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Neugier, Vertrauen, Demut

…und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. (Matthäus 2,11)

Nun sind sie also endlich angekommen, die drei Weisen aus dem Morgenland. Wahrscheinlich konnten sie auch gar nicht pünktlich sein, der Stern, der ihnen den Weg gewiesen hat, der erschien ja wohl erst mit Jesu Geburt und im gleichen Moment als sie ihn entdeckten, haben sie sich auf den Weg gemacht. Als Kind hatte ich immer ganz herrschaftliche Vorstellungen von diesen Königen, wahrscheinlich, weil sie auch immer im vollen Prunk dargestellt werden. Jedenfalls habe ich mir immer sehr stattliche Männer vorgestellt, die wunderschön und sehr teuer angezogen waren, mit Kronen auf dem Kopf, weil für Kinder Könige ja immer Kronen tragen und natürlich erschienen sie mir irgendwie gewaltig. Herrschaftlich und gewaltig, irgendwie besonders.

Und diese drei Weisen, die kannten sich nun mit Sternen und Himmelsphänomenen aus, waren also gebildeter als andere zu ihrer Zeit und sie vertrauten auf das, was sie sahen. Ich sag es gleich: als Kind haben mich die Drei fasziniert, als Erwachsene habe ich das Gefühl, dass ich viel von ihnen lernen kann.

Das erste, was mir an ihnen auffällt, ist, dass sie neugierig sind in einem ganz guten Sinne. Da wird etwas entdeckt, das vorher nicht da war. Drei Weise, drei Sterndeuter, ich denke mal, die haben sich zusammengetan, haben gemeinsam überlegt, was es sein könnte, haben gemeinsam entschieden, dass man sich auf den Weg macht, dass man nachschaut, ob das, was sie vermuten, auch stimmt.

Ja, neugierig, aber auch mit Gemeinschaftssinn, mit einem guten Gefühl für ein Miteinander. Die Drei bleiben zusammen! Und das glaube ich mal, das war sicher nicht den ganzen Weg über einfach. Denn losgelaufen sind sie ohne etwas Genaues zu wissen, nur den Stern im Blick und einer Vermutung, vielleicht auch einer Hoffnung im Herzen. Das ist nicht viel als Reisegepäck. da braucht es auch Vertrauen, Vertrauen darauf, dass es sich lohnen wird am Ende, Vertrauen darauf, dass man nicht falsch liegt mit der Vermutung, Vertrauen darauf, dass ein Großer auf einen wartet.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Weg ihnen manchmal lang geworden ist, dass das Vertrauen manchmal zu schwinden drohte, dass sie zaghafter wurden mit mancher Gefahr, die sicher unterwegs zu bestehen war. Wie gut, dass sie einander gefunden hatten. Da konnte man sich stärken und wieder aufrichten, da konnte einer dem anderen gut zureden, wenn einer schwach wurde oder zögerlich oder ängstlich. Die Drei, sie haben zusammengehalten über alle Unterschiede hinweg, die sie trennen mochten, weil es ein gemeinsames Ziel gab und eine gemeinsame Hoffnung.

Und die Drei sind zielstrebig. Sie geben nicht auf. Als sie denken, dass sie nun endlich am Ziel sind, als sie zu König Herodes vorgelassen werden, weil sie ihn für den Vater des neuen Königs halten und hören müssen, dass der von nichts weiß, da geben sie nicht auf – übrigens, das sei nur am Rande erwähnt, dass die drei Weisen es bis zum König schaffen, zeigt uns, dass wir es hier wirklich mit drei mächtigen Männern zu tun haben, denn jedermann darf sicher nicht zum König hinein. Also: sie geben nicht auf. Diese Drei haben den nötigen Biss. Sie wissen, hier ist irgendwo was und nun befürchtet das auch Herodes, der nachforscht, aber aus ganz anderen Motiven, und der sie schließlich weiterschickt.

Sie lassen sich schicken. Sie haben eine Hoffnung. Sie haben Vertrauen. Und sie sind offen, offen für alles. Ich meine, man kann sich ja nun viel vorstellen, wenn man an einen neuen König denkt, aber ausgerechnet auf ein Kind in ärmlichen Verhältnissen zu stoßen mit Eltern an der Seite, die auch nicht gerade nach Reichtum ausschauen, das ist nun wirklich besonders und besonders ist auch, dass sie sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern es einfach als gegeben hinnehmen.

Und die drei Männer sind demütig trotz ihrer Macht und eigenen Herrlichkeit. Die Drei fallen im richtigen Moment auf die Knie. Auch wenn die Drei mächtiger sind als manch anderer zu ihrer Zeit, auch wenn die Drei schlauer sind als manch anderer zu ihrer Zeit und sie die Sterne zu deuten wissen und dieses Wissen nutzen können, so wissen sie eben auch sofort, um wen es sich hier handelt, dass sie hier dem gegenüberstehen und dann eben auch gegenüberknien, als sie ihn anbeten, der Macht hat über ihre Sterne.

Sie sind am Ziel. Sie spüren das sofort und ihre Demut ist gepaart mit Ehrfurcht: Das Kostbarste, was sie besitzen, haben sie nicht nur vorsorglich mitgenommen, sondern packen sie jetzt auch aus: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gold, als Zeichen dafür, dass er König ist. Weihrauch dafür, dass er göttlich ist Und Myrrhe als Zeichen seiner Menschlichkeit.

Eigentlich könnten sie jetzt wieder nach Hause, doch sie haben noch einen Auftrag zu erledigen, König Herodes bat sie ja, ihm von ihrem Erfolg zu berichten. Das müssen sie nun noch tun. Doch so weit kommt es nicht. Die Drei sind so sensibel, so wach, so aufnahmebereit, so offen für eine Gottesbegegnung, dass sie Gottes Auftrag, der sie im Traum ereilt, als gesetzt annehmen.

Kaum sind sie Gott begegnet, da sind sie ihm zu Diensten, hören seine Aufträge und legen einen guten Ungehorsam dem weltlichen König gegenüber an den Tag. Sie werden Jesus nicht verraten und dabei spielt es keine Rolle, ob sie Angst hatten, dass Herodes sie womöglich verfolgt oder nicht, sondern einzig ausschlaggebend ist: sie haben Gottes Stimme vernommen und also gehorchen sie ihm.

Ich wiederhole es noch einmal: die drei Weisen aus dem Morgenland, sie sind mir wichtig und auch Vorbild in dem, was sie tun.

Und so könnte es doch vielleicht lohnend sein, wenn wir, wenn wir in den Himmel schauen, um die Sterne zu betrachten, auch an sie denken und wir uns vornehmen, wenn wir es nicht schon sind: auf eine gute Weise neugierig zu bleiben und etwas vom Leben zu erwarten; Gemeinschaft zu pflegen und Vertrauen in die Wege zu haben, die Gott uns führt; zielstrebig zu sein und nicht träge, wenn es um die Sache Jesu geht; offen zu bleiben und bei Gott auch mit Unerwartetem zu rechnen; im richtigen Moment demütig zu werden, Ehrfurcht zeigen vor Gott und wach zu bleiben und aufmerksam, wenn er mit uns reden möchte und dann auch gehorsam.

Friederike Seeliger