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In deine Hände

Sie kamen an den Ort, der Schädelhöhe heißt; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. (Lukas 23,33)

Diese Welt ist nun einmal nicht so, wie wir sie uns wünschen. Und Karfreitag ist so ein Tag, der uns einlädt, genau hinzusehen, hinzuhören und sich mit Haut und Haaren den Dingen zu stellen. Was es auch immer sei. Lukas erzählt die Ereignisse dieses Tages so, dass man mitgenommen wird in diese unnachahmliche Stille, die damals über dem Hügel vor der Stadt lag. Er nimmt uns mit an diesen unwirklichen Ort, Golgatha – Schädelstätte. Der Name ist Programm. Hier haben sich schon so manche Geschichten abgespielt. Es ist kaum in Worte zu fassen, was hier geschieht. Unmenschlichkeit in allen nur denkbaren Schattierungen.

Und nun Jesus mittendrin. Auch ihm ist kaum noch etwas geblieben. Seine Kleider hat man ihm als erstes genommen. Das war einfach. Seine Würde, seine Schutzbedürftigkeit, seine Sehnsucht nach Gemeinschaft hat man versucht, mit Spott und Häme zu brechen. Schutzlos, einsam, verhöhnt, draußen, weit draußen – so steht er uns vor Augen. Irgendwann bekommen sie jeden klein – das wissen sie.

Und dennoch ist hier alles anders. Das ist es auch, was ich bei der Erzählung des Lukas besonders eindrücklich finde, dass Jesus mitten in dieser Machtdemonstration die Fäden in der Hand behält. Er setzt die wichtigen Punkte, er deutet, er legt den Finger immer genau auf den Punkt – und er lebt genau darin Gottes Liebe in einer Weise, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Er sagt nur drei Sätze, die aber doch so etwas wie echte Lebensworte und Leuchtzeichen der Hoffnung sind. Das dritte Wort ist zugleich Jesu letztes:

Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.

Auch Karfreitag erklärt uns nicht, warum es so zugeht in unserer Welt. Es ist keine Antwort auf die Frage nach Unheil, nach dem Bösen, nach allem, was geschieht. Es ist aber sehr wohl der deutliche Fingerzeig, dass Jesus es ausgehalten hat. Dass er getragen hat, was wir nur zu schnell aus den Augen und aus dem Sinn haben wollen. Und dass er sich in allem an der Hand Gottes wissen kann und weiß.

Gut, ja, bestens aufgehoben. Aus dieser Hand wird er nicht mehr fallen. Aus dieser Hand werden wir nicht mehr fallen. An Karfreitag nicht. Am Ostermorgen nicht. Auch morgen und übermorgen nicht. Weniger ist mit unserem Gott nicht zu machen. Gott sei Dank.

Wir beten:

Es ist Karfreitag und das Leben – durchkreuzt. Das Leben vieler und das Leben Jesu. Ohne Boden unter den Füßen suchen wir nach Antworten. In der Tiefe der Trauer suchen wir Trost. In der Stille des Tages suchen wir dich, Gott.

Wir bitten dich, Gott, hilf uns glauben und vertrauen. Das bitten wir dich durch Jesus, der uns heute näher ist als wir denken. Amen

Jörg Herrmann