Bereitet dem Herrn den Weg

Bereitet dem Herrn den Weg… Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden… (Jesaja 40,3-5)

Ein Kirchenjubiläum wie dieses ist immer ein guter Grund, dankbar zurückzublicken, heute zu feiern und mit Hoffnung und Glaube den Blick in die Zukunft zu wagen.

Dankbar zurückblicken: Am 3. Advent 1894 wurde die Gnadenkirche eingeweiht, 35 Jahre später – am 3. Advent 1929 – ihr Turm und die erweiterte Kirche. Seit 125 Jahre haben Christinnen und Christen hier Gottesdienste gefeiert, gesungen und das Abendmahl geteilt. Immer standen die Worte der biblischen Schrift im Mittelpunkt. Denn sie sind für uns Protestanten entscheidend. Auch heute, wenn wir ein Kirchenjubiläum wie dieses feiern – entscheidend ist für uns herauszuhören, wie Gott uns heute durch das biblische Wort anspricht – egal wo, an welchem Ort. Weiterlesen

Jauchzet, frohlocket!

Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage! Rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage, stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an! Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören, lasst uns den Namen des Herrschers verehren! (Johann Sebastian Bach: Eingangschor aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248)

Weltberühmte Worte aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach aus dem Jahr 1734, die mich berühren; an einem Adventwochenende in der Erlöserkirche, gesungen vom Essener Bachchor – und genauso in diesem Jahr auch in anderen Essener Gemeinden. Die fünf Paukenschläge, mit denen die Musik beginnt: „Achtung! Wichtig! Herhören und alles andere vergessen!“ Wie jedes Jahr denke und fühle ich: Jetzt, jetzt bin ich im Advent – richte mich auf Weihnachten hin aus. Weiterlesen

Unser Weihnachtsbaum

Weihnachten ist ein Fest der Traditionen und Traditionen müssen erzählt werden. Sie werden von den Eltern an die Kinder weitergegeben und von den Großeltern an die Enkelkinder. Im Judentum stellt der jüngste Sohn oder die jüngste Tochter den Eltern am Vorabend des Pessachfestes die Frage, warum sie gerade diese Speisen zu dem Fest essen. Der Vater antwortet, indem er den Kindern die Geschichte vom Auszug aus Ägypten erzählt.

Auch Weihnachten ist ein Fest der erzählten Traditionen, ein Fest der Geschichten. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle die Geschichte von unserem Weihnachtsbaum erzählen. Es ist eine typische Weihnachtsgeschichte mit ein wenig Drama und ein wenig Kitsch und sie wiederholt sich so oder ähnlich jedes Jahr aufs Neue. Weiterlesen

Aus der Dunkelheit zum Licht

Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott. (Jesaja 50,10)

Sie kommen abends nach Hause. Die Sonne ist jetzt im Winter längst untergegangen. Sie schließen die Tür auf, tasten nach dem Lichtschalter. Das Licht geht an und peng brennt die Birne durch. Sie stehen im Dunkeln. Die Hand ist vor Augen nicht zu sehen, Sie tappen durch die Finsternis, stoßen sich an einem Stuhl. „Das gibt einen blauen Fleck!“ denken Sie noch.

Sie tasten sich weiter, fegen dabei die Kaffeetasse vom Tisch, die Sie am Morgen in all der Eile nicht wegräumen konnten. „Jetzt bloß nicht in die Scherben treten!“ schießt es durch Ihren Kopf. Und als Sie endlich die Wand mit dem nächsten Lichtschalter erreicht haben, tastend nach ihm suchen, da hören Sie zu allem Überfluss, wie der Bilderrahmen von der Wand zu Boden geht. „Bestimmt der, den die Kinder mir – schön verziert – vor zwanzig Jahren geschenkt haben!“ Sie haben Recht!

Menschen, die das Gefühl haben im Dunkeln zu sein, nicht sehen zu können und nicht gesehen zu werden, hadern mit ihrem Schicksal. Das ging Menschen damals vor Jesus Geburt so und ist heute nicht anders. Weiterlesen

Macht hoch die Tür

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; der halben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat. (Georg Weissel 1642, Evangelisches Gesangbuch Nr. 1)

Es ist Advent, Zeit der Ankunft. Wir sind eingeladen, unser Leben zu öffnen, damit es heil werden kann. Dem Gebäck und vorweihnachtlichen Treiben zum Trotz bleibt die Adventszeit eine Bußzeit, eine Umkehrzeit, eine Zeit, im eigenen Leben aufzuräumen, auszumisten, Platz zu machen. Unsere Gesellschaft hat den Sinn dafür weitgehend verloren, denn sie hat Weihnachten vorgezogen. Weiterlesen

O Heiland, reiß die Himmel auf

O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für. (vermutl. Friedrich Spee 1622; Evangelisches Gesangbuch Nr. 7)

„O Heiland, reiß die Himmel auf…“ – mit diesen Worten fängt ein bekanntes Adventslied an. Die Lieder des Advents gehören zu dem Schönsten, was das Evangelische Gesangbuch uns zu bieten hat. Mit Advent beginnt das neue Kirchenjahr.

Obwohl es bestimmt schon überall nach Weihnachten dudelt, haben wir trotzdem zunächst einmal Advent. Erst am Heiligabend beginnt die Weihnachtszeit. In unserem Erleben mag der Advent uns vielleicht nur wie eine Vorweihnachtszeit vorkommen, ursprünglich ist er jedoch eine Zeit der Erwartung. Die Erwartung des Kommen Jesu Christi. Weiterlesen

Siehe, ich mache alles neu

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde … Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein … Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. (Offenbarung 21,1-5)

Heute, am Ewigkeitssonntag, gedenken wir derer, die nicht mehr unter uns sind, gedenken wir derer, mit denen wir verbunden waren. Sie fehlen uns. Und wenn wir heute an den Gräbern stehen, dann steigen viele Erinnerungen in uns auf, an die Mutter, den Vater, den Ehepartner, den Sohn, die Tochter, den Onkel, die Schwester, den Freund, die Freundin.

Wir haben um sie lange getrauert und tun es immer noch, weil ihr Tod ein schmerzlicher Verlust war oder noch ist. Neben dem Gefühl der Trauer steht aber auch noch etwas anderes: die Dankbarkeit. Die Dankbarkeit dafür, dass wir mit diesen Menschen unser Leben haben teilen können, haben teilen dürfen. Sie haben unser Leben reich gemacht. Durch alle gemeinsamen Höhen und Tiefen hindurch haben sie uns und unser Leben geprägt. Weiterlesen

Orte voller Leben, Erinnerungen und Ruhe

Moos, der ganze Boden bedeckt. Ein grüner weicher Teppich. Meine Schritte federn. Ich wende meinen Blick vom Grün ins Blau, vom Boden in den Himmel. Weiße Wölkchen ziehen über den hellblauen Himmel. Die Vögel zwitschern, die Eichhörnchen huschen durch diese halb künstliche, halb wilde Natur. Es summt bei den Blüten und raschelt im alten Laub. Die uralte Buche trägt stolz ihre hellgrüne Krone. Unter meinen Sohlen knirschen die Bucheckern vom letzten Herbst.

Hier ist gut sein. Auf einer Bank in der Sonne oder voller Staunen unter dem riesigen Buchenschirm, wenn die Regentropfen prasseln. Hier ist es ruhig, aber gleichzeitig voller Leben von Tieren und Pflanzen. Hier ist ein Platz, den ich mag. Hier liegen die Toten. Weiterlesen

Erlöser, Befreier, Lebens-Stifter

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. (Hiob 19,25)

Der November ist für viele Menschen kein guter Monat. Manche haben regelrecht Angst vor diesen Wochen: Es wird kalt, dunkel und nass; und spätestens mit dem Volkstrauertag und dem gemeinsamen Gedenken an unsere Verstorbenen am Ewigkeitssonntag legen sich Schatten auf die Seelen. Genau in diese Stimmung hinein spricht der Monatsspruch für den November: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25). Weiterlesen

Nahrung für die Seele

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Matthäus 16,26).

Eigentlich ist das doch, trotz des dreifachen Konjunktivs, eine mit einem Wort einfach zu beantwortende Frage: Nichts! Und doch, wenn, ich genau hinsehe, hat dieser Satz einige Stolpersteine, die zum Nachdenken anregen.

Was bedeutet denn „die Welt gewinnen“? Damit sind doch wohl kaum unsere Sorgen um das tägliche Brot und unsere weltliche Existenz gemeint, sondern eher unsere Wünsche nach dem Lottogewinn, nach Besitz, Ansehen, Karriere und Einfluss, nach körperlicher Fitness und ewiger Jugend. Und heute auch nach Likes und Followern. Weiterlesen