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Wechseljahre

In den letzten Wochen hat es in meinem Leben einige Wechsel gegeben, und vielleicht war es ja einer zu viel… Doch der Reihe nach.

Die wichtigste Veränderung: Wir sind umgezogen. Es war natürlich nicht das erste Mal in meinem Leben – aber, gefühlt: das schrecklichste! Wie kann ich nur in ein paar Jahren so viel unnötiges Zeugs angehäuft haben? Der letzte Umzug ist doch erst dreieinhalb Jahre her! Wahrscheinlich hat mein Mann das ganze Gerümpel angeschleppt, heimlich. Nur so kann es gewesen sein! Oder vielleicht haben ja auch meine Töchter ihre Reste aus den Kellerecken nicht mitgenommen, als sie vor Monaten auszogen – ich habe damals nicht genau nachgeschaut. Jedenfalls sind sie nun wieder aufgetaucht: der defekte Kühlschrank, die alte Friteuse (seit mindestens zehn Jahren esse ich Fritten nur aus dem Backofen), alte Kerzenleuchter in verstaubten Plastiktüten, kitschige Weihnachtsbeleuchtung und auch… die Kleider, Hosen, Jacken, die mal passten und von denen ich immer gehofft hatte, dass sie es nach der nächsten Diät wieder tun… All diese Dinge verschwinden nun für immer aus meinem Leben – im Diakoniecontainer, beim „Klüngelkerl“ und auf der Deponie.

Aber ich – spüre keine Leichtigkeit. Im Gegenteil, mir wurde dieser Umzug einfach zu schwer. Wir freuen uns auf das neue Haus – unser eigenes! Ein kleiner Lebenstraum, der sich erfüllt. Aber da: ich könnte nur heulen. Und werde auch noch krank, mitten im Umzug. Die Grippe, die alle haben, erwischt mich. Eigentlich kein Drama – die Ärztin sagt, ich bin ein leichter Fall, da gibt’s ganz andere, die derzeit leiden. Aber ich – leide gewaltig! Liege verschwitzt und ungeschminkt im Bett, während um mich herum Möbelpacker unseren Hausstand verstauen, unsere Möbel zerlegen und meine geordnete Welt ins Chaos schicken. Eine absurde Situation, jedoch – ich bin zu schwach, sie komisch zu finden.

Ich hatte Urlaub genommen für den Umzug, natürlich – aber mich dabei leider völlig verkalkuliert. In einer Woche war nichts vorbei: Es fing gerade erst richtig an, furchtbar zu werden! Mein Mann geht wieder arbeiten, kommt erst abends heim, hat keine Lust mehr, die Lampen anzubringen, den Spiegel aus dem Baumarkt zu besorgen! Ich zweifle an meiner Beziehung. Wie kann er mich nur so lieblos hängen lassen, in diesem Wahnsinn um mich herum? Ich nehme noch zwei weitere Wochen Urlaub – aber manches ist nicht zu verschieben. Wie soll ich das alles je schaffen? Ich bin außer mir. Jetzt heule ich nur noch.

Gott sei Dank habe ich liebe Freunde – jetzt bewähren sie sich: bringen mir Medizin aus der Apotheke und übernehmen für mich Aufgaben in der Gemeinde, verschaffen mit Freiräume und halten mir ein wenig den Rücken frei. Meine Gedanken beruhigen sich. Und fasse mich langsam wieder, denke: gibt es ihn doch, den BURNOUT. Und mich – mich kann er auch erwischen! Ich bin nicht unverwundbar – wieder eine Tragödie – wieder ein Wechsel – diesmal im Selbstbild: Ich hielt mich ja immer für so stark! Nur ein bisschen Planung, nur eine kluge Strategie – was könnte mir das Leben je anhaben? Ich werde sehen, ob zumindest DIESER Wechsel heilsam wirkt in mir.

Times they are changing… und da, endlich, fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Plötzlich weiß ich, warum sich das, was doch eigentlich nur ein lang geplanter, gut organisierter Umzug mit Umzugsunternehmen und Vollservice war, wie eine richtige Katastrophe angefühlt hat:

Ich bin in den Wechseljahren!
Die Hormone spielen verrückt!

So einfach ist das.

Und da kann ich auch endlich wieder lachen.

Anke Augustin