Ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt. (Römer 1,16 | Monatsspruch für den Februar)
Ist es Ihnen peinlich, im Alltag von Ihrem Glauben zu sprechen?
Im Berufskolleg in Wuppertal unterrichte ich Religion in einer Klasse für Installateure, lauter junge Männer unterschiedlichster Herkunft. „Was wissen Sie von Ihrem Glauben?“, fragte ich. Die direkte Antwort kam von den Muslimen. Sie kannten ihr Glaubensbekenntnis zu Allah und seinem Propheten. Die Christen hielten sich auffällig zurück. Auf Nachfrage gaben sie mir doch noch einige Auskünfte. Die Wissenslücken über den Glauben waren groß – bei allen Auszubildenden. Und wahrscheinlich ist das nicht nur bei ihnen der Fall.
Warum wissen so viele Menschen so wenig über den eigenen Glauben? Sprechen wir im Alltag zu selten über unseren Glauben? Schämen wir uns des Evangeliums? Oder schämen wir uns vielleicht der Kirche?
In den Nachrichten wird gern von kirchlichen Skandalen und Finanzproblemen berichtet. So hörte ich im WDR-Hörfunk im Januar als erstes einen bitterbösen und noch dazu falsch belegten Kommentar zum Umgang unserer Landeskirche mit dem Geld. „Wie Gott zur Welt kommt“ war die die Tagung der Synode der Landeskirche im Januar überschrieben. Antworten: in Jesus Christus – durch die Kirche – in Wort und Tat – als Evangelium in aller Welt verkündet.
Evangelium, das heißt: gute Nachricht. Auch im Evangelium lesen wir von Skandalen. Der Skandal kann also auch gute Nachricht sein: Jesus stellt sich gegen Ordnungen und Macht, benennt Missstände, bleibt konsequent auf der Seite der Menschen, die leiden, und erleidet selbst den Tod. Doch all dies geschah für Menschen, für uns.
Zu unserer Rettung. Damit wir leben.
Müssen wir uns dafür schämen? Bestimmt nicht! Davon müssen wir reden, anderen erzählen. Immer mehr darüber lernen, damit wir kompetent Auskunft geben können.
So kann der Glaube an Gott die Kraftquelle zum Leben werden, denn er schenkt Hoffnung für die Zukunft, Dankbarkeit für das Leben, Liebe zu den Menschen.
Und so kommt Gott zur Welt – durch uns. Und wir sind Kirche.
Und schämen uns nicht der guten Nachricht.
Henny Dirks-Blatt