Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. (Lukas 17,15-16)
Über jeden Flugzeugabsturz wird intensiv berichtet. Und wer schreibt über die unzähligen gelungenen Landungen?
Der Mensch ist auf Probleme fokussiert. Die Wissenschaft erklärt das so: Mit einer Katastrophe ist unser Leben evtl. zu Ende, darum müssen wir wissen, wo sie uns bedroht, wir müssen uns mit ihr beschäftigen, um sie zu verhindern. Darum hält unser Gehirn uns im „Dauerproblem-Modus“. Es geht ums Überleben. Wenn ich mit dem Flugzeug abstürze, ist die Zukunft weg, die vielen tausend Tage, die eigentlich noch kommen sollten.
Allerdings: Wenn ich heil lande – sind diese vielen tausend Stunden gewonnen, tausende geschenkte Tage! Was für ein Schatz! Was mache ich damit? Eine längere Phase des Glücks und der Dankbarkeit könnte vielleicht helfen, aus diesen Tagen etwas zu machen, damit sie nicht hingehen „wie ein Geschwätz“. Das Gehirn will von sich aus schnell vom Modus der Dankbarkeit umschalten auf den Stressmodus zur Katastrophenabwehr. Aber das Gehirn kann auch anders, wenn WIR wollen. Wollen Sie?
„Dankbarkeit“ ist nicht nur öfter angebracht – es ist ein Wert, für den sich Dankbarkeitsforscher einsetzen. Sie haben herausgefunden, dass Dankbarkeit das Wohlbefinden fördert, das soziale Verhalten bessert – sogar chronisch Kranken (andern natürlich auch) hilft es, dass sie sich um bis zu 20 Prozent besser fühlen. Allerdings reicht da das distanzierte „Danke“ oder nicht ernst gemeinte „Gottseidank“ nicht aus. Irgendwie muss der Dank aus dem Herzen kommen und es muss auch jemand angepeilt werden, dem man dankt, eine „externe Adresse“.
Sie denken vielleicht, Dankbarkeit sei etwas für die, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen oder die eben Glück haben. Nicht für Sie. Ihr Leben ist „gelaufen“, vieles schief gegangen? Sie hätten nun wirklich nichts, für das Sie danken könnten? Dann – bevor Sie weiterlesen – nehmen Sie sich jetzt ein Blatt Papier und schreiben mal auf, was früher schön war, vielleicht Kleinigkeiten, vielleicht doch Wichtigeres. Schreiben Sie alles auf (z.B. gleich unten in das Feld für Kommentare, wenn Sie mögen). Erfahrungsgemäß kommt da etwas! Manchmal ist das gar nicht wenig. Whow! Danke. Oder nicht? Und wie fühlen Sie sich?
Man muss das einfach mal bewusst erleben, was das Danken mit einem macht, um zu verstehen, dass der „Dankbarkeit“ so ein hoher Wert zugeschrieben wird. Der römische Staatsmann Cicero hat die Dankbarkeit die „höchste aller Tugenden“ genannt. In der Bibel hat sie eine noch tiefere Dimension, besonders bei Jesus.
Kennen Sie die Geschichte von den zehn Aussätzigen? Lukas erzählt sie in seinem Evangelium im 17. Kapitel ab Vers 11. Sie baten um Heilung und Jesus schickte sie, so aussätzig wie sie waren, ohne ein „Heilungswort“ zur „Gesundheitsbehörde“. Das waren damals die Priester. Auf dem Weg dorthin wurden sie rein. Anschließend haben sie sicher die vorgeschriebenen Dankopfer gebracht.
Aber das ist nicht das Besondere und nicht der Kern der Geschichte: Einer von ihnen, ein Samariter, drehte sich sofort um, als er sah, dass er heile Hände und Arme hatte und rannte zu Jesus zurück, außer sich vor Freude, und er fiel dankbar vor ihm nieder.
Ich vermute, dass die anderen auch glücklich waren, geheilt zu sein. Sie gingen heim und lebten wohl so weiter wie vorher. Dagegen der Samariter – so spontan wie er reagierte – er war schon anders. Sicher hatte er schon vorher von Jesus gehört, bevor er so krank vor ihm stand. Daher erwartete er viel von ihm. Er war sicher ganz durcheinander, als Jesus ihn und die anderen, krank wie sie waren, wegschickte zu den Priestern, als wären sie schon geheilt. Und als das dann eintrat, da explodierte er vor Freude. Da ging ihm auf, dass viel mehr als nur eine Krankenheilung in ihm geschehen war.
Jesus sagt es: „Dein Vertrauen hat dich gesund gemacht.“ Das wirkliche Wunder, das geschah, ist seine Umkehr, die Umkehr des ganzen Menschen. Seine Dankbarkeit hat sein Wesen in der Tiefe umgepflügt – nun kann neue Saat aufgehen. Seine Dankbarkeit hat die richtige Adresse erreicht und kommt aus dem Herzen. Von nun an wird sie vom Herzen in den Kopf und in die Hand gehen.
Erika Steinbeck
Hinweis der Redaktion: Auch der nächste Text, den wir auf HIMMELRAUSCHEN veröffentlichen, widmet sich dem Thema „Dankbarkeit“.
Ein schöner Artikel, der mir sehr gut gefällt. Ich denke, viele Menschen merken gar nicht, wieviel Grund sie haben, dankbar zu sein, auch wenn sie nicht gesund sind. Es gibt sehr viele Situationen, die mit bekannten Menschen und auch mit einem sehr nahe stehenden Menschen zusammenhängen , wenn man nachdenkt, die einem Grund liefern, dankbar zu sein. Das habe auch ich oft schon gemerkt. Aber Dankbarkeit muss man manchmal „zelebrieren“ oder einfacher gesagt zeigen, z.B. einem Menschen, der einem in einer unangenehmen oder bedrohenden Situation geholfen hat. Dankbarkeit ist ein hoher Wert, der einem selber gut tut und auch dem Menschen, dem man sie zugute kommen lässt. Aber sie muss ehrlich und echt sein. Dann spürt man selbst ein Glücksgefühl, wenn man es dem Menschen auch sagt oder als Dank ein kleines Geschenk macht. Manchmal vergisst man dieses Gefühl, weil andere Gedanken diese positiven Erlebnisse überlagern, gerade wenn man krank ist. Aber ich glaube zur Dankbarkeit gehört auch Empathie, die nicht unbedingt bei jedem Menschen so ausgeprägt ist aus unterschiedlichen Gründen. Aber viele Menschen nehmen alles als selbstverständlich in ihrem Leben an, dabei ist es das gar nicht. das spürt man am stärksten, wenn man selbst manches nicht mehr kann oder menschliche Verluste erleidet. Das Leben ist endlich. Aber sollte man nicht dann auch dankbar sein für die Dinge, die man erleben durfte und für die Erinnerungen, die man daran hat und für die Zeit, die – wenn auch nur begrenzt – noch vor einem liegt?