Glück heißt in der Bibel Erlösung | Über die Kirche und das Glück #1

Neulich im Café: Am Nebentisch saß eine junge Mutter mit ihrer 13 Monate alten Amelie. Amelie hatte ein Bilderbuch vor sich, in dem große Früchte abgebildet waren. Und Amelie hatte einen kleinen Löffel in der Hand. Mit dem Löffel berührte sie die Früchte und fütterte dann ihre Mutter damit. Ein wunderbarer Anblick. Die beiden waren offenbar glücklich. Was da vor sich ging, war praktisch gesehen unnütz. Aber: Es war Beziehung stiftend und die Beziehung prägend. Beide waren bei sich und zugleich beieinander. Ihr Handeln war nicht nützlich, aber freundlich, liebevoll und erfüllend.

Lässt sich anhand dieses Beispiel etwas Allgemeines über „Glück“ sagen? Vielleicht dies: Glück ist situativ. Es gibt kein Setting, das Glück garantiert. Was Mutter und Tochter erleben, könnte auch an einem anderen Ort stattfinden, und die Handlung könnte auch völlig anders gedeutet und mit einem „Nun lass mal“ oder „Jetzt nicht!“ belegt werden. Zum Glück gehört offenbar die Öffnung fürs Glück. Weiterlesen

Wenn ein Fremdling bei euch wohnt

Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. (3. Mose 19,33)

Ein Bibelwort taucht in kirchlichen Stellungnahmen zum Umgang mit Flüchtlingen immer wieder auf. Es findet sich bei 3. Mose 19, Verse 33-34: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.“ Für Essen verweise ich beispielhaft auf die Stellungnahme des Kirchenkreises Essen und des Diakoniewerks Essen „Flüchtlinge willkommen heißen, begleiten, beteiligen“ von 2014 oder auf das „Gemeinsame Wort der Essener Kirchen zum Umgang mit Flüchtlingen“ aus dem Februar 2016.

Wenn es in der Bibel um das gültige Recht und den sozialen Umgang mit einander geht, wird wiederholt eingeschärft: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken.“ Das versteht sich damals wie heute eben nicht von selbst. Weiterlesen

Österlicher Klimawandel

Ostern ist das älteste Fest und eigentlich auch das wichtigste für die Christenheit. Ostern ist jedoch längst nicht so populär wie Weihnachten. Weihnachten kann sich jeder vorstellen, in der Bibel wird die Geburt im Stall zu Bethlehem anrührend und ausführlich ausgestaltet. Die Auferstehung Jesu dagegen können wir uns nur schwer vorstellen. Mit Blick auf Ostern lässt uns die Bibel viel Deutungsfreiheit, die Evangelien schreiben wenig über die Auferstehung des toten gekreuzigten Jesus.

Auch von Jesus selbst wird das Ostereignis nicht beschrieben, nur angekündigt. Das jedoch, was erlebt und erfahren wurde in der Begegnung mit Jesus, wurde über Jahrhunderte weitererzählt – jeweils in der Sprache und den Bildern der Zeit. Weiterlesen

Sperriges Kreuz

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ So hören wir es dieser Tage, angesichts der gegenwärtigen Erfahrungen von Terror und Krieg. Der brutale Bürgerkrieg in Syrien geht in sein sechstes Jahr – Hunderttausende starben, wurden verwundet, hungern oder sind auf der Flucht. Die Terrormiliz IS wütet barbarisch und trifft uns mitten ins Herz. Die Anschläge in Brüssel zeigen, dass uns die globalen Konflikte direkt betreffen. Unser Herz ist schwer in diesen Tagen angesichts der Toten und Verletzten in Brüssel.

„Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ So war es schon damals, vor 2000 Jahren, als Jesus gekreuzigt wurde. Wieder einmal versuchen wir, dieses Geschehen zu verstehen. Aber das Kreuz der Geschichte ist sperrig – vor allem dann, wenn wir unsere Trauer, unseren Zorn und unsere Fragen in diesen Tagen zulassen. Weiterlesen

Großes Kino

Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. (2. Korinther 4,6+7)

Das ist ganz großes Kino, das uns Paulus hier vor Augen malt! Erste Einstellung: Wir sehen auf die übergroße Leinwand und sehen: nichts. Finsternis, tiefschwarze Nacht, und dann die Stimme: Es werde Licht! Und langsam weicht die Finsternis. Am Horizont ein Schimmer, erst nur ein grauer Streifen, orange, gelb, die Sonne geht auf – majestätisch, kraftvoll, wir müssen schon die Augen abwenden, so gleißend ist das Licht; und die Finsternis weicht. Ein neuer Morgen bricht an. Wie am ersten Schöpfungstag – durch Gottes machtvolles Wort wird das Licht. Schnitt. Weiterlesen

Ich bleibe bei euch

Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! (Johannes 15,9)

Liebe Leserin, lieber Leser!

Abschied nehmen tut weh.
Was möchten Sie hören von einem, der weggeht?
Im Monatsspruch für den März lesen wir Abschiedsworte Jesu an seine Begleiterinnen und Begleiter.
Bislang waren sie mit ihm unterwegs.
Er hat ihnen gesagt, was sie tun sollen.
Er hat ihnen gezeigt, wie er handelt:
Er wäscht ihnen die Füße, er teilt Brot und Wein aus.
Er sorgt für sie.
Und nun weiß er, die gemeinsame Zeit hat ein Ende.
Sie werden allein dastehen.
Werden sie wissen, was zu tun ist? Weiterlesen

Ecce homo

Als Herr B. ins Seniorenheim einzog, war zuerst kein Einzelzimmer frei. So lebten Herr B. und Herr P. für einige Monate gemeinsam in einem Doppelzimmer. Sie erzählten sich aus ihrem Leben. Menschen aus verschiedenen Welten.

Herr B. war zwölf Jahre alt, als er mit Mutter und Baby-Schwester aus Ostpreußen floh. Vor den Russen. Mit einer Pistole, im Gepäck versteckt – bereit, jeden Russen zu töten, der der Mutter zu nahe käme. Ein Kind voll mörderischem Hass – der ihm zu überleben half, in jener Zeit.

Später – lange nach den schlimmen Zeiten – blieb Herr B. bei seiner Meinung, dass von den Russen nichts Gutes kommen könnte. All die Jahre seines Erwachsenenlebens sah er keine Notwendigkeit, seine Meinung je zu ändern.

Herr P. ist Russe. Im Krieg war er Soldat. Er tötete deutsche Soldaten und wen immer sonst man ihm als Feind aufgebaut hatte. Ein Mann mit mörderischem Hass – auch er überlebte so. Weiterlesen

Bleibt in meiner Liebe!

Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! (Johannes 15,9)

Die Liebe gehört zu den großen Rätseln des menschlichen Lebens. Solange es Menschen gibt, wird über die Liebe nachgedacht. Solange es Menschen gibt, hat die Liebe Freud und Leid in die Welt gebracht. Wo die Liebe zum Zuge kommt, gibt es Freude und Frieden. Wo sie aber vermisst wird, gewinnt Traurigkeit die Oberhand. Gerade heute fragen sich viele: Leben wir in einer lieblosen Welt? In der Arbeitswelt scheint sie gleich gar keine Rolle zu spielen. Allenfalls in der Familie, der Partnerschaft kann man noch dergleichen erwarten.

Im Neuen Testament kommt das Wort „Liebe“ unzählige Male vor. Bei dem, was Jesus zu sagen hatte, spielt die Liebe eine entscheidende Rolle. Weiterlesen

Was bedeutet Trost für dich? | Andächtiges zur Jahreslosung #7

Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jesaja 66,13)

Wann habt ihr Trost gebraucht, wen habt ihr zuletzt getröstet, was verbindet ihr mit mütterlichem Trost? Das haben wir in den ersten Wochen des Jahres gefragt – Anlass war die biblische Losung für dieses Jahr. Einige der sehr persönlichen und berührenden Reaktionen auf unsere Fragen haben bereits wir auf unserer Facebook-Seite Evangelisch in Essen veröffentlicht. In diesem Beitrag haben wir nun alle Antworten zusammengestellt.
Weiterlesen

Ein Trost, der zur Orientierung wird | Andächtiges zur Jahreslosung #6

Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jesaja 66,1)

Es ist eine wunderbare und bedenkenswerte Jahreslosung, die uns durch das Jahr 2016 begleiten soll. Sie stammt aus dem letzten Kapitel des alttestamentlichen Propheten Jesaja. Ja: Gott tröstet wie ein (gute) Mutter: Wir müssen uns Gott also wahrlich nicht zwangsläufig als Mann vorstellen; nur weil das über Jahrhunderte hinweg so geschehen ist. Ich bin dankbar dafür, dass „Gott-Vater“ schon in der Bibel neben allen männlichen auch ganz und gar weibliche Züge trägt. Unser Glauben wäre sonst um Entscheidendes ärmer. Weiterlesen