„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ (Jesaja 60,1).
In diesem Jahr erlebe ich es so, dass Weihnachten mit seiner Hoffnungsbotschaft gerade zur rechten Zeit kommt: wir dürfen von Gott Großes erwarten! Die kraftvollen prophetischen Bilder machen mir Hoffnung: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ (Jesaja 60.1). In diesen Lichtstrahl stelle ich mich – und schaue auf die kleinen, ermutigenden Momente in meinem Alltag und in unserer Stadt: Was war mein Lichtblick des Jahres…?
Mit dieser Frage bin ich im Advent Mitarbeitenden, Freunden und Freundinnen begegnet, die ihre vielfältigen Lichtblicke mit mir teilten: ein freundliches Wort, ein aufmunternder Blick, ein schöner Besuch, ein liebevoll gestalteter Adventskalender, ein Treffen mit Freundinnen, eine glitzernde Schneeflocke, ein Moment in der Natur und natürlich Menschen, die zur rechten Zeit am rechten Ort sind.
Einig waren wir uns darin, dass wir uns nach Lichtblicken sehnen. Im Moment mehr denn je, wo so vieles unsicher und zerbrechlich erscheint. Noch nie war das Vertrauen in Politik, Demokratie, Medien, auch in die Kirche so niedrig wie zurzeit. Es gibt kaum einen Bereich der Gesellschaft, der von dieser Vertrauenskrise ausgenommen ist. Und genau dort hinein höre ich die Licht-Botschaft des Propheten: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ Drei Erfahrungen stecken für mich in diesem Prophetenwort, die ich in der Geschichte von den Sterndeutern wiederfinde.
Die erste Erfahrung: Lichtblicke haben oft etwas damit zu tun, dass Menschen sich auf die Suche nach Licht machen. Mache dich auf. Die Sterndeuter haben das gemacht, sie haben aktiv den Himmel beobachtet und sind dann, als sie diesen besonderen Stern sahen, losgezogen. Auch die Lichtblicke meiner Adventbegegnungen erzählen davon. Sie fielen nicht vom Himmel, sondern wurden allesamt bewusst gesucht: Der eine ist bewusst hinausgegangen in die Natur. Die andere hat sich bewusst schöne Erinnerungen vor Augen geführt. Die nächste hat sich bewusst auf den Weg zu eineralten Freundin gemacht.
Die zweite Erfahrung: Nicht nur das Sich-auf-den-Weg-machen spielt eine Rolle, wenn es um Lichtblicke geht, sondern auch offene Augen dafür. Vieles, was wir als Lichtblick beschreiben, ist gar nicht besonders spektakulär. Aber es wird von den betreffenden Menschen eben als Lichtblick wahrgenommen und so gedeutet. Da sind wir dicht bei den Sterndeutern. Ihre Weisheit und Kunst liegen darin, dass, was sie wahrnehmen, auch richtig zu deuten.
Die dritte Erfahrung: Lichtblicke verändern Menschen, sie werden dadurch selber Licht. Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt, sagt der Prophet zu den Menschen in Jerusalem. Es ist noch nicht da, höre ich heraus. Und so war es auch damals für diejenigen, die zwar aus dem Exil zurückgekommen waren, aber die eben noch nicht in einer strahlend schönen Stadt standen, die vom Licht Gottes nur so vor sich hin leuchtete. Und trotzdem sollten sie schon Licht sein, einfach, weil Gott sie an sich erinnert hat, an seine Treue.
Auch unsere eigenen Lichtblick-Erfahrungen machen etwas mit denjenigen, die sie entdeckt haben. Wer von einem Lichtblick erzählt, der strahlt oder lächelt zumindest in sich hinein. Man bekommt durch einen Lichtblick wieder mehr Kraft, mehr Verständnis für andere, bekommt einen anderen Blick auf eine verfahrene Situation. Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir selber zum Licht werden, wenn wir den Mut haben, so zu leben: als Kinder des Lichts, als Gesegnete, die anderen zum Segen werden.
Ich wünsche Ihnen und allen, die Ihnen nahestehen, ein gesegnetes Weihnachtsfest und frohe Festtage!
Marion Greve