Ich denke, also bin ich

Das Denken und damit Nachdenken gehört zu unserem Menschsein. Dazu ist mir der Satz des Philosophen René Descartes wieder in Erinnerung gekommen: „Ich denke, also bin ich“ (cogito ergo sum). In seinem Nachdenken über sich selbst, kommt Descartes nach radikalen Zweifeln zu der Erkenntnis: „Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“ Deshalb sein Grundsatz „Ich denke, also bin ich“.

Bezogen auf unser Nachdenken im Raum der Kirche tut es gut, sich einen solchen Erkenntnissatz zu eigen zu machen und daran zu orientieren. Weiterlesen

Kirchlich heiraten? Ist doch ganz einfach!

Kirchliche Trauungen sind heute oft viel aufwändiger als früher. Wedding-Planer, einschlägige Zeitschriften und vor allem amerikanische Spielfilme sorgen dafür, dass es immer mehr gibt, was angeblich als Muss gilt: Zahlreiche Vorschriften, was die Braut zu tragen hat, wie der Ablauf sein soll, was alles zu beachten ist. Das führt dazu, dass mir immer öfter Brautpaare gegenüber sitzen, die einen ganzen Katalog von Regeln mitbringen, die angeblich beachtet werden müssen.
Dazu kann ich nur sagen: Was die kirchliche Trauung betrifft, so gibt es einen groben Ablauf, der vorgegeben ist: Biblische Lesungen, die Traufrage an das Brautpaar, Ringetausch und Segen – das ist so ungefähr der Kern einer kirchlichen Trauung. Dazu kommen Lieder, Gebete und eine Ansprache. Im Grunde ist das relativ schlicht. Aber, wie gesagt: Da ist ja noch all das andere, von dem Freundinnen, Brauteltern und die schon erwähnten Hollywood-Filme meinen, es sei unabdingbar. Weiterlesen

Credo in eigener Sache

Meine Eltern waren Christen, deren Christsein darin bestand, nicht aus der Kirche auszutreten.
Ein entschiedenes Christsein war das: mein Vater war von Natur aus sparsam, das Geld war auch schon mal knapp, an Gott glaubten weder mein Vater noch meine Mutter, in den Gottesdienst gingen sie nicht einmal zu Weihnachten.
Dennoch sind sie dabei geblieben.
Der Steuerberater hatte etwas anderes geraten; Freunde hatten längst etwas anderes getan.
Aber sie sind in der Kirche geblieben bis zu ihrem Tod. Weiterlesen

Wie kann eine Beerdigung gestaltet werden?

Diese Frage hört sich vielleicht seltsam an, jedenfalls für viele Menschen. Eine Beerdigung gestalten? Das ist doch immer gleich, oder? Gibt es da nicht einfach bestimmte Dinge, die „man“ so macht? Die Antwort ist: Nein, es gibt natürlich einiges, das zu einer Trauerfeier immer dazugehört, aber vieles lässt sich durchaus individuell gestalten. Weiterlesen

Drei Mal Glück

Am letzten Sonntagnachmittag war ich, der alte ehemalige Bergerhauser Pfarrer, richtig glücklich. Drei Ereignisse hatte ich miterlebt: Erstens – ein Oktoberfest mit Flüchtlingen; zweitens – einen theologischen Jugendgottesdienst mit Luther; und drittens – die Freude der Integrativen WG in „meinem“ ehemaligen Pfarrhaus, die soeben in Rimini den 1. Preis im Hip-Hop-Weltcup gewonnen hatte. Weiterlesen

Alles erzählt von Gott

Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth. (Psalm 84,2)

Dieses Wort hat mich bei meiner Einführung im Mai letzten Jahres als Superintendentin inspiriert. Irgendwie begleitet mich seitdem dieser Bibelvers – mit seinem Bild der „Wohnungen Gottes“. Wenn ich mir Wohnungen und Räume in unserem Land vor Augen führe, nehme ich wahr, wie sehr sich Räume in den letzten 25 Jahren verändert haben. Keine Arztpraxis mehr ohne großformatige Bilder an der Wand, Innenräume – Inneneinrichtungen der Geschäfte werden passgenau auf die Kunden und den Zeitgeschmack abgestimmt. Unser Raumempfinden hat sich verfeinert. Von einer zunehmenden Ästhetisierung unserer Gesellschaft sprechen die Wissenschaftler. Weiterlesen

Wenn die Liebe zerbricht

„Was sind schon die vielen kleinen Landabenteuer der Liebe gegen die große Schifffahrt der Ehe?“, so fragte einst der Philosoph Ernst Bloch. Aus diesen Worten spricht die Erfahrung einer Liebe, die Bestand hat – wie ein Schiff, das die Stürme des Lebens nicht nur übersteht, sondern vielleicht sogar gestärkt daraus hervor geht – eine Liebe, die nicht nur bleibt, sondern sich vertiefen und wachsen kann. Ich bin mir sicher, dass die allermeisten Hochzeitspaare sich genau dies wünschen, wenn sie beschließen, eine Ehe einzugehen: eine Liebe, die bleibt und die ein tragfähiges Fundament bildet für viele Jahre und für eine eventuell wachsende Familie. Weiterlesen

Ist die Volkskirche reformierbar?

Die evangelischen Landeskirchen verstehen sich als „Volkskirchen“. Weltweit ist das ein Sonderfall. Außer in Deutschland, dem Ursprungsland der Reformation, ist das nur noch in Skandinavien und in der Schweiz anzutreffen. Was macht nun unsere Kirche zur Volkskirche? Auf den ersten Blick sind es drei Säulen, wie die drei Beine eines Tisches. Weiterlesen

Was ich von H. über Gottesdienste gelernt habe

Wieder einmal war ich stolz auf meine Gemeinde: es war ein guter Gottesdienst. So, wie ich ihn mir wünsche. Nicht nur der Kirchenmusiker und ich haben ihn gestaltet: Weitere acht Frauen und Männer haben sich kraftvoll und ermutigend eingebracht. In sehr persönlichen und teilweise bewegenden Worten schilderten sie, wie sich ihr Glauben im Laufe ihres Lebens entwickelt hat. Weiterlesen

Zum selben Thema: Kirche und Werbung

Hat die Kirche es wirklich nötig, Werbung zu machen, wo sie doch schon seit mehr als eineinhalb Jahrtausenden besteht? Und ist nicht Werbung etwas eher Anrüchiges, ein Angriff auf das Unbewusste von uns Menschen mit der Absicht, uns zu verführen, zu etwas zu veranlassen, das wir eigentlich gar nicht wollten?

Werbung hat mit Glück zu tun. Und dieses „Glück“ enthält viele Glücksaspekte. Dieses „Glück“ umschließt die Verheißungen auf Genuss, Zugehörigkeit, Ansehen, Freiheit, Sicherheit und vieles mehr. Wer einen Porsche fährt, genießt die Beschleunigung, gehört zu einer Gruppe Gleichgesinnter, hat Ansehen (welches auch immer) in der Nachbarschaft, steigt ein in das Freiheitsversprechen der rapid schnellen Kilometerbewältigung und verlässt sich auf die werbliche Versicherung einer bergenden Karosse. Weiterlesen