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Musik begleitet unser Glück und unsere Trauer

Lobet den HERRN mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel! Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem HERRN, dem König! (Psalm 98, 3-6)

Besonders, aber nicht nur, ist in den Psalmen von der Musik die Rede. David, der große biblische König, wird als Musiker, als Harfenspieler vorgestellt. Als jemand, der seinem Vorgänger, dem König Saul, mit Musik die Depression vertreibt. Und auch das große Ursprungsereignis des Judentums – der Auszug aus der Sklaverei in Ägypten, der Exodus – wurde mit Musik gefeiert. Erst sang Moses ein großes Lied, dann nahm „die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, die Trommel in die Hand, und alle Frauen zogen hinter ihr hinaus mit Trommeln und Reigentänzen. Und Mirjam sang ihnen vor: Singt dem HEERN, denn hoch hat er sich erhoben. Pferd und Reiter hat er ins Meer geschleudert.“ Musik begleitet unser Glück – und unsere Trauer. Sie rührt tiefe Gefühle in uns an. Und wahrscheinlich hängen die Konflikte, die es um die Frage, welche Musik in der Kirche, und in Gottesdiensten gespielt werden soll, genau mit dieser Tatsache zusammen: Die Lieder, die wir singen, berühren unser Herz. Wir hängen daran, weil sie – viel mehr noch, als wenn wir nur Worte sprechen – zum Ausdruck bringen, was uns im Leben bewegt.

Und da ist es ganz egal, ob es jetzt Lieder aus dem Gesangbuch sind – oder Lieder, die z. B. im Fußballstadion gesungen werden. Ob es Helene Fischer, die Toten Hosen oder „Der Mond ist aufgegangen“ ist: Wenn wir Musik hören – und mehr noch, wenn wir Musik machen – und mehr noch, wenn wir singen, berührt das unseren Kopf und unser Herz. Gefühle, von denen wir manchmal vielleicht nicht einmal wussten, dass wir sie haben, werden angerührt. Und wir können gar nicht anders: Wir lassen uns anrühren.

Lieder, die wir als Kinder gelernt haben, werden uns unser ganzes Leben lang begleiten. Deshalb bin ich auch so froh, wenn auf Kindergeburtstagen (und ja zum Glück nicht nur bei Kindergeburtstagen) das Lied „Wie schön, dass Du geboren bist. Wir hätten Dich sonst sehr vermisst“ gesungen wird. Und natürlich auch: „Viel Glück und viel Segen auf all´ Deinen Wegen“.

Ich weiß natürlich nicht, welche Musik, welche Lieder bei Ihnen Gänsehaut auslöst. Aber mit Sicherheit gibt es sie: Vielleicht die Musik, die Sie gehört – oder zu der Sie vielleicht getanzt haben – als Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin kennenlernten? Bei meiner Nachbarin habe ich – durch die Trennwand unserer Wohnungen – „An Tagen wie diesen“ oder „Ein Hoch auf uns“ – in einer Endlosschleife gehört. Und für mich selber gehört auch „Glück auf, der Steiger kommt“ zu diesen „Gänsehaut-Liedern“.

„Und Mirjam sang ihnen vor: Singt dem HEERN, denn hoch hat er sich erhoben. Pferd und Reiter hat er ins Meer geschleudert.“ Die Befreiung aus der Sklaverei ist das „Gänsehaut-Ereignis“, das Mirjam besingt. Und das bis heute Jahr für Jahr von Juden in aller Welt besungen wird.

Durch Jesus sind auch wir in dieses Feiern und Singen hineingenommen worden: An jedem Gründonnerstag, bei jeder Feier des letzten Mahls Jesu mit seinen Jüngerinnen und Jüngern sind auch wir ein Teil der Gemeinschaft, die sich daran erinnert, dass Gott uns nicht als Sklavinnen und Sklaven will. Ein Teil der Gemeinschaft, die feiert, dass Gott sie befreit und zu einem Leben in Freiheit gerufen hat.

Erika Meier