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Kirche kommt mit dem Bollerwagen

Seit vielen Jahren arbeiten die christlichen Gemeinden in Schonnebeck – die evangelische Kirchengemeinde, die katholische Pfarrgemeinde und die Freie evangelische Gemeinde – eng zusammen. So gibt es zu Beginn jeden Jahres einen ökumenischen Neujahrsempfang. Auch bei Veranstaltungen im Stadtteil treten wir oft gemeinsam auf. Jetzt haben wir eine neue Aktion gestartet: Unter dem Motto „Kirche kommt!“ wollen wir uns regelmäßig mit dem Bollerwagen auf den Weg zu den Menschen machen. Premiere hatte das ungewöhnliche Gefährt am 12. Februar auf dem Schonnebecker Wochenmarkt – und die Reaktionen waren sehr positiv.

Unsere Initiative „Kirche kommt!“ ist ein ökumenisches Projekt, das aber weit über die bisherige Zusammenarbeit der drei Gemeinden hinausgeht. Wobei es sicherlich aus unserem regelmäßigen Austausch erwachsen ist. Denn schon länger beobachten wir einen Rückgang und Abbau in vielen unserer Arbeitsbereiche. Gemeinsam haben wir nach Lösungen gesucht, darauf zu reagieren. Es scheint nicht mehr auszureichen, unsere Türen zu öffnen und einladende Gemeinde zu sein. Auf die gesellschaftlichen Veränderungen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Menschen, die in unserem Stadtteil leben – flexiblere Arbeitszeiten, Ganztagsschule, keine geregelte Freizeit usw. – müssen wir mit unkonventionellen Methoden reagieren. Wir müssen unsere Kirchen verlassen und zu den Menschen gehen, dahin, wo sich ihr Alltag abspielt.

Aus diesen Überlegungen heraus entwickelte sich das Konzept der „Kirche im Dorf“. Gedacht wurde zuerst an ein Ladenlokal in der Einkaufszone. Denn unsere Kirchen und Gemeindehäuser liegen auf dem Berg, nicht im Zentrum von Schonnebeck; die Menschen kommen nicht einfach so vorbei. Dieser Gedanke scheiterte aus finanziellen Gründen. Der nächste, die Idee eines Bauwagens oder Wohnwagens, aus pragmatischen.

Schließlich kamen wir auf die Idee des Bollerwagens. Er ist ohne finanzielle Risiken und gewährleistet eine große Flexibilität. Wir können mit ihm auf einfache Weise an die verschiedensten Orte im Stadtteil rollen und Kirche ins Gespräch bringen, aber im Kontakt mit den Menschen auch hören, was sie bewegt, was sie sich wünschen und wo sie bereit sind, sich einzubringen. Das ist ein schönes Bild: Kirche setzt sich in Bewegung, macht sich auf den Weg! Der Bollerwagen kann zu einem Markenzeichen werden. Er kann sich weiterentwickeln, d.h. gestaltet werden. Gefüllt mit einem Stehtisch, Papphockern oder Stühlen, einem Banner, ein paar Kannen Kaffee, Keksen und liebevollen Give-aways rollt er zu den Menschen im Stadtteil.

Beim Auftakt auf dem Wochenmarkt gestern Vormittag wollten wird die Menschen auf das ansprechen, was sie wirklich bewegt, was ihre „Herzensangelegenheit“ ist. Darum hatten wir ein Datum in der Nähe des Valentinstags gewählt. Eine rote Wäscheleine wurde gespannt. Auf kleinen weißen Herzzetteln konnten die Menschen ihre Gedanken und Wünsche aufschreiben und an die Wäscheleine hängen. Dahinter steht auch die Absicht: Nicht mehr wir als Kirchengemeinden machen Angebote und meinen zu wissen, was die Menschen brauchen. Sondern wir lassen uns von den Menschen sagen, was sie brauchen. Daraus können sich dann im Idealfall neue Angebote entwickeln.

Die Menschen auf dem Wochenmarkt haben auf unsere „Kirche im Kleinen“ jedenfalls sehr positiv reagiert. Viele Schonnebecker blieben stehen, ließen sich auf ein Gespräch ein und schrieben ihre Wünsche auf ein Herz aus Papier: Zum Beispiel nach mehr Sitzgelegenheiten auf dem Weg zur Kirche, nach einem Fahrdienst bei besonderen Gemeindeveranstaltungen und noch mehr ökumenischen Aktionen. Insgesamt haben wir für unsere Arbeit aber große Zustimmung erhalten – eigentlich hatten wir mehr grundsätzliche Kritik an der Kirche erwartet. Ob das wohl am 15. März anders wird? Dann steht der Bollerwagen auf dem Fußballplatz der Spielvereinigung Schonnebeck.

Weitere Einsätze, zum Beispiel bei einem Spielplatzfest oder einer Straßenparty, sind in Planung. Ob unser Konzept erfolgreich ist, hängt natürlich auch davon ab, ob sich noch mehr engagierte Gemeindeglieder für unsere Initiative begeistern lassen.

Karin Pahlke

Ein Gedanke zu „Kirche kommt mit dem Bollerwagen

  1. Liebe Frau Pahlke, ich finde Ihre Idee zu den Menschen in Ihrer Gemeinde zu gehen wunderbar und es ist auf jeden Fall ein Versuch Wert um Menschen vielleicht davon zu überzeugen wie gut es ist zu einer Kirchengemeinde zu gehören und aktiv zu sein und wie gut auch der Besuch von Gottesdiensten sein kann.

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