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Gott, wir bitten uns…

Neulich besuchte ich die Konfirmation als Gast in der Christuskirche in Kupferdreh. Es war schön, die Jugendlichen in die Kirche eintreten zu sehen. Es erinnerte mich an meine Konfirmation vor ein paar Jahren im Norden von Deutschland. Damals diskutierten wir viel mit den Teamern und dem Pastor über „das Böse“ in der Welt. Als ich nun in der Kirche saß, brachte mich ein Versprecher eines Konfirmanden ins Grübeln. Er sprach vom Elend des Krieges und wollte Gott bitten, dieses zu beenden. Doch anstatt dies zu tun, sprach er: „Gott, wir bitten uns…“ anstelle von „Gott, wir bitten dich…“ Daraufhin brach ein Schmunzeln und Lachen in den Bänken der Kirche aus.

Darüber machte ich mir Gedanken und sah diesen Versprecher als einen Appell. Aber nicht an den Konfirmanden, sondern an die Gemeinde. Denn meiner Meinung nach bitten und beten wir zu oft und hoffen auf DIE Erlösung. Aber warum nicht selbst etwas dafür tun, dass Menschen ein gutes Leben führen können und nicht durch Missachtung, Diskriminierung, Verfolgung, Folter und Tod in Angst auf dieser Erde leben müssen?

„Gott, wir bitten uns.“ Ich bitte uns alle. Lasst uns für ein friedliches Leben eintreten, an dem alle Menschen teilhaben können! Menschen würden nicht in miserablen Booten in Europa Schutz suchen, wenn sie ein gesichertes Leben hätten und Kriege würden nicht geführt werden, wenn Menschen einander achten und dulden würden.

Vielleicht können auch kleine Dinge das Hoffen auf ein achtbares Leben unterstützen. Beispielsweise bei den Gedanken, dass es jemandem gut geht. Geben wir dieser Person doch auch das Gefühl, dass wir an sie denken! Ein Brief oder ein Besuch. Oder ein Anruf. Dann hätten wir den Gedanken „Ich hoffe, dass es dir gutgeht. Gott, bitte sorge dich darum“, schon ein wenig unterstützt. Tun und Hoffen lassen sich wohlgesinnt verbinden.

Ich habe diesen Versprecher zu Herzen genommen und will mich nun mehr für andere einsetzen. Vielleicht schließen sich dem noch mehr an.

Simon Junghans

Ein Gedanke zu „Gott, wir bitten uns…

  1. Dieser Beitrag gefällt mir sehr gut und wie wahr er ist. Die Welt könnte sehr viel besser sein, wenn der Mensch weniger egoistisch wäre und auch seine Umgebung mehr wahrnehmen würde . Aber wer nimmt sich heute noch die Zeit, mal einen lieben Brief zu schreiben, einen anderen Menschen aufzumuntern, einen Kranken oder jemanden, dem es schlecht geht mal anzurufen? Keiner hat mehr Zeit, egal, wieviel Zeit er hat. Das heutige Leben wird nur noch von Hektik diktiert. Selbst in der Familie hat man kaum noch für den Anderen Zeit, da alle von Mutter bis zum Kind und dem Vater mit Terminen gespickt sind und Kommunikation nur noch über das Handy stattfindet. Was in der Familie schon oft nicht mehr funktioniert, wie soll das im Großen in der Welt funktionieren? Zeit ist ein kostbares Gut geworden. Und viele können nicht damit umgehen, auch weil viele nicht mehr mit sich allein sein können, um über das Leben oder gar andere Menschen nachzudenken. Viele brauchen Trubel oder die Berieselung durch die Medien in unserer ach so tollen Informations- und Konsumgesellschaft und können sich nicht mehr an den kleinen Dingen des Lebens freuen. Aber wenn man das kann, denkt man auch über andere Menschen nach, wie es ihnen geht, was man tun kann, dass es ihnen besser geht. Und das kann ein netter Brief (aber wer kann heute noch einen Brief schreiben?), ein Telefonanruf (kein Handy) oder ein Besuch sein. Schade, manchmal könnte es so einfach sein.

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