meines 80. Geburtstages am Freitag, 22. Januar: ein Gottes-Geschenk in der Stadt Gottes im Heiligen Lande; das ist für einen Pfarrer nicht übertrieben zu bekennen. Der Geburtstag war ein Freitag, abends der Schabbath-Beginn. Wie es der Plan vorsah, sind wir vormittags im Israel-Museum (Jesajarolle und Jerusalem- Modell) und anschließend in der Gedenkstätte Yad Vashem gewesen, am späten Nachmittag dann im Gottesdienst zum Beginn des Schabbath, in der größten orthodoxen Synagoge Jerusalems.

Am Morgen hatten sich alle 22 Reisefreunde und unsere liebenswürdige, israelische Führerin Ruth im geselligen Klubraum des Lutherischen Gästehauses versammelt und ich wurde, wie früher an Weihnachten, hereingerufen von Karin. Sie sangen mir den Kanon „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen…“ Ich war gerührt. Ruth überreichte mir ein großen Blumenstrauß und ein silbernes Jerusalemkreuz mit Auferstehungsblume (Rose von Jericho). Die uns bekannte Armenierin, Madame Madeleine, hatte einen riesigen Kuchen gebacken, Kerzen rundherum aufgestellt und Weihnachtsgebäck dazugelegt (die Armenier feiern Weihnachten am 18. Januar), das wir dann in ihrer Gegenwart alles am frühen Nachmittag verzehrten – sehr lecker. Für den Abend hatte die ECC, unsere liebe Agentur aus Frankfurt, ein Abendessen vorbereiten lassen bei der christlichen Palästinenserin Nora C., in ihrem musealen Begegnungszentrum Woujoud in der Altstadt, nicht weit von unserm Hospiz entfernt. Der Sekt, der Weiß- und der Rotwein vom christlich-palästinensischen Weingut Cremisan, denen allseits gut zugesprochen worden ist, war ein Geschenk für mich für alle. Fantastisch, vielen Dank! Etwas schwankend trat ich mit Karins Unterstützung den Heimweg an. Ein toller Tag.

Das Danklied des 118. Psalms, das schöne Confitemini, war Martin Luthers Lieblingspsalm. Er beginnt und endet mit dem Vers: „Danket dem Herrn; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“ (Verse 1 und 29). „Dieser Vers ist eine allgemeine Danksagung für alle Wohltat, so Gott der Herr erzeigt aller Welt…“ – so beginnt Martin Luther seine Auslegung von 1530. Gott hat die Wohltat mit dieser Reise ins Heilige Land, in seine Stadt, auch uns erzeigt. Dafür sagen wir ihm Dank und schließen den Bericht mit den Worten des Apostels Paulus, Namenspatron unserer Gemeinde in Essen-Heisingen, aus dem 1. Korintherbrief 4,7b:

„Was hast du aber, das du nicht empfangen hast?“

Eckhard Schendel