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Nur nit hudle

Nur nit hudle. So begrüßte uns meistens eine Mitarbeiterin in einem Studentenwohnheim in Tübingen, in dem meine Frau und ich zwei Jahre gewohnt haben: Nur nit hudle. Sie wollte uns auf ihre schwäbische Art sagen, dass man es etwas ruhiger angehen lassen sollte. Auch Jakobus legt uns die Geduld ans Herz, vielleicht etwas anders als es unsere tiefenentspannte Schwäbin getan hat.

Übt euch in Geduld, Brüder und Schwestern, bis der Herr wiederkommt! Seht, wie der Bauer auf die köstliche Frucht seines Ackers wartet: Er übt sich in Geduld – so lang bis Frühregen und Spätregen gefallen sind. So sollt auch ihr euch in Geduld üben und eure Herzen stärken. (Jakobus 5,7-8)

Jakobus ermuntert uns, unterscheiden zu lernen. Nämlich zu unterscheiden, wann es uns die Geduld aufgibt, uns zurückzunehmen, und wann wir gefragt sind, mit all unserer Kraft und unserem Elan. Zu unterscheiden, was in Gottes Hand liegt und wo wir gefragt sind. Er möchte uns ermutigen und lädt uns zur Geduld ein.

Er benutzt ein Wort, das ebenso bedeutet, einen langen Atem zu haben, langmütig, großmütig zu sein, sich Zeit zu nehmen, anderen Zeit zu geben. Einen langen Atem haben und sich von Gott und gegenseitig ‘die Herzen stärken’ lassen und sich einander Mut und Hoffnung machen.

Es geht darum, aus der Hoffnung auf Gottes Kommen zu leben, buchstäblich mit ganzem Herzen, sich davon gegenseitig zu erzählen, sich einander ernst zu nehmen, und in allen Erfahrungen von Ohnmacht, Machtlosigkeit oder Traurigkeit an das erinnern, was auch dann noch trägt.

Also: Nur nit hudle – unser Herr kommt bald. Uns ist Zeit geschenkt. Adventliche Zeit. Wir sollten sie aus vollem Herzen nutzen für die Dinge, die wirklich wichtig sind: Für die Menschen in unserer Nähe oder sonst irgendwo auf dieser Welt, die jemanden brauchen, der ihnen zur Seite steht, und sei es auch materiell.

Uns ist Zeit geschenkt. Adventliche Zeit. Wir sollten sie aus vollem Herzen nutzen, um von unserem Gott zu erzählen, der sich alles zu Herzen nimmt, was uns auf dem Herzen liegt.

Uns ist Zeit geschenkt. Adventliche Zeit, in der wir uns gegenseitig die Herzen stärken können.

Uns ist Zeit geschenkt. Adventliche Zeit. Wir sollten sie aus vollem Herzen nutzen und uns gegenseitig das ‘Fürchte dich nicht’ zusprechen, damit die Angst schwindet und die Hoffnung wächst.

Uns ist Zeit geschenkt. Adventliche Zeit. Gott sei Dank!

Wir beten:

Du, unser Gott, du kommst in unsere Welt und veränderst und machst neu, wo wir mit unserer Geduld schon längst am Ende sind. So bitten wir dich für alle Ungeduldigen und für uns: Mache du uns wieder geduldiger, damit wir in dieser Adventszeit wieder neu lernen, in die Zukunft zu sehen. Amen.

Jörg Herrmann