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Weihnachten: Geschichten und Symbole, die uns bewahren

„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt!“ lautet eine alte Prophezeiung der Bibel (Jesaja 60,1). Die Weihnachtszeit ist diesmal anders, stiller… Ich persönlich vermisse die fünf lauten Paukenschläge, mit denen alljährlich das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach beginnt. Und ich denke an die Chorsängerinnen und Chorsänger, die warten und hoffen auf eine Zeit, in der sie wieder gemeinsam singen dürfen. An diesem Weihnachten sehne ich mich besonders nach den alten Bräuchen, Geschichten und Symbolen, die uns bewahren.

Die Weihnachtsgeschichte ist auch eine Geschichte der Familie und ich denke viel darüber nach, wie wir das Weihnachtsfest gemeinsam feiern können. Alles ist ganz anders als im letzten Jahr. Abstand und die Mund-Nase-Bedeckung sind zum Alltag geworden, Kontaktbeschränkungen kommen hinzu. Wie groß darf das Familienfest sein? Auch das Symbol der Krippe und die Bilder der Weihnachtsgeschichte zeigen eine Familie: die Heilige Familie. In all den Jahren haben wir unsere Krippe erst am Heiligen Abend aufgebaut. In diesem besonderen Jahr 2020 stand sie schon am zweiten Advent, um meiner Hoffnung einen guten Ort zu geben. Das Jesuskind in einem schlichten Futtertrog aus Holz. Maria steht gebeugt, Josef mit einem träumend fernen Blick daneben.

Eine „heilige“ Familie? Zumindest sind die Familienstrukturen in der Weihnachtsgeschichte komplex. Nach der Geschichte ist Josef nicht der biologische Vater, sondern, wie man heute sagt, der rechtliche und soziale Vater. Und trotzdem steckt in dem Bild der Krippe eine „heilige“ Geborgenheit. Das liegt nicht an dem dämmrigen Licht der Stalllaternen oder an Ochs und Esel, die die Szene rahmen. Es liegt an der Idee: Familie ist nicht nur Vater, Mutter, Kind. Familie ist jeder Ort, an dem ein Kind verlässlich erfahren kann: ich bin „wertvoll“ und ich kann dem Leben vertrauen.

Die Krippen in unseren Wohnungen und Häusern, der Krippenweg „Essen.Krippenland.“ an 19 Standorten in der erleuchteten Innenstadt und schließlich das Licht der Weihnachtsbäume treffen uns in einer Zeit, die von Dunkelheit geprägt ist. Da schenkt die Weihnachtsbotschaft Geborgenheit – unabhängig davon, wie das Familienfest in diesem Jahr gestaltet wird. Der Theologe Friedrich von Bodelschwingh hat das so ausgedrückt:

Nach Hause kommen,
das ist es,
was das Kind von Bethlehem
allen schenken will,
die weinen, wachen und wandern
auf dieser Erde.

So wünsche ich Ihnen allen, dass für Sie und Euch ein Licht der Geborgenheit von der Weihnachtsgeschichte her leuchtet. Vielleicht leuchtet dieses Licht auch für andere Menschen, denen Sie an Heiligabend und den Weihnachtstagen begegnen. Ich grüße Sie und die Menschen, mit denen Sie in Liebe verbunden sind, und wünsche Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit.

Marion Greve