Der HERR hält alle, die da fallen, und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind. (Psalm 145,14)
Was bewegt Sie in diesen Tagen? Vielleicht sind Sie noch erfüllt von Erlebnissen, die Sie in diesem Sommer sammeln durften? Morgenlicht oder Abendstimmung… Felsgestein, Zeuge ungezählter Jahre… der Duft des Waldes und die Erhabenheit von Bäumen, die so vielen Stürmen schon haben trotzen können… Vögel über dem Meer oder am See… Ein frisch geborenes Kälbchen… Und zugleich Geschichten von Menschen, die so viel in den verheerenden Fluten verloren haben… Feuersbrünste, die so viel Lebensraum von Menschen, Tieren und Pflanzen zerstört haben… Die Nachricht, die ja durchaus nicht neu ist, dass unsere Erde krank, schwer krank ist… Und dann immer noch und immer wieder die Pandemie…
Psalm 145 erzählt von Gott, dem Weltkönig, dem Schöpfer, der immer noch wirkt. Er sorgt sich um das Ganze und zugleich um jede*n Einzelne*n. Er hält alle und richtet alle auf. Erich Zenger übersetzt einige Verse so:
Die Augen aller warten auf dich,
und du bist ein ihnen Nahrung Gebender zur rechten Zeit,
ein Öffnender deine Hand bist du,
und ein alles Lebendige Sättigender
mit Wohltat.
Gott trägt Sorge, dass alle leben können, atmen können und satt werden. Und zwar, weil er das so möchte, davon scheint der Psalmbeter überzeugt zu sein. Weil das so Gottes Wille ist und es ihm wohltut, für seine Geschöpfe da zu sein. So wie es Eltern wohltut, guttut, ihre Kinder in Liebe zu begleiten und für sie da zu sein. Erzählt wird von einem Gott, dessen Liebe, dessen Geduld, dessen Reich niemals aufhören wird.
Das sind große Worte und angesichts dessen, was vor allem in diesen Tagen überall auf der Welt geschieht, kann man vielleicht auch schnell in Zweifel geraten. Aber ich denke zugleich nicht, dass die Welt in der Zeit, in der der 145. Psalm entstanden ist, eine viel bessere war. Und ich bin mir sicher, dass dieser Psalm immer wieder Menschen Kraft geschenkt hat, gerade denen, die unermessliches Leid erfahren haben und die dennoch nie aufgehört haben, an diesen Gott der Liebe und der Treue zu glauben.
Und so sind auch wir gerade heute eingeladen, diese Worte mitzubeten, im Vertrauen darauf, dass Gott kein Leid gleichgültig ist, das seinen Geschöpfen auf dieser Erde widerfährt.
Und so können auch wir uns trösten lassen und dürfen uns eingebunden fühlen in die Tradition derer, die durch diese Worte wieder Luft zum Atmen und Hoffnung zum Leben finden konnten.
Und so gestärkt, können wir uns dann vielleicht auch wieder aufrichten – um selbst mitzuhelfen, so wie wir es können und dort, wo wir können: zuhören, Zeit und Nähe schenken, spenden… Und dann auch Gott Danke sagen für seine Hilfe und Nähe und für jeden kostbaren Augenblick, den er uns schenkt – auch, um unser Herz immer wieder heil und froh zu machen.
Wir beten:
Wir sind unterwegs durch diesen Sommer, Gott, mit unseren Ängsten, Sorgen und unserem Nichtverstehen, mit unseren Sehnsüchten und Träumen. Sei du bei uns, ermutige uns und hilf uns, begleite und bewahre uns und alle Deine Geschöpfe. Amen.
Sabine Grüneklee-Herrmann