Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. (Johannes 14,23 )
Pfingsten – unser Gott schickt seinen Geist und macht sich auf, um unter uns Wohnung zu nehmen. Ein wunderbares Bild, ein wunderbarer Tag: Zuspruch, Ermutigung, Begleitung durch unseren Gott, der uns die Kraft schenkt, die wir brauchen – Tag für Tag, Nacht für Nacht. Denn: Gott nimmt Wohnung unter uns. Und doch ist es in diesem Jahr auch ein Tag, an dem wir Abschied nehmen müssen von einem Ort, an dem wir unzählige Gottesdienste gefeiert und Zeit miteinander und füreinander verbracht haben: Abschied von der Versöhnungskirche.
Pfingsten – in diesem Jahr ist es für viele von uns in vielerlei Hinsicht ein besonderer Tag. Eben in dieser Situation ist unser Bibelwort zu uns gesagt: in allem auf und ab der Gefühle, in allem Zurückblicken und Erinnern möchte es uns ermutigen und Kraft schenken. So wie in all den Jahren zuvor, in denen diese Kirche ganz selbstverständlich dazugehörte: mit ihrem unübersehbaren Turm, dem beleuchteten Kreuz, dem sonntäglichen Glockengeläut, den leuchtenden Fenstern.
Das Wort Jesu möchte uns ernst nehmen und gleichzeitig Mut machen: Habt keine Angst. Ich bin da. Gott ist da. Der Geist ist da, um zu trösten, um zu bestärken, um Glauben und Hoffnung wachsen zu lassen, um uns alle miteinander neu auf den Weg zu bringen. Trotz allem und in allem.
Das, was alles verbindet und zusammenhält, ist seine Liebe. Diese Liebe, die keine Unterschiede, wohl aber Menschen groß macht. Diese Liebe, die gelebt, geteilt, verschenkt werden will. Manchmal unübersehbar und unüberhörbar, aber viel öfter ganz unscheinbar in den Winkeln des Alltags durch offene Augen, Ohren und Herzen. Und gerade deshalb so unschätzbar wichtig und kostbar.
Unvergessene Momente für alle Beteiligten. So, wie es viele von uns in den letzten 57 Jahren immer wieder in der Versöhnungskirche erlebt haben. Tag für Tag und Woche für Woche. So manche Erinnerung ist und bleibt lebendig. Gerade auch zu Pfingsten. Gottes Geist schenke uns, dass uns diese Erinnerungen auch morgen noch wärmen und Kraft geben.
Wir beten:
Du, unser Gott, du kommst und nimmst Wohnung mitten unter uns, auch in Zeiten, die so ganz anders sind. Lass uns aus deiner Nähe Mut schöpfen für heute und für morgen. Lass uns aus diesem Vertrauen leben, das uns und anderen Kräfte zuwachsen lassen kann. Amen.
Jörg Herrmann