Dieser Beitrag wurde 888 mal aufgerufen

Gebrauchsanweisung für das Leben

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. (Matthäus 28,20b)

Was wäre unsere Welt ohne Gebrauchsanweisungen? Hübsch bebildert, mit einfachen Worten und einprägsamen Hinweisen. Wer schon einmal ein Regal aufgebaut oder einen Fernseher angeschlossen hat, der weiß, dass das nicht immer so einfach ist, wie es uns die Anleitung glauben machen will. Und fällt das Produkt der Begierde mal etwas größer aus, dann hat die Anweisung auch schon mal den Umfang eines Romans von Thomas Mann. Gebrauchsanweisungen, die gibt es offenbar für alles und jedes. Aber wie ist es mit dem christlichen Glauben? Gibt es auch hier so etwas?

Jesus hat es auf den Punkt gebracht und dafür nicht sehr viele Worte gebraucht. Er sagt diese Worte des sogenannten Taufbefehls am Ende des Matthäusevangeliums zu seinen Jüngern. Diese Jünger, die alles andere als strahlende Glaubenshelden sind, die nichts auf dieser Welt mehr erschüttern oder gar von ihrem glasklaren Weg abbringen könnte. Offenbar brauchen auch sie klare Worte und eine eindeutige Handlungsanweisung.

Denn mitten unter ihnen, an der Seite ihres Glaubens hat sich auch der Zweifel seinen festen Platz erobert. So, als gehöre er einfach dazu, so, als müsste es so sein. Selbst in Jesu Nähe lebt nicht nur der Glaube, sondern auch die Fragen, die Zweifel, das Abwägen und dieses kritische Kopfschütteln.

Jesus ist eben in unsere Welt gekommen. Nirgendwo anders hin. Und da gehört zu den Jünger:innen, was auch zu uns gehört: Fragen, Zweifel, Sorgen, Ängste. Und genau damit will er uns ernst nehmen.

Deshalb tut Jesu Zuspruch auch so gut. Denn er sagt uns zu, dass wir nicht allein sind auf unseren Wegen durch die Zeit, durch unser Leben. Es ist die wunderbare Einladung, sich in dieser Welt heimisch zu fühlen, sich auf sie einzulassen, sich an ihr zu reiben, zu sagen, wo etwas nicht rechtens, wo etwas unmenschlich ist. Diese Kraft Gottes ist – dank Jesu – auch uns zugesagt.

Wir sind niemals alleingelassen auf dem Weg, den wir als Christinnen und Christen, als Gemeinde, als Kirche gehen. Niemals. Schenke uns Gott, dass wir das niemals aus den Augen lassen.

Jesus sagt: Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.

Mit dieser Gebrauchsanweisung lässt es sich – weiß Gott – leben.

Wir beten:

Du, unser Gott, du kommst uns entgegen auf unserem Weg, deine Arme stets offen und einladend. Deshalb bitten wir dich für uns, dass wir deine Nähe spüren können und täglich neu lernen, daraus zu leben. Schenke uns offene Ohren, Augen und Herzen, dass wir deine Spuren in unserer Nähe wahrnehmen und daraus Kraft schöpfen für alles, was vor uns liegt. Amen.

Jörg Herrmann