Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. (Johannes 21,12)
Nachdem Jesus auferstanden ist, zeigt er sich immer wieder seinen Jüngern. So auch an jenem Tag, als sieben von ihnen am See Tiberias fischen sind, ihnen aber nichts ins Netz gehen will. Da kommt ein Mann auf sie zu und sagt ihnen, sie sollen die Netze nochmal auf der anderen Seite auswerfen. Und es stimmt! Plötzlich fangen sie so viele Fische wie selten. Mit einem Mal erkennen die Jünger: das ist Jesus! Freudig eilen sie ihm entgegen. Und wie Jesus es immer getan hat, isst er mit ihnen und teilt mit ihnen das Brot.
Wie schwer fällt es uns – aber auch den Jüngern damals – einfach zu glauben ohne jeglichen Beweis. Aber versetzen wir uns mal in die die Lage der Jünger und Jüngerinnen damals. Sie erleben hautnah mit, wie Jesus ermordet wird. Und dann plötzlich soll da wieder Hoffnung sein? Jesus ist gar nicht tot, sondern ist auferstanden? Das ist schwer zu glauben. Dann zeigt sich Jesus seinen Jüngern auf dem See Tiberias. Aber etwas scheint anders, sie erkennen den Freund nicht sofort. Etwas hat ihn verändert: der Tod, das Erlebte? Wir wissen es nicht genau.
Aber dann ist da diese Geste, dieser Satz. Jesus nimmt das Brot und teilt es mit seinen Jüngern. Diese Geste lässt sie den Freund erkennen. Sie ist der Beweis, der ihnen gefehlt hat. Jetzt wissen Sie: ja, er ist auferstanden! Da ist sie wieder, die Hoffnung, die ihnen gefehlt hat. Sie haben mit ihren eigenen Augen gesehen: das ist Jesus. Jetzt können sie beschwingt weitermachen und anderen Menschen davon aufgeregt erzählen, wodurch schlussendlich das Christentum entsteht.
Nun ist es für uns Menschen heute ja eher schwer, Beweise für die Auferstehung zu finden. Deshalb gibt es ab und zu diese Momente des Zweifelns. Ja, Jesus sagt: Selig sind die, die glauben ohne zu sehen. Aber das heißt nicht, dass es uns leichtfällt. Es ist schwer, Dinge als gegeben zu akzeptieren, die wir nicht überprüfen können. So sind wir doch gar nicht erzogen. Hätten wir Menschen viele Dinge nicht hinterfragt, so wären wir beispielsweise in der Medizin nicht so weit, wie wir es jetzt sind oder wir hätten niemals die Welt entdeckt. Zweifeln und Hinterfragen haben uns weit gebracht. Ich denke, gerade deshalb fällt uns das Glauben manchmal so schwer.
Und trotzdem akzeptieren wir diese „Unüberprüfbarkeit“ doch in so vielen und wichtigen anderen Dingen des Lebens, zum Beispiel bei der Liebe. Liebe ist überall. Sie ist nicht rational. Manch besonderer Charakterzug wird durch sie liebenswert, schwere Situationen durch sie leicht. Sie ist nicht planbar und lässt sich nicht abstellen. Sie ist einfach da. Das wissen wir alle; und bestenfalls haben wir es selbst schon gespürt. Niemand würde die Liebe anzweifeln, nur weil man sie nicht sehen kann, oder?
Die Auferstehung, der Glaube – für mich sind das nichts anderes als Liebe, nämlich Gottes Liebe zu uns. Wenn wir die Auferstehung als große Liebesgeschichte zu uns Menschen verstehen, dann ist sie vielleicht gar nicht mehr so schwer zu glauben.
Wir beten:
Guter Gott, manchmal fällt uns das Glauben schwer. Wir wünschen uns deutliche Zeichen, die längst um uns herum sind. Schenke uns offene Augen und Ohren, um deine Wunder nicht zu übersehen, weil wir sie missachten. Wir bitten dich auch, lass uns selbst deine Zeichen sein. Lass uns die Liebe sein, in der du zu finden bist. Gib, dass wir Menschen sehen, die unsere Hilfe brauchen – sei es vor unserer Haustür oder weit entfernt. Mach, dass wir mutige Schritte gehen, um Unrecht und Missständen entgegenzutreten und sie aufzulösen. Amen.
Rebecca Lackmann