Alles wird gut!

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1. Mose 8,22)

„Alles wird gut“ war auf dem bunt gemalten Zettel zu lesen, der an einem Fenster hing und einen bunten Regenbogen zeigte. Alles wird gut. Wie gern wollte ich in diesem Moment glauben, dass alles gut wird, aber ich sehe die Bilder im Fernsehen, ich höre die Zahlen im Radio, ich höre von Menschen, die leiden.

Alles wird gut! Da sind die Kinder einer Verstorbenen, die durch die jetzigen Besuchsverbote in Krankenhäusern nicht mehr die Möglichkeit hatten, sich so richtig von ihrer Mutter zu verabschieden, da ist eine Freundin, die sehr darunter leidet, dass sie einen Freund, den sie schon viele Jahre in einem Heim begleitet, im Moment nicht besuchen darf, obwohl es ihm gerade arg schlecht geht. Weiterlesen

Ostern wird es nur auf dem Weg

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Können wir in dieses Bekenntnis mit einstimmen: Der Herr ist auferstanden! – oder haben wir da noch ein paar offene Fragen zu Ostern, zur Auferstehung?

Nicht wahr – wir können uns all das ja nicht vorstellen, es gibt keine Beweise, es gibt nichts, was uns sicher machen könnte, dass es da noch eine Wirklichkeit gibt, die wir nicht fassen, nicht begreifen können, eine Wirklichkeit jenseits unseres Lachens und Weinens, unseres Glücks und Leids. Wir müssen das Leben so nehmen wie es ist. Weiterlesen

An Gott glauben, das ist hoffen

Ostern ist das Fest der Hoffnung! Keine irgendwie abstrakte Hoffnung, die nichts mit unserem Leben zu tun hat. Es ist eine trotzige Hoffnung, die ihren Grund in Jesus Christus hat, der sein Leben mit uns teilte bis in den Tod. Dass man die Kraft der Hoffnung darin nicht immer sofort erkennt und versteht, belegen die nachösterlichen biblischen Texte auf berührende Weise: Auch die engsten Freunde erkennen Jesus nicht oder verstehen ihn nicht. Doch der Auferstandene zieht sich nicht zurück, sondern mischt sich ein. Er tritt auf, kommt dazu, geht an der Seite der Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Weiterlesen

Uns allen wird das Leben blühen

Der Engel ging zum Grab, rollte den Stein weg und setzte sich darauf. „Fürchtet euch nicht!“ (Matthäus 28,2+5)

Die Frauen sind auf dem Weg zum Grab. Mit ihnen geht ihre Ungewissheit, die Traurigkeit der letzten Tage und nicht zuletzt die Angst vor dem, was da auf sie wartet. Doch statt des übermächtig erscheinenden Felsbrockens wartet ein Engel auf sie. Er sitzt auf dem Stein, den er soeben zur Seite geräumt hat. Vielleicht hat er das mit leichter Hand getan, vielleicht aber auch mit gehörigem Aufwand, mehrmaligem An-setzen, Stemmen und unter Aufwendung seiner ganzen Kraft. Aber es ist geschafft. Endgültig.

Der Eingang ist frei, lässt die frische Frühlingsluft hinein. Der Stein, der eben noch unüberwindbar schien, liegt auf der Seite, gibt den Blick frei, steht nicht mehr im Weg, liegt nicht mehr zwischen unseren Füßen. Weiterlesen

Luther (1524) und Bach (1724)

Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben ´rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen… (Martin Luther: Christ lag in Todebanden, EG 101, Strophe 4)

Bachs gesamtes Schaffen ruht auf dem Fundament der Reformation. Ohne Luther ist Bach nicht vorstellbar. Bachs Kirchenmusik basiert ganz entscheidend auf dem evangelischen Choral Luthers. Dieser ist einer der wesentlichsten Schöpfungen des Reformators und die Jahre 1523 und 1524 – so kann man in unserem Evangelischen Gesangbuch, auf Seite 1567, lesen und dann mit Mühe und Freude die Lieder aufschlagen – sind die kreativsten Jahre seiner Liedschöpfungen.

Aber nicht nur das Material nahm Bach aus dem Erbe der Reformation, sondern er verarbeitete und gestaltete es in ihrem Geiste. Wenn Luthers Worte und die Worte der Lutherbibel und Bachs Töne sich zu einer Einheit verbinden, dann erfährt man den Reichtum und die Größe Luthers und Bachs. Weiterlesen

Gottes wahre Solidarität wird am Kreuz sichtbar

„Es ist ein Weinen in der Welt, / als ob der liebe Gott gestorben wär. / Und der bleierne Schatten, der niederfällt, / lastet grabesschwer. (Else Lasker-Schüler)

Diese Worte aus einem Gedicht der jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler nehmen Erfahrungen von Menschen auf, Erfahrungen von Leid und Krankheit und Tod, Erfahrungen von Angst und Hoffnungslosigkeit, von Trauer und Schuld. Ja, „es ist ein Weinen in der Welt, als ob der liebe Gott gestorben wär“. Erfahrungen, die auch wir in diesen Tagen machen müssen: Tausende Tote weltweit sind zu beklagen, so viel Trauer, so viele Abschiede, die nicht mehr möglich waren, so viel Leid, so viel Not und Hilflosigkeit. Weiterlesen

Symbol der Trennung, Zeichen der Verbundenheit

Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden und die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben. (Psalm 22,27)

Der Karfreitag – er ist ein Tag zum Weinen: am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt. Pontius Pilatus ließ ihn hinrichten, aus mehreren Gründen. Zum einen fürchtete er den Aufrührer Jesus, der Unruhe in seine römische Provinz brachte. Zum anderen fürchteten die Geistlichen des Tempels einen Konkurrenten und bezichtigten ihn der Gotteslästerung. Und auch die Kaufleute, die ihr Geld am Tempel verdienten, wollten ihn loswerden,  weil er ihr Geschäft verdarb. Pontius Pilatus ließ ihn kreuzigen und Jesus starb.

Seitdem begleitet uns als Christ*innen das Kreuz –  als Erinnerung an das Sterben. Als Symbol für das, was in unserem Leben schmerzt, woran wir leiden – als Symbol für Trennungen. Der Blick auf das Kreuz macht uns sensibel für die Leidenden am Wegrand unseres Lebens. Zu diesen Leidenden gehören die Opfer des Syrienkrieges, die Toten im Mittelmeer genauso so wie  die Opfer des Corona-Virus. Weiterlesen

Krug und Platte

St. Georg in Köln: ein Kreuzwegmosaik. Goldener Krug und goldene Platte auf quadratischem, rot-grauem Tisch mit Kreuzen. Gold war im Mittelalter die Farbe des Himmels. Will sagen: In Krug und Platte ist uns Himmlisches vor Augen – auf dem Hintergrund ganz vieler Kreuze. Das Letzte Abendmahl wird dargestellt – das Letzte, das eigentlich das erste ist. Ein Krug ersetzt den Kelch; er deutet auf die Menge des Heiligen Blutes hin: genug „für viele“, für die es „als Lösegeld“ vergossen wurde. Einfach himmlisch, dass im Mahl Christus: der Kranke gesund machte, Sünder heilte und Beziehungen wiederherstellte, die aus nachvollziehbaren Gründen abgebrochen worden waren – aus Ekel, Unsicherheit, Selbstschutz etwa!

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Tage unendlicher Liebe

Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach’s und gab’s den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. (Matthäus 26,26-28)

Wie oft haben wir diese Worte gehört. Bei jedem Abendmahl verbinden sie uns in besonderer Weise, ganz besonders an Gründonnerstag. Bei seinem letzten Mahl mit den Jüngerinnen und Jüngern hat Jesus einen Raum geöffnet für die Gemeinschaft, einen geschützten Raum. Er schenkt uns die immer wieder zu vollziehende Erinnerung an ihn und sein Leben, er schenkt uns die Gemeinschaft des Teilens und Nähe, er schenkt uns Vergebung und Versöhnung mit anderen, mit Gott und mit uns selbst. Weiterlesen

Warten… auf das, was nun kommt…

Ich bin Krankenhausseelsorgerin und erlebe seit Wochen eine große Anspannung in den Krankenhäusern. Ja, ich habe das Gefühl, wir sind gut vorbereitet. Seit WOCHEN machen sich die Menschen Gedanken, planen und bereiten sich vor. Vieles ist abgesagt und es ist ruhig geworden, auch auf der Intensivstation.

Es ist wie ein TSUNAMI, wird oft gesagt… Vieles hat sich hier im Haus verändert, alle sind bereit und blicken auf das, was nun kommt, nachdem sich das Meer zurückgezogen hat. Die Bilder aus anderen Ländern bereiten uns Sorgen, ja machen vielleicht sogar ANGST. Schaffen wir das? Schaffe ich das? Weiterlesen