Beten kann jeder! Und doch tun sich viele schwer damit. Beim Beten kann man eigentlich nichts falsch machen. Und doch kann man Beten lernen. Die Hürde zum persönlichen Beten soll ganz gering sein, einfach anzufangen ist das beste Rezept, denn Beten ist ja die Vertiefung in der Beziehung mit Gott. Und dazu gibt es wunderbare Hilfen. Doch genauso, wie einige Sätze Beziehungen verbessern und vertiefen können, zerstören andere Sätze Beziehung komplett und man muss mit Mühe das Vertrauen wiedergewinnen. Gott dürfen wir alles sagen, und doch gibt es unerhörte Gebete, die Gott gerade deswegen nicht erhört, weil sie unerhört sind.
Ein gläubiger Christ bekommt eine großzügige Spende. Er freut sich über die große Summe und überlegt nun, wie er es aufteilen soll. Er geht ins Gebet und sagt: „Gott sage mir, was ich für mich behalten darf und was ich spenden soll.“ Er hört keine Stimme vom Himmel. Er betet weiter: „Gott gib mir ein Zeichen, damit ich weiß, wieviel für mich ist und wieviel für andere.“ Nichts passiert. Dann wirft der das Geld in die Luft und ruft: Gott, alles, was du behalten willst, kannst du nehmen, der Rest ist für mich.“
Dieses unerhörte Gebet ist nicht nötig, denn dazu hat uns Gott klare Anweisungen gegeben. 3. Mose 27,30+32: „Alles Zehnte vom Acker und Vieh soll heilig sein und zu dem HERRN gehören.“ Dazu braucht man Gott nicht um Rat fragen oder im Gebet zu feilschen. Zehn Prozent von meinen Einkünften soll Gott gehören, denn ALLES hat mir Gott geschenkt. Wer darüber hinaus spenden will, der darf Gott wirklich befragen.
Viele unserer Gebete sind sehr ich-bezogen, sie drehen sich nur um mich – doch beim Beten geht es nicht um mich, sondern um meine Beziehung zu Gott. Die Blickrichtung wird eine andere. Ich blicke von mir weg zu Gott hin. Ich nehme meine Sorgen, Probleme und Lasten und wende mich damit zu Gott und richte sie an Gott und lege sie bei ihm ab. Nicht meine Sorgen sind im Mittelpunkt, sondern Gott. Und so gibt es gute Schritte zum vertiefenden Gebet.
Wir dürfen Gott anbeten – weil er Gott ist, groß und wunderbar und liebevoll. – Wir dürfen Gott loben – weil er an uns und durch uns Gutes tut. Lobt Gott für seine Taten. – Wir dürfen Gott danken – weil er uns liebt, führt und lenkt.
Ein zweiter Aspekt des Gebetes ist die Fürbitte. Jesus bittet in seinem großen Abschiedsgebet (Johannes 17) für seine Jünger. Auch Paulus bittet intensiv für die Christen, die in den jungen Gemeinden gläubig geworden sind. In seinen Briefen ruft er die Christen ständig zur Fürbitte auf. 1. Timotheus 2,1: „So ermahne ich Euch nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen.“
Bei der Fürbitte ist unser Blick auf Gott und auf den anderen gerichtet. Egoistische Gebete haben bei Gott wenig Platz, doch für andere zu beten, das gefällt Gott. Beim Beten geht es nicht in erster Linie darum, dass es mir besser geht, sondern, dass meine Beziehung zu Gott vertieft wird und ich mehr von Gottes Liebe in mir aufnehme. Für andere zu beten, ist ein Anzeichen für Gottes Liebe in mir, weil mir andere Menschen wichtig sind. So wie Jesus im Doppelgebot der Liebe (Markus 12,29-32) auffordert, Gott mit ganzem Herzen zu lieben und seinen Nächsten, so ist ein gutes Gebet auch immer vertikal zu Gott gerichtet und horizontal zum Nächsten.
Jesus, der selber für uns gebetet hat, gibt uns den wichtigsten Hinweis auf Gebete, die erhört werden: Johannes 16,23: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.“
Gebete, die im Namen Jesu gebetet werden, werden vom himmlischen Vater erhört. Es kommt also darauf an, den Willen Jesu zu erkennen und so zu beten, wie Jesus gebetet hat. Jesu Leben war so geprägt: „Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Johannes 5,39). Daran sollen wir uns orientieren im Leben und im Beten.
Die beste Hilfe, um das persönliche Gebet unter den Willen Gottes zu stellen, ist, die dritte Bitte aus dem Vaterunser in unsere Gebete immer mit aufzunehmen: „Dein Wille geschehe.“ Wir dürfen Gott mit allem in den Ohren liegen, wenn wir am Ende uns immer unter Gottes Willen stellen.
Manuel Neumann