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Ich bin der ich bin

Die „Mädchen“ meiner Altersklasse können sich bestimmt noch an diese Anziehpüppchen aus Pappe erinnern. Große Bögen mit verschiedenen Kleidungsstücken, die man sorgfältigst ausschneiden musste, wenn denn alles passen sollte. Die Püppchen sittsam in Unterwäsche vorgedruckt. Mit Hilfe kleiner Knicklaschen konnten wir dann unsere Puppenkinder so gestalten, wie es uns gefiel. Prachtkinder zum Selberbasteln. Manche Mutter, mancher Vater könnte sich mit dem Gedanken an Kinder, die immer so sind, wie man sie haben möchte, vielleicht anfreunden. Ist aber leider nicht, und das ist auch sicher besser so.

Allerdings – machen wir das bei unserer Vorstellung von Gott nicht manchmal ganz genauso? Biegen wir uns unsere Vorstellung von Gott so, wie es gerade am besten passt?

Wer an der Steuererklärung sitzt und irgendwelche Posten absetzt, die da ehrlicherweise absolut nicht hingehören, der ist offensichtlich der Ansicht, dass das ja eine rein zwischenmenschliche Angelegenheit zwischen ihm und dem Finanzamt sei. Auf die Idee, dass das Betrug ist und damit sehr wohl eine Angelegenheit zwischen Gott und Mensch, kommt mancher nicht von selber.

Die Vorstellung vom „lieben Gott“ macht das Leben oft zu einfach, zu bequem und kann in die Irre führen. Ja, er ist ein lieber Gott, ein liebender Gott, aber keiner, der sich von uns für unsere Bequemlichkeiten vereinnahmen lässt. „Bist zu uns wie ein Vater, der sein Kind nie vergisst“ heißt es in einem Lied. Und ein Vater muss außer lieb auch nötigenfalls konsequent sein und das Richtige durchsetzen. Einem Kind, das zum vierten Mal trotz gegenteiliger Anweisung mit dem Ball im Wohnzimmer herum schießt und dann auch noch einen Treffer landet, nämlich die Vase auf dem Tisch zerlegt, kriegt bestimmt kein Lob für diesen außerordentlichen Schuss. Konsequenter Weise ist jetzt erstens der Ball für eine Weile beschlagnahmt und zweitens steht eine Wiedergutmachung des Schadens im Rahmen der taschengeldlichen Möglichkeiten im Raum. Auch eine Entschuldigung sollte nicht fehlen – das Schwierigste überhaupt.

Schade, dass es bei unseren Fehlern nicht immer so einfach ist. Ein einmal gesagtes verletzendes Wort kann man nicht mehr zurück nehmen. Aber um Entschuldigung bitten und das nächste Mal erst denken, dann reden ist schon mal ein Anfang. Erst recht wichtig ist es, Gott gegenüber Fehler einzugestehen und das Verhalten zu ändern. Wenn ich mich mit dem Auto verfahren hab, ob mit oder ohne Verschulden meines mangelhaft informierten Navigationsgerätes, dann kehre ich doch auch um, frage nach dem Weg, lasse mir die richtige Richtung zeigen.

Gott kann mich auf die richtige Strecke zurück bringen. Ich muss ihn darum bitten, ihm vertrauen und auf sein Wort hören. Er ist der beste Navigator. So, wie er in seiner Allmacht ist – nicht so, wie ich es gern hätte.

Christiane Beyer