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Warum wir Bettzeug für ukrainische Flüchtlinge sammeln

An jedem Samstag im Januar sammelt die Evangelische Kirchengemeinde Königssteele Bettzeug für Flüchtlinge aus der Ukraine, die sich wegen der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage in ihrem Land auf den Weg nach Ostungarn gemacht haben und dort von der Diakonie versorgt werden. Die Hilfsbereitschaft ist groß: Am letzten Samstag stauten sich die Autos auf der Kaiser-Wilhelm-Straße. Nicht nur aus vielen Essener Stadtteilen, sondern auch aus Mülheim, Duisburg und Wattenscheid kamen Spender nach Steele; mittlerweile bemühen sich die Organisatoren um einen größeren LKW. Wulf Carstensen erzählt, wie es zu der Hilfsaktion kam und warum er sich für Flüchtlinge engagiert.

Wie kam es zu dieser Sammlung?

Bereits seit vielen Jahren führt die Evangelische Kirchengemeinde Königssteele Hilfsprojekte für bedürftige Menschen in Osteuropa, insbesondere in Siebenbürgen, durch. Von einer unserer Partnerorganisationen, der Diakonie der Evangelisch-Reformierten Kirche in Ostungarn, erreichte uns ein dringender Hilferuf: Aufgrund der bekannten instabilen politischen Lage und der und schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse in der Ukraine, insbesondere der mangelnden Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Karpatenraum, versuchen derzeit viele Menschen von dort nach Ungarn zu flüchten. Die Diakonie hat mit dem Aufbau von Einrichtungen begonnen, in denen die Flüchtlinge angemessen untergebracht und versorgt werden können. Neben der erforderlichen medizinischen und seelsorgerischen Betreuung fehlt es vor allem an Bettwäsche und Bettzeug.

Wie stellen Sie sicher, dass die Hilfsgüter auch die richtigen Adressaten erreichen?

Wir bringen das gespendete Bettzeug mit einem eigenen Lkw direkt zu den Empfängern und kirchlichen Verteilstationen. Die Verantwortlichen vor Ort, Pfarrer Barnabas Balogh in Ungarn und Pfarrer Endre Kondor in Siebenbürgen, sind uns seit zehn Jahren persönlich bekannt und vertraut. Bei unseren Besuchen in Siebenbürgen konnten wir uns wiederholt davon überzeugen, dass unsere Hilfsgüter die bedürftigen Menschen und Einrichtungen erreichen bzw. erreicht haben.

Warum engagieren Sie sich in dieser Form für andere Menschen?

Ich habe schon als junger Pfadfinder gelernt, dass das richtig ist. Christliche Nächstenliebe soll nicht nur gepredigt, sondern vor allem auch praktiziert werden. Es macht mir große Freude, wenn ich meine Fähigkeiten für andere Menschen einsetzen kann.

Wenn jemand sagt, dass unsere Hilfsbereitschaft lieber den Menschen in unserem eigenen Land und unserer eigenen Stadt zugute kommen sollte – was würden Sie antworten?

Es ist richtig, dass es auch hilfsbedürftige Menschen hier bei uns gibt. Als Kirchengemeinde haben wir auch diese Menschen im Blick, zum Beispiel durch unsere Kleiderstube oder unsere Altenarbeit. Ein wesentlicher Teil unseres jährlichen Adventsbasars ist für die Arbeit einer Behinderteneinrichtung hier in Essen-Steele bestimmt. Die Hilfe für Osteuropa schließt also eine Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen in Essen nicht aus. Man wird aber auch sagen dürfen, dass das Los vieler Menschen in Osteuropa ungleich schwerer ist als bei uns in Deutschland.